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Jimin Pov

Sobald wir uns im Haus befinden und ich die Tür auch wieder hinter mir zuschlage, lehne ich mich mit dem Rücken gegen diese und benehme mich so, als wären wir vor einigen Sekunden knapp dem Tod entkommen. Obwohl ich mich nicht großartig bewegt habe und ohnehin sportlich recht aktiv bin, hat die ganze Situation meinen Herzschlag unglaublich erhöht. Es schlägt nicht einmal so schnell, wenn ich mit meinem Training fertig bin und das verwirrt mich im Moment ungemein, denn mein Training ist ziemlich anstrengend. Den Grund dafür, dass es so schnell schlägt, möchte ich mir allerdings ungerne eingestehen. Es kann einfach nicht an Yoongi liegen, nicht daran, was er eben gesagt hat. Nicht daran, dass seine Hand meine Haut berührt hat und auch nicht daran, dass er genau wusste, was ich mir in diesem Moment erhoffte.

Obwohl mein Onkel bereits die ganze Zeit vor mir steht, wird mir das erst bewusst, als er mit einem Räuspern auf sich aufmerksam macht. Gott, ihn habe ich ja total vergessen. Die ganze Situation erscheint mir jetzt noch seltsamer und ich merke augenblicklich, wie unwohl ich mich plötzlich in meiner eigenen Haut fühle. „Hey", lache ich, mache damit das Ganze hier nur noch peinlicher, weshalb ich die kleine Begrüßung auch sofort wieder bereue. „Naja, ich bin ganz schön erschöpft und habe auch noch einiges an Hausaufgaben zu erledigen", gebe ich von mir und gähne leider auch noch, wobei ich anmerken muss, dass meine schauspielerischen Fähigkeiten einer glatten sechs entsprechen. „Deshalb gehe ich mal auf mein Zimmer."

Mit den Worten setze ich mich auch schon in Bewegung, schaffe es aber nicht einmal mit meinem Fuß die erste Stufe zu berühren, als mein Onkel die Hand ausstreckt und sie auf die Wand platziert, womit er mir den Weg versperrt. „Erschöpft? Hausaufgaben? Ja ja, von wegen. Das kannst du vielleicht deinem Vater erzählen, aber nicht mir, Kleiner", entgegnet er mir. „Ab in die Küche mit dir." Er deutet mit dem Kopf in Richtung Küche und schaut mich abwartend an, als ich ihn noch einen Moment mustere. Abwimmeln werde ich ihn nicht können, ich könnte jetzt vermutlich sogar auf mein Zimmer rennen und er würde mir trotzdem folgen. Ich hoffe einfach, dass er das, was er eben gesehen hat, falsch einschätzt. Vielleicht will er ja auch gar nicht darüber reden.

„Das war aber auch nichts", denke ich laut, womit ich mir eher Mut zusprechen möchte und gehe an ihm vorbei, steuere die Küche an. „Wie bitte?", sagt mein Onkel nur, doch ich winke schnell ab. „Nichts, nichts", sage ich nun auch lauter, da hebt er sein Bein und tretet mir ganz leicht gegen den Hintern, was mich das Gesicht verziehen lässt.

In der Küche angekommen setze ich mich also auf einen Hocker, seufze innerlich ausgiebig, als er zwei Gläser rausholt und sie mit Saft füllt. Es herrscht noch kurz eine komische Stille, ich würde gerne irgendetwas ansprechen, doch mir fällt irgendwie nichts ein. Erst, als er mit den vollen Gläsern neben mir Platz nimmt und mir eines davon reicht, scheint mein Kopf wieder arbeiten zu wollen.

„Sag mal, Onkel Byun, wie war eigentlich deine Reise so? Du hast noch gar nichts erzählt." Stolz darüber eine so perfekte Frage und somit Ablenkung gefunden zu haben, nehme ich das Glas mit dem Saft in die Hand und nippe leicht an diesem. Ich verschlucke mich aber fast, als er meinen Plan offensichtlich perfekt durchschaut.

„Fang mir bloß nicht so an, Chim!", lacht er und schlägt ganz leicht gegen meine Schulter. „Versuch gar nicht erst vom Thema abzulenken. Na los, erzähl schon." Abwartend schaut er mich an und das Glänzen in seinen Augen, welches ich sehe, als ich meinen Blick auf ihn lenke, verwirrt mich tatsächlich ein wenig. Und irgendwie macht es mir Angst, ich weiß auch nicht. „Eh, was... was meinst du?", bringe ich hervor und merke sogleich auch, wie warm mir augenblicklich wird. „Na was wohl! Meinst du etwa, ich bin blind? Mein Sehvermögen ist noch eins a, für wie alt hältst du mich denn bitte?", beschwert er sich, ehe er mir wieder leicht gegen die Schulter schlägt.

„Weißt du, ich muss zugeben, dass ich ein wenig überrascht bin. Nicht darüber, dass du schwul bist, eher darüber, dass es Yoongi ist. Als ihr mich abgeholt habe, habt ihr euch echt überhaupt nichts anmerken lassen", beginnt er nun, was mir das Blut in den Adern gefrieren lässt. Was soll das denn jetzt bedeuten? Mein ganzer Körper verkrampt sich und das von dem Moment an, als dieses eine Wort über seine Lippen kommt und er es in Verbindung mit mir bringt. Schwul. Ich habe absolut nichts gegen Schwule, das kann ich gar nicht oft genug sagen, aber es hat nichts mit mir zu tun. Ich bin nicht homosexuell. Wie kann er sowas also einfach sagen?

„W-warte mal einen Augenblick!", gebe ich sogleich von mir, kann die Hektik in meiner Stimme auch gar nicht verstecken. „Du hast etwas ganz falsch aufgefasst", versuche ich ihm zu erklären, doch seine nächsten Worte machen es auch nicht besser. „Oh", macht er zunächst. „Entschuldige. Seid ihr etwa doch nicht zusammen? Ist das alles noch frisch, oder wie?", meint er nun, woraufhin ich die Augen weite. Was passiert hier gerade bitte?

Im nächsten Moment schüttle ich hektisch den Kopf. „Ich bin nicht... ich", stammel ich, doch er zieht nur die Augenbrauen zusammen und unterbricht mich wieder. „Was ist denn plötzlich in dich gefahren, Chim. Hast du etwa ein Geist gesehen oder was?", lacht er leicht. Mir ist jedoch überhaupt nicht zum Lachen zumute. Also schließe ich die Augen und atme einmal tief durch. Okay, Jimin. Beruhig dich. Erklär ihm einfach alles, das ist nur ein Missverständnis. Sowas kommt halt vor.

Wir sind nicht frisch zusammen, weil überhaupt gar nichts zwischen uns läuft. Ich stehe nicht einmal auf Typen, sondern auf Frauen. Yoongi ist nur ein Freund, nichts weiter. Mein Hyung, okay? Das zwischen uns ist einfach nur Freundschaft, keine Beziehung."

Auf meine Worte hin zieht er die Augenbrauen etwas zusammen und bedeckt mich mit einem Blick, der mir nicht allzu gefällt. Wieso reagiert er nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe? Er soll lieber überrascht sein und schließlich darüber lachen, weil es nur ein dummes Missverständnis war. „Jimin, bist du dir sicher? Was war denn dann das ebe-", möchte er sagen, doch im nächsten Moment platzt auch schon mein Vater in die Küche und ist sogleich auch ziemlich laut.

„Muss man hier drinnen eigentlich alles alleine machen?!", beschwert er sich - worüber weiß ich auch nicht. Und ich finde es auch nicht heraus. Als mein Onkel sich ihm nämlich widmet und die beiden auch anfangen zu reden, weiß ich gar nicht, über was genau. In meinem Kopf herrscht nämlich ein absolutes Chaos und ich versuche diese wirren Gedanken wieder zu ordnen. Fürs erste komme ich jedoch zu einem Entschluss.

Das Ganze mit Yoongi ist ausgeartet und in eine Schiene gerutscht, die mir überhaupt nicht geheuer ist.

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Partnerstory written by @riawinchesterx & @elijeon

Daddy Issues || Yoonmin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt