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Jimin Pov

Meine Hände ruhen in den Taschen meiner Jacke, während ich mit dem Rücken gegen die Wand lehne. Meine Augen sind auf meine Freunde gerichtet, die vor mir stehen und sich über irgendetwas unterhalten. An dem Gespräch beteilige ich mich eher weniger, viel lieber würde ich mir jetzt sogar Kopfhörer in die Ohren stecken und Musik hören und das auch, für die nächste Doppelstunde, weil ich überhaupt keine Lust auf Unterricht habe. Es sind die letzten zwei Stunden, bevor ich Schulschluss habe und mich mit Yoongi treffen kann, umso länger erscheinen sie mir also.

„Jimin", erlangt Taehyung meine Aufmerksamkeit, woraufhin ich meinen Kopf in seine Richtung drehe. „Meine Eltern sind am Samstag den ganzen Tag nicht da, also kannst du zum Zocken vorbeikommen. Wir können auch Pizza bestellen und bevor du was sagst, ja, die geht auf mich", lacht er leicht, doch ich lege die Stirn in Falten und schaue ihn kurz überrascht an, ehe ich in schief angrinse. Er scheint sofort zu verstehen, worauf ich hinaus möchte und seufzt. „Ach komm schon, du kannst schon wieder nicht?", gibt er von sich und ich schüttle schließlich den Kopf. „Tut mir echt leid, Taehyung-ah, wieso fragst du nicht Jungkook? Der kann bestimmt", schlage ich ihm vor, weshalb er zwar seufzen muss, dann aber nickt.

„Hatte ich eh vor. Aber ich wollte auch meinen besten Freund dabei haben, der hat aber seit Kurzem jedes verfluchte Wochenende was besseres vor", beschwert er sich, doch ich hebe nur den Fuß und kicke ganz leicht gegen sein Bein. „Hab dich nicht so, Tae. Wir sehen uns ja unter der Woche und das auch oft nach der Schule", erwidere ich, was ihn schließlich ruhigstellt.

Natürlich kann ich Taehyung teilweise verstehen, sich am Wochenende zu treffen ist entspannter, aber seitdem Yoongi mich an diesem einen Samstag abgeholt hat, wir den Tag miteinander verbracht haben und ich schließlich auch noch über Nacht bei ihm geblieben bin, hat sich so einiges verändert. Ich fand den Tag so schön, dass ich ihn am darauffolgenden Samstag wieder gefragt habe und naja, keine Ahnung, er hat zugestimmt und seitdem machen wir das jedes Wochenende. Inzwischen ist das eine Art Gewohnheit, oder besser gesagt, eine kleine Tradition von uns geworden. Wir verabredeten uns für den Tag nicht einmal mehr, oder sprechen irgendetwas ab, weil das eben einfach nicht nötig ist.

„Schau mal, Jimin, die Neue macht dir wieder schöne Augen", Kihyun meldet sich nun zu Wort, schaut mich an und klimpert mehrmals übertrieben mit den Wimpern, ehe er und die anderen zu lachen beginnen. Auch ich muss wegen seiner Aufmachung etwas lachen, hebe dann aber die Augenbraue und schaue nach links, wo ich sie dann auch erkennen kann. Seit gut einer Woche - vielleicht auch länger, ich weiß es wirklich nicht - haben wir eine neue Schülerin auf der Schule. Laut meiner Freunde steht die ja total auf mich, doch ich denke einfach, dass sie es hierbei wieder einmal total übertreiben.

Aber selbst wenn sie es nicht tun, wäre es mir egal, denn mal abgesehen davon, dass sie nicht unbedingt meinem Typ entspricht, habe ich zurzeit eh kein Bock auf irgendetwas Neues. Und Zeit genauso wenig. „Die starrt voll her, wieso gehst du nicht rüber und klärst dir ihre Nummer?", grinst mein Kumpel. Kurz schaue ich zu ihm, dann aber wieder zu ihr. Unsere Blicke treffen sich daraufhin einen Moment und sie lächelt verlegen, ehe sie sich wieder ihren Freunden widmet und kurz darauf alle zu kichern beginnen, was mich mit den Augenbrauen zucken lässt.

„Die starrt nicht mich an", versuche ich mich rauszureden und drehe den Kopf wieder nach vorne, wobei ich diesen auch gleich etwas gegen die Wand lehne. „Alter, bist du blind?", lacht Kihyun und ein anderer aus der Gruppe legt seine Hand auf meine Schulter, drückt leicht zu und grinst ebenso. „Was ist denn los, Park, sonst lässt du dir so eine Chance doch auch nicht entgehen?", möchte er wissen, doch ich zucke lediglich mit den Achseln. Meine Güte, wie kann man so penetrant sein? Ich verstehe bis heute nicht, wieso das überhaupt immer so ein Thema ist. Meiner Meinung nach interessiert die mein „Liebesleben" ein bisschen zu sehr. Ich mag meine Freunde, natürlich tue ich das, sonst wären wir wohl kaum befreundet, aber manchmal können die echt nicht locker lassen.

Umso glücklicher bin ich also, als mein Lehrer kommt und ich mir somit keine Ausrede einfallen lassen muss, um mich abzuklingen. „Was auch immer, ich muss jetzt zum Unterricht. Wir sehen uns dann morgen", verabschiedete ich mich von ihnen und gehe in den Kurs, den ich glücklicherweise mit keinem meiner Freunde habe. Nur leider muss ich mir noch einige dumme Sprüche von ihnen anhören, bis ich die Klasse betrete, da dieses Mädchen auch in den Kurs und demnach in den selben Raum muss. Da fallen nunmal solche Worte wie „Das ist deine Chance, Park!" gefolgt von Gelächter und Gepfeife.

Sobald ich auf meinem Platz sitze, seufze ich laut und lege kurz darauf den Kopf in den Nacken, während ich die Augen schließe. Am liebsten würde ich die nächsten zwei Stunden verschlafen oder sowas, Physik ist einfach überhaupt nicht mein Fach, ich könnte sogar behaupten, dass es schlimmer als Mathe ist. Und ich hasse Mathe wirklich.

„Ist alles in Ordnung?", ertönt eine sanfte Stimme, weshalb ich den Kopf wieder aufrichte und schließlich in das Gesicht der Person schaue. Es ist das, von der Neuen, ich kenne tatsächlich nicht einmal ihren Namen und das, obwohl sie direkt vor mir sitzt und wir den Kurs mehrmals in der Woche haben. „Eh, ja. Klar. Alles gut", erwidere ich und zwinge mir noch kurz ein Lächeln auf, setze mich etwas ordentlicher auf dem Platz und räuspere mich ein wenig. Auch sie nickt schüchtern, dann nimmt sie aber selbst Platz.

Glücklicherweise verlaufen die beiden Stunden recht angenehm, der Lehrer redet größtenteils, sodass wir nicht selbst arbeiten, sondern lediglich zuhören müssen - was in meinem Fall aber nicht passiert. Gegen Ende der letzten Stunde schreibt er dann aber noch etwas an die Tafel, was wir abschreiben sollen. Direkt mitbekommen tue ich das jedoch nicht und als alle ihre Blöcke und Stifte rausholen, schaue ich anfangs etwas verloren um mich. Doch ich realisiere schnell, was Sache ist, bin auch froh darüber, nicht nachfragen zu müssen und Ärger zu riskieren.

Nur habe ich dann ein anderes Problem. Ein unbeschriebenes Blatt finde ich zwar noch in meinem Block, aber beim Stift wird es kritisch, da ich mein Etui im Spind vergessen habe. Ich habe es bereits den ganzen Tag dort drin liegen und obwohl ich mir nach jeder Stunde vorgenommen habe, es nicht zu vergessen und es zu holen, tat ich es nicht. Aber sich darüber zu ärgern bringt mich jetzt auch nicht weit, viel eher brauche ich eine Lösung.

Demnach denke mir auch nichts Großes dabei, als ich meine Hand ausstrecke und der Neuen auf die Schulter tippe, woraufhin sie sich zu mir dreht. „Entschuldige, aber hättest du vielleicht einen Stift für mich?", frage ich sie. Sie schaut mich kurz etwas überrumpelt an, nickt dann aber heftig und dreht sich wieder nach vorne, nur, um schließlich in ihrem Etui nach einem Stift zu kramen. Den legt sie mir dann lächelnd auf den Tisch.

Mehr als ein „Danke" sage ich dazu nicht, stattdessen schreibe ich das von der Tafel ab, was ungefähr zehn Minuten dauert. Und als die Klingel schließlich ertönt und der Lehrer noch irgendetwas in den Raum ruft und ich das letzte Wort abschreibe, hebe ich den Blick wieder. Im selben Moment dreht sie sich in meine Richtung, schaut mich somit an, und ich möchte ihr gerade den Stift reichen, als sie den Kopf schüttelt. „Du kannst ihn mir wann anderes zurückgeben", lächelt sie wieder einmal, doch dabei bleibt es nicht. Sie legt schließlich einen kleinen Zettel auf meinen Tisch, den ich kurz perplex anschaue, ehe sie noch sagt: „Oder behalte ihn ruhig." Sie schmunzelt, steht auf und verschwindet schließlich aus dem Raum.

Verwirrt über die Situation, packe auch ich alles ein, den Zettel nehme ich erst in die Hand, als ich aufstehe und ebenso aus dem Raum gehe. Im Flur klappe ich die kleine Notiz auf.

Es ist eine Nummer - wahrscheinlich ihre Eigene -, mit einem Smiley drunter. Keine Worte oder etwas Derartiges. Mir kommt das Ganze ein wenig seltsam vor, ich verstehe ihr Handeln nicht, denn irgendwelche Signale, dass ich Interesse habe, habe ich ihr eigentlich nicht gesendet.

Aber dann denke ich an ihre Art mir gegenüber und stelle fest, dass sie da was falsch verstanden haben könnte. Wir hatten hin und wieder mal Augenkontakt, was sie bereits zum Lächeln oder kichern gebracht hat. Wenn das die „Signale" meinerseits gewesen sein sollten, scheint sie auf jeden Fall sehr schüchtern zu sein. Es muss sie bestimmt große Überwindung gekostet haben, mir den Zettel mit ihrer Nummer zuzustecken, das vermute ich zumindest.

Naja, wie auch immer.

Vor meinem Spind falte ich den Zettel zusammen und lege ihn in diesen hinein, ehe ich meine Bücher ablade und die Tür wieder zuschließe. Taehyung weiß, dass ich noch etwas vorhabe und wartet somit nicht auf mich, weshalb ich schließlich nach draußen gehe. Dabei kann ich nicht leugnen, dass die Vorfreude, Yoongi zu treffen, riesig ist und das, obwohl wir uns erst gestern getroffen haben.

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Partnerstory written by @riawinchesterx & @elijeon

Daddy Issues || Yoonmin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt