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Jimin Pov

Erschöpft von dem langen Tag in der Schule öffne ich, wie sonst auch immer, den Briefkasten und nehme alles an Briefen in die Hand, die wir erhalten haben. Daraufhin schließe ich auch gleich die Tür auf und begegebe mich ins Haus. In der Hoffnung, dass etwas Interessantes dabei sein könnte, als nur unnötige Werbung oder irgendwelche Rechnungen, schaue ich alles durch. Erst, als ich einen an mich adressierten Brief entdecke, lege ich den Rest zur Seite.

Anfangs bin ich ein wenig verwirrt, da ich so gut wie nie Briefe bekomme, als ich allerdings den Stempel darauf sehe, ziehe ich scharf die Luft ein. School of Performing Arts Seoul. „Oh mein Gott", entkommt es mir leise und in Sekundenschnelle öffne ich den Brief.

Nicht sicher darüber, ob man bei einer Ablehnung einen Brief erhält, lese ich mir alles sorgfältig durch – zweimal. Und tatsächlich; da stehen Worte, von denen ich nicht erwartet hätte, dass ich sie jemals in einem an mich gerichteten Brief lesen würde. „Hiermit laden wir Sie, Park Jimin, zum Vortanzen in unsere Schule in Seoul ein", gefolgt von einem Datum und einer Adresse.

In mir wächst das Bedürfnis kreischend im Raum rumzuspringen, allerdings versuche ich mich zusammen zu reißen, umgreife das Stück Papier fest und beiße mir auf meine Unterlippe. Ich kann's einfach nicht glauben. Das ist eine wirklich große Chance für mich.

Die SOPA (School of Performing Arts) war schon immer eine Traumschule für mich. Ich liebe es schon von klein auf zu tanzen und während andere nach der Schule auf einer Universität weiter machen wollen, war es schon immer mein Traum, es auf diese Schule zu schaffen und mit meinem Hobby etwas Großes zu erreichen.

Da ich bald meinen Abschluss habe, habe ich mich auf gut Glück mit einem Tanzvideo beworben. Ein Tanzvideo darf jeder einreichen, das ist die Bewerbung, allerdings werden nur sehr wenige von diesen Bewerbern auch wirklich genommen. Aber damit ist es nicht getan. Wenn man es, im sehr unwahrscheinlichen Fall, dann doch schafft irgendwie durchzukommen, wird man eingeladen, um vorzutanzen. Wenn man auch das schafft, hängt es nur noch von dem Durchschnitt des Abschlusses ab, ob man genommen wird. Sobald auch dieses Kriterium erfüllt ist, hat man es offiziell auf die Schule geschafft. Es ist ein ziemlich langer und anstrengender Prozess, viele schaffen es gar nicht erst soweit. Demnach ist es also eine umso größere Sache, dass ich eingeladen wurde, um vorzutanzen.

„Ich kann's nicht glauben", trifft mich nun auch wieder die Erkenntnis, dass ich es wirklich geschafft habe. Ich bin mit einem Mal unglaublich Stolz auf mich, aber dieser Erfolg ist kein Erfolg, wenn ich es mit niemandem teilen kann. Und von einer bestimmten Person wünsche ich mir schon seitdem ich denken kann diese Anerkennung. Mein Vater war noch nie wirklich stolz auf mich und so dumm, wie es auch klingen mag, habe ich mir hiermit auch ein wenig erhofft, dass er endlich mal einen Grund hat, um stolz auf mich zu sein. Schließlich ist auch er damals seinem Traum nachgegangen, statt zu studieren.

„Dad", rufe ich, vollkommen enthusiastisch durch das Haus, kriege allerdings keine Antwort. In der Hoffnung, dass er zu Hause ist, lege ich meine Tasche ab und begebe mich die Treppen nach oben, um in seinem Zimmer nach ihm zu sehen. Soweit komme ich aber gar nicht erst, da er im selben Moment, wie gerufen, das Zimmer verlässt. „Dad", entkommt es erneut von mir, da er mich das erste Mal wohl nicht gehört zu haben scheint.

„Hm?", kommt es bloß von ihm, während er an mir vorbei läuft und seinen Blick auf sein Handy gesenkt hat, mir somit nicht einmal einen Blick würdigt. Aber davon lasse ich mich nicht beirren, das bin ich immerhin schon gewohnt. Vielleicht wird er mir mehr Aufmerksamkeit schenken, sobald er die Neuigkeiten erfährt. „Ich habe eine Einladung von der SOPA bekommen, ich darf vortanzen. Vielleicht werde ich genommen und darf nach dem Abschluss dort weiter machen", erzähle ich ihm voller Freude, während ich ihm folge.

In der Küche angekommen nimmt er allerdings nur ein Bier aus dem Kühlschrank und öffnet es. „Und?", nun wirft er mir einen kurzen Blick zu. „Und?", wiederhole ich seine Worte, wenn auch ein wenig enttäuscht, jedoch versuche ich, positiv zu bleiben. „Das ist eine wirklich große Chance für mich. Es ist selten, dass man eingeladen wird. Wenn ich es rein schaffe, kann ich mein Traum verwirklichen, wie du es auch getan hast."

„Wie ich?", erwidert er mit einem spöttischen Lachen. „Das ist nur eine billige Einladung, die absolut nichts aussagt. Wahrscheinlich wirst du es da nicht einmal rein schaffen und wenn, dann wird sowieso nichts Großes draus. Das kannst du definitiv nicht mit dem Ruhm vergleichen, den ich in deinem Alter hatte."

Seine Worte bringen mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und mit einem Mal bedeutet dieses Stück Papier, was ich sonst mit meinem Leben beschützt hätte, absolut nichts mehr. „Aber Dad... bist du denn gar nicht stolz auf mich?", frage ich ihn, versuche mir nicht allzu sehr anmerken zu lassen, wie enttäuscht ich bin.

Aber auch diesmal kann er nur lachen. „Sei nicht lächerlich und geh mir aus dem Weg, Junge", mit diesen Worten läuft er an mir vorbei, lässt mich somit in der Küche stehen und lässt sich dabei nicht die Chance entgehen, meine Schulter beim vorbeigehen anzurempeln.

Ich spüre deutlich, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildet und sich meine Augen mit Tränen füllen. Es war naiv von mir zu denken, dass mein Vater jemals stolz auf mich sein könnte. Ich bin ihm komplett egal und auch, wenn man meinen könnte, dass ich es mittlerweile gewohnt sein sollte, ist dem nicht so. Egal, was ich tue, ohne die Anerkennung meines Vaters bedeutet es rein gar nichts. Ich kann so viel erreichen, wie ich möchte, aber der größte Verlust ist, dass ich keinen Vater oder gar Elternteil habe, der das zu schätzen weiß und mich unterstützt; stolz auf mich ist.

Ich weiß nicht, wieso ich an ihm hänge, wenn ich ihm doch ganz offensichtlich egal bin und nichts bedeute. Er tut so, als wäre ich ein Köter, welchen er auf der Straße gefunden und erlaubt hat, bei sich zu leben. Dabei bin ich sein leiblicher Sohn. Seine Ablehnung tut mehr weh, als es alles andere jemals könnte. Dabei habe ich mich eben noch so unglaublich gefreut.

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Partnerstory written by @riawinchesterx & @elijeon

Wir haben uns überlegt heute eine Lesenacht zu machen, weil wir die letzten Tage nicht allzu aktiv waren. 😌

Ab sofort wird stündlich ein Kapitel kommen, ingesamt sind es fünf, also wird das Ganze bis 21 Uhr gehen. Viel Spaß beim lesen. 🤪💛

Daddy Issues || Yoonmin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt