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Yoongi Pov

Gelangweilt liege ich auf dem Bett in meinem abgedunkelten Zimmer und starre an die Decke, während ich meine Arme hinter meinem Kopf verschränkt habe, sie als Kissen nutze. Meine Aufmerksamkeit erlangt erst mein Handy, als es den Raum mit seinem aufblinkenden Display erleuchtet.

Ich nehme eine Hand hinter meinem Kopf hervor und ergreife mein Handy, welches seinen Platz auf dem Boden gefunden hat und lese mir die Nachricht durch, die mir einer meiner College Freunde geschickt hat. „Beweg deinen Arsch hierher, Yoongi. Wir wissen genau, dass du nur faul rumliegst", lese ich die äußerst charmante Nachricht meines Freundes.

Selbstverständlich weiß ich sofort, wovon er redet. Schon den ganzen Tag liegt mir jeder in den Ohren, dass eine Studentenparty stattfindet und dass man die auf keinen Fall verpassen sollte. Eigentlich hatte ich nicht vor, hinzugehen. Partys, generell belebte Orte, sind nicht wirklich mein Ding. Allerdings lande ich dann irgendwie doch immer dort – wie wahrscheinlich auch heute. Denn tatsächlich schaffe ich es mir einzureden, dass es mir besser tun wird, zur Party zu gehen, statt hier rumzuliegen, den Sinn des Lebens zu hinterfragen und mich zu langweilen.

Eine Weile dauert es noch, bis ich es auf die Reihe kriege mich von meinem Bett aufzurappeln. Zwar wohne ich nicht im Wohnheim, allerdings habe ich mir eine der Wohnungen neben dem Campus gemietet. Somit brauche ich nicht lange zur Uni, wohne direkt auf dem Campus, habe gleichzeitig aber auch meine Ruhe von allen.

Meine Hände lasse ich einmal über mein Gesicht streichen, ehe ich ins Badezimmer schlendere, um mich ein wenig frisch zu machen. Mag sein, dass ich keine Person bin, die sich für Partys besonders rausputzt, aber in Jogginghose will ich da auch nicht unbedingt auftauchen. Eine Hose und ein Hoodie sollten es auch tun.

Der Weg über den Campus zum Studentenwohnheim ist länger, als er mir sonst vorkommt. Aber das liegt nicht daran, dass der Weg wirklich lang ist, sondern daran, dass ich mich immer wieder selber dabei ertappe, wie ich immer langsamer werde. Je näher ich dem Gebäude, welches ich bereits erkennen kann, komme, umso mehr steigt die Nervosität in mir.

Kurz bleibe ich stehen, überlege, ob ich doch einen Rückzieher machen soll. Zugesagt habe ich ihnen schließlich nicht, stattdessen habe ich gar nicht erst darauf geantwortet. Allerdings zwinge ich mich selber, weiter zu gehen, statt mich einfach umzudrehen und von allem wegzulaufen. Ich bin ein erwachsener Mann – ein erwachsener Mann sollte keine Angst vor Partys haben. Ein erwachsener Mann sollte keine Angst vor größeren Menschenmengen haben.

Jeder der mich kennt, würde mich als die Ruhe in Person beschreiben. Als jemand, der alles locker sieht, auf alles cool reagiert. Aber das ist nur der Schein, den alle von außen sehen. Innerlich bin ich ein komplettes durcheinander; in mir herrscht das reinste Chaos. Keiner weiß von meinen Diagnosen. Die soziale Phobie lasse ich mir nicht anmerken und tatsächlich frage ich mich, wie ich das schaffe. Es ist nicht einmal meine Absicht. Mit den Depressionen wirke ich auf andere einfach nur faul und uninteressiert. Aber das ist mir nur recht so. Ich mag das Image, was ich hier habe.

Letztendlich stehe ich also doch vor dem großen Gebäude und bevor ich einfach reingehe, stütze ich mich an der Wand des Hauses ab. Fuck. In mir steigt unglaubliche Panik auf, die ich versuche zu verdrängen. Der Gedanke daran, mich in diese schwitzende Menge zu begeben, lässt mich panisch werden. Ich spüre, wie sich die Panikattacke anbahnt und dieses Gefühl ist einfach nur widerlich.

Ich atme tief ein und aus, versuche mich zu beruhigen, indem ich beruhigend auf mich einrede. Es wird niemals Besserung geben, wenn ich mich nicht überwinde. Zwar wird es nie einfacher, egal, wie oft ich es schaffe, aber es ist immerhin ein Schritt nach vorne.

Daddy Issues || Yoonmin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt