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Jimin Pov

Einen tiefen Schlaf hatte ich noch nie, mich weckt nahezu jedes Geräusch, weshalb ich auch immer merke, wann mein Vater nach Hause kommt und das egal zu welcher Uhrzeit. Deshalb drehe ich mich auch auf dem Rücken und öffne die Augen, als mein Handy einen lauten Ton von sich gibt. Meine innere Uhr scheint nicht so zu funktionieren, ich kann nicht genau sagen, wie spät es ist, aber es fühlt sich zu früh an. Viel zu früh. Umso mehr verwirrt mich also der Fakt, dass mir jemand geschrieben hat und da ich leider auch zur Neugier tendiere, strecke ich meine Hand aus und taste auf meinem Nachttisch nach dem Handy.

Nach einigen erfolglosen Griffen packe ich es dann auch endlich. Mir das helle Display aber direkt vor die Nase zu halten, erweist sich als fataler Fehler, da meine Augen kaum an das grelle Licht gewöhnt sind, womit ich sie auch wieder schlagartig zusammenkneife. Einen kurzen Moment lasse ich mir die Ruhe, richte mich auf und öffne lediglich ein Auge, um die Helligkeit runterzufahren und nach einigen weiteren Sekunden kann ich dann auch schauen, wer mir geschrieben hat. Nämlich Yoongi.

Es sind genau zwei Nachrichten von ihm und diese starre ich einen Moment lang an, versuche zu verstehen, was sie zu bedeuten haben, fast so, als wären sie ein einziges Rätsel. Dabei steht dort klipp und klar, was er von mir möchte. In der Ersten steht einfach nur: »Guten Morgen, Jimin, hier ist Yoongi. Ich hoffe, du bist schon wach und hast gut geschlafen.« Diese Nachricht lässt mich auch schmunzeln. Viel eher ist es die Zweite, welche mich ein wenig verwirrt. »Schaffst du es dich in zwanzig Minuten fertigzumachen? Dann würde ich unten auf dich warten.«

Die Uhr verrät mir, dass es in zwanzig Minuten acht Uhr morgens ist und es ist Samstag. Daher halte ich das Ganze auch für einen Scherz, als ich ihm jedoch antworte und wir daraufhin einige Nachrichten austauschen, versichert er mir, dass er es tatsächlich ernst meint. Und obwohl ich etwas mehr Schlaf gebrauchen könnte, verblasst meine Müdigkeit mit einem Mal und ich sage einfach zu. Ganz egal, was er vorhat, ich bin dabei. Nicht nur, weil ich andernfalls meinen verkaterten Vater unten wieder begegnen müsste, sondern auch, weil ich Yoongi gerne wieder sehen würde.

Eine schnelle Dusche später stehe ich also wieder in meinem Zimmer und ziehe mir etwas Bequemes an, greife mein Handy, als auch meine Jacke - selbst, wenn ich Yoongis Jacke gestern gerne getragen habe - und gehe aus dem Haus. Und tatsächlich steht er auch schon mit seinem Auto vor meiner Haustür, weshalb ich lächelnd auf dieses zugehe, einsteige und ihn schließlich begrüße.

„Hyung, wo bringst du mich um diese Uhrzeit hin?", frage ich ihn, während ich mich anschalle, woraufhin er schließlich auch losfährt. „Wie läuft dein typischer Samstagmorgen ab, Jimin?", fragt er mich, statt mir zu antworten, was mich mit den Achseln zucken lässt. „Samstags schlafe ich etwas länger, da ich kaum aus dem Bett komme. Dann gehe ich in die Küche und esse etwas, meistens Cornflakes, und danach verschwinde ich auf mein Zimmer, bis Taehyung sich irgendwann bei mir meldet. Oder ich mich eben bei ihm", erkläre ich ihm. „Ganz schön langweilig, warum fragst du?", lege ich dann noch nach, ohne den Blick dabei von ihm zu nehmen. Wie denn auch? Sein Seitenprofil ist mindestens genau so schön, wie der Rest von ihm.

Gott, zum Glück habe ich das nicht ausversehen laut ausgesprochen, das hat sich ganz schön schwul angehört. Was ich nicht bin.

„Cornflakes?", pickt er sich aus meinem Gesagten heraus und dreht den Kopf kurz in meine Richtung. „Ich zeige dir mal, wie so ein richtiges Frühstück aussehen kann."

Er parkt das Auto direkt vor einem Café und ich mustere es von meinem Platz aus. Ich kenne dieses Café nicht und hier gegessen, oder es auch nur betreten habe ich demnach auch nicht. Aber ich verstehe, worauf er hinaus möchte, weshalb ich mich grinsend zu ihm drehe. „Das hört sich gut an", sage ich schließlich.

Im Café drinnen entscheiden wir uns für einen gemütlichen Platz, welcher aus einem weichen, pastellfarbenen Sofa und einem weißen Tisch besteht. Es liegt ein angenehmer Duft im Raum, im Hintergrund spielt leise Musik und es sind auch nicht viele Leute hier, was das Ganze ziemlich behaglich werden lässt. Yoongi und ich sitzen direkt nebeneinander. „Bestell dir, was auch immer du möchtest, es geht auf mich", erklärt er nun, woraufhin ich die Stirn in Falten lege. „Na, das will ich auch hoffen, Hyung, immerhin hast du mich hierher geschleppt", scherze ich, was ihn wieder mal lächeln lässt. Meine Miene wird jedoch weicher und irgendwie werde ich auch ein wenig schüchtern, als auch ich ihn nur mit einem Lächeln anschaue.

„Dankeschön, Yoongi, das ist echt schön hier", bedanke ich mich schließlich mit einer ruhigen, sowie ernsteren Stimme, woraufhin er als Antwort einfach seine Hand auf mein Bein legt.

Sobald wir unsere Bestellung aufgeben, lehnen wir uns etwas zurück und ich schaue mich ein wenig in dem kleinen Café um. Allerdings nur für ganz kurz, denn Yoongi erhält wieder meine Aufmerksamkeit, als er zu sprechen beginnt. „Eigentlich habe ich mir vorgenommen, dich nicht zu fragen, weil das ein wenig peinlich werden könnte, wenn ich daneben liege", beginnt er, weshalb ich die Augenbrauen leicht zusammenziehe. „Aber irgendwie lässt mich der Gedanke nicht los." Nun nimmt er eine andere Haltung an, lenkt seinen Blick direkt auf mich und stützt seinen Kopf auf einer Hand ab.

„Dein Vater kam mir bereits gestern ziemlich bekannt vor, ich dachte mir, dass er einfach irgendwem ähnlich aussehen muss. Mir ist nicht eingefallen, wem, aber halt mich für verrückt, ich habe auch noch im Bett darüber nachgedacht. Und dort ist es mir dann auch eingefallen, aber anfangs dachte ich einfach nur, dass er so aussieht, wie er. Doch im Nachhinein betrachtet kommen mir da so einige Zweifel. Wenn ich mich nämlich richtig erinnere, habe ich an den Wänden in eurem Flur so einige goldene CDs gesehen und... Gott, ich komme mir so dumm vor, dich das zu fragen", erklärt er mir, wobei er zugegebenerweise echt süß aussieht. Zum ersten Mal merke ich ihm an, dass ihm etwas wirklich unangenehm ist, weshalb ich etwas lachen muss. Dennoch kann ich es mir nicht länger mit ansehen, weshalb ich mich dazu entscheide, ihn zu erlösen.

„Du musst deine Frage gar nicht aussprechen, ich weiß, was du fragen möchtest. Und die Antwort lautet: Ja, er ist es. Mein Vater ist Joe Rock", erkläre ich ihm, wobei er die Augenbrauen für einen kurzen Moment etwas anhebt, ehe er seinen üblichen Gesichtsausdruck aufsetzt. „Wow, also tatsächlich."

Natürlich heißt mein Vater mit echtem Namen nicht so, sein richtiger Name ist Park Jooheon, aber die meisten Menschen kannten ihn damals unter dem Namen Joe Rock. Er war nämlich Mitglied einer Rockband namens Rise Pine und die ist selbst heute nicht gerade unbekannt. Die Stimme meines Vaters - er war der Liedsänger - wurde über Jahre hinweg gefeiert und gepreist. Sie brachte so manche Lieder in die Charts, die Band hatte einen Durchbruch nach dem anderen. Rise Pine war zu der Zeit ständig auf Tour und verdammt erfolgreich.

Selbstverständlich habe ich das alles nicht erlebt, ich bin erst viel später auf die Welt gekommen. Früher, als Kind, war ich zwar immer in den Tourbussen und habe somit auch so einiges gesehen, aber der Aufstieg der Band war viel früher und die ganzen Geschichten sowie Informationen dazu entnehme ich somit aus den Erzählungen meines Onkels. Der Bandkollege und beste Freund meines Vaters, mit welchem ich mich wirklich gut verstehe. Er wohnt sogar bei uns, aber zurzeit ist er nicht sehr oft zu Hause, was ich tatsächlich schade finde, da ich ihn wirklich mag.

„Wenn es dich interessiert, kann ich dir erzählen, wie das in so einem Tourbus ist. Ich war zwar etwas jünger, aber es gibt durchaus Dinge, an die ich mich erinnere", schlage ich Yoongi schließlich vor, welcher daraufhin mit einem Nicken einstimmt.

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Partnerstory written by @riawinchesterx & @elijeon

Daddy Issues || Yoonmin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt