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Jimin Pov

Mit dem Gedanken an die gestrige Party greife ich nach einer Schüssel, einer Packung Milch und Cornflakes. Der Rest der Party ist genauso gut verlaufen, wie es der Fall war, als ich Yoongi kennen gelernt habe. Wir sind ein wenig über den Campus gelaufen und haben geredet, bis er mich sogar an eine Bushaltestelle begleitet hat. So ganz ohne Freunde wollte ich den Weg zurück dann doch nicht laufen.

Wir haben keine Nummern oder Ähnliches ausgetauscht, was ich ein wenig schade finde und es bereuen, nicht nachgefragt zu haben, tue ich ebenfalls. Immerhin weiß ich nicht, ob ich ihn jemals wieder sehen werde. Aber vielleicht ist das auch besser so, dann kann ich mich auf mich konzentrieren und schließlich war er ohnehin viel zu alt, als das er mit mir abhängen wollen würde.

Ein weibliches Kichern reißt mich aus den Gedanken und ich hebe meinen Blick, um direkt ins Wohnzimmer blicken zu können. Da sitzt mein Vater mit irgendeiner seiner weiblichen Begleiterinnen auf seinem Schoß. Das kommt so oft vor, dass ich einfach nur die Augen darüber verdrehen kann, da ich es tatsächlich schon gewohnt bin.

Mein Vater scheint betrunken zu sein, was mich vermuten lässt, dass er erst eben mit ihr nach Hause gekommen ist, was wiederum heißt, dass er die ganze Nacht feiern war. Auch das ist keine Seltenheit. Ich versuche das Schmatzen der beiden irgendwie auszublenden und drehe ihnen den Rücken zu, um mir den Appetit nicht zu verderben. Dafür ist es nur leider schon zu spät. Das können die doch wenigstens in seinem Zimmer fortführen, statt direkt vor meinen Augen.

„Jimin, bring mir noch ein Bier, diese Scheiße ist schon leer", sind die Worte meines Vaters, die mich wieder in seine Richtung schauen lassen. Ehe ich reagieren kann, hat er auch schon die Flasche in meine Richtung geschmissen, direkt an die Wand, sodass sie neben mir zu Bruch geht. Ich weiß, dass er nicht auf mich gezielt hat, allerdings war es gefährlich nah und hätte er verfehlt, dann wäre ich nun wahrscheinlich einen Kopf kürzer. Oder tot.

Ihn scheint das allerdings recht wenig zu interessieren, da er sich umdreht und seine Begleitung aus dem Wohnzimmer führt. „Willst du das einfach so liegen lassen?", frage ich nach, auch, wenn ich weiß, dass die Antwort alles andere als positiv ausfallen wird. „Wenn es dich so stört, dann räum es doch einfach selber auf", zuckt er mit den Schultern, verschwindet daraufhin dann auch schon komplett.

Ich atme einmal tief durch, um nicht den Verstand zu verlieren. Mit ihm zu diskutieren bringt mich sowieso nicht weit. Mein Vater interessiert sich nicht für mich. Manche in meinem Alter könnten meinen, dass das purer Luxus ist, da mir keiner vorschreibt, dass ich lernen soll oder wann ich zu Hause sein muss. Aber zu gerne hätte ich einen Vater, für den ich interessant genug bin, um sich über sowas Gedanken zu machen. Meinem Vater bin ich komplett egal, er gibt sich nicht einmal die Mühe, handgreiflich zu werden. Stattdessen beachtet er mich nicht und wenn er dann doch mal mit mir spricht, ist es nur, um mich herumzukommandieren. Würde mich nicht einmal wundern, wenn er mir erzählen würde, dass er dachte, ich sei das Hausmädchen und nicht sein Sohn.

So ungerne ich es auch zugebe muss ich gestehen, dass mir väterliche Liebe wirklich fehlt. Ich hätte gerne jemanden, den ich als Vorbild sehen könnte. Jemanden, der sich wirklich für mich interessiert, aber leider kann ich davon nicht einmal träumen. Ich nehme also einen Handbesen und knie mich hin, um die Scherben wegzufegen, welche ich dann in die bereits ziemlich volle Mülltonne werfe. Die müsste wohl auch mal geleert werden.

Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich mich lieber beeilen sollte, wenn ich nicht zu spät kommen möchte, also widme ich mich letztendlich doch meinen Cornflakes zu, welche ich innerhalb weniger Sekunden in meinem Magen landen. Dabei vergesse ich komplett, dass ich meinem Vater eigentlich noch ein Bier bringen sollte.

Ich greife nach der leeren Milchverpackung und versuche sie irgendwie noch in die volle Mülltonne zu quetschen, als sich plötzlich ein scharfer Schmerz über meine ganze Hand zieht, weswegen ich diese sofort zurück ziehe.

Bei dem Anblick, welcher sich mir bietet, ziehe ich scharf die Luft ein. Die Scherben in der Mülltonne haben mich geschnitten und das leider nicht sehr klein. Die Wunde zieht sich von meiner Hand über mein Handgelenk und hätte ich nicht rechtzeitig nach einem Tuch gegriffen, um es gegen die blutende Wunde zu drücken, dann hätte sich wahrscheinlich eine Blutlache auf dem Küchenboden gebildet.

„Scheiße", fluche ich und weiß nicht, was ich tun soll. Zum passenden Zeitpunkt sehe ich, wie mein Vater wieder das Wohnzimmer betritt. „Dad", bringe ich, ein wenig hilflos, hervor. „Ich hab mich geschnitten", teile ich ihm – in der Hoffnung, dass er mir zur Hilfe eilt – mit. Allerdings frage ich mich daraufhin, was ich eigentlich erwartet habe.

Während er nämlich gemütlich zum Kühlschrank schlendert, um sich ein Bier zu holen, wirft er einen Blick auf mein Handgelenk. „Ist doch nur eine kleine Wunde. Nimm es wie ein Mann und mach ein Verband oder so ein Scheiß drum", zuckt er mit den Schultern. „Übrigens hast du mein Bier vergessen." Mit diesen Worten lässt er mich alleine und blutend zurück.

Das Blut färbt allmählich das ganze Tuch rot, weswegen ich ins Badezimmer eile und versuche mir den Verband irgendwie selber zu holen, um damit die Blutung zu stoppen.

„Was ist eigentlich mit deinem Arm passiert?", hakt Taehyung nach und deutet auf den Verband an meinem Handgelenk, während wir uns in Richtung Sporthalle begeben. Umgezogen haben wir uns schon und somit konnte ich ihn nicht länger unter meinem Pulli verstecken.

„Ach, nichts wichtiges. Ich hab mich nur an Glas geschnitten", winke ich ab, damit er sich keine Sorgen macht oder weitere Fragen stellt. Aber da Taehyung nun mal Taehyung ist, lässt er nicht locker. „Ich bezweifele stark, dass wegen einer kleinen Wunde, wie du sie darstellst, ein Verband nötig ist", gibt er zu bedenken.

In der Sporthalle angekommen bleibe ich stehen und stelle mich vor ihn. „Es ist wirklich nicht schlimm, wenn du mir nicht glaubst, kann ich es dir ja einfach zeigen. Ich brauche das Teil sowieso nicht mehr."

Ich lockere die Bandage und nehme die Schichten langsam ab, um ihm beweisen zu können, dass es wirklich nicht so schlimm ist. Je mehr Schichten des Verbandes ich allerdings wegnehme, umso skeptischer werde auch ich. Der Stoff hat sich mit meinem Blut vollgesaugt und tatsächlich ist es auch immer noch am bluten.

Zu diesem wirklich unpassenden Zeitpunkt betritt auch unser Lehrer die Sporthalle und das erste, was er sieht, ist mein blutender Arm. „Was ist denn hier los?", kommt es überfordert von ihm. „Jimin, sofort ins Krankenzimmer, bevor du uns hier noch verblutest", weist er mich an, aber auch diesmal winke ich ab.

„Es ist alles okay. Wenn ich den Verband drum mache, blutet es nicht mehr", versuche ich mich da irgendwie rauszureden. „Das war keine Bitte und auch kein gut gemeinter Vorschlag. Begib dich sofort ins Krankenzimmer."

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Partnerstory written by @riawinchesterx & @elijeon

Daddy Issues || Yoonmin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt