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Jimin Pov

„Jimin." Yoongis Stimmlage ändert sich unmittelbar nach meinen Worten ein ganzes Stück und veranlassen mich dazu, doch noch den Blick zu heben und ihn anzuschauen. Er sieht nicht wütend aus und beängstigend wirkt er genauso wenig auf mich, aber dennoch hat seine Miene sich in eine deutlich Ernstere verwandelt. „Sei ehrlich mit mir. Hat er dir das angetan?", fragt er schließlich und obwohl er nicht auf meinen Arm deutet, weiß ich selbstverständlich, er meint die Verbrennung. Natürlich ist mir auch bewusst, wieso er mir im Moment diese Frage stellt und wieso er dabei auch so unfassbar ernst wirkt, deshalb schüttle ich zunächst einmal den Kopf.

„Er schlägt mich nicht, wenn du darauf hinaus willst. Das ist zwar wegen ihm passiert, aber es war einfach nur ein blöder Unfall, schätz' ich mal", lasse ich ihn sofort wissen. Es ist nicht meine Absicht, meinen Vater zu verteidigen, das ist nicht der Grund für meine Aussage, ganz bestimmt nicht. Er ist es zwar, der für die Verbrennung an meinem Arm die Schuld trägt, aber er hat es eben nicht absichtlich getan, somit wäre es gelogen, wenn ich Yoongi eine Bestätigung auf seine Frage geben würde. Mein Vater interessiert sich ja nicht einmal soweit für mich, dass er mir gegenüber die Hand heben würde, sogar dafür wäre er sich immerhin viel zu Schade.

Yoongi schaut mich skeptisch an, seine Augenbrauen sind leicht zusammengezogen, dennoch liegt seine Stirn in Falten, womit ihm die Besorgnis quasi ins Gesicht geschrieben steht. „Ein Unfall? Schätzt du mal? Das klingt nicht sehr überzeugend." Er drückt meine Beine leicht auseinander und schiebt sich mit seinem Rollhocker zwischen diesen, um mir näher sein zu können. „Was ist passiert?", möchte er nun wieder wissen.

Mir entweicht ein Seufzen, ich hätte einfach nicht herkommen und ihn mit meinen Problemen belasten sollen, wenn er arbeiten muss. Mein Vater sorgt nicht gerade selten für schlechte Gefühle in mir, ich hätte einfach in mein Zimmer gehen und mich beruhigen sollen, statt das Ganze so sehr an mich heranzulassen. „Das übliche halt. Er hatte wieder eine Frau zu besuch, die beiden haben sich mit der Lautstärke kein Stück zurückgehalten, weswegen ich weder schlafen, noch lernen konnte. Als ich in die Küche ging, um mir etwas zu essen zu machen, kam er mit ihr rein. Meine Laune war ohnehin nicht die Beste und deshalb habe ich meine Schnauze nicht halten können, sobald seine Olle eine total dumme Aussage gemacht hat. Als er dann auch noch ein Bier wollte, habe ich ihm widersprochen. Das hat ihn nicht besonders interessiert, denn alles, was von mir ausgeht, interessiert ihn nicht" - ich mache eine kurze Pause und muss spöttisch auflachen, schlucke kurz darauf jedoch auch den Kloß in meinem Hals hinunter - „Dann hat er es sich halt selbst geholt und mich dafür beiseite geschubst, da habe ich mich reflexartig auf der Herdplatte abgestützt, die ich zuvor angemacht hatte", beende ich dann meine Erzählung, was ich herunterrattere, als wäre es ein Referat oder so etwas.

Diese Vorfälle sind inzwischen nichts Neues für mich, es passiert immerhin verdammt oft. Aber das, was er mir heute ins Gesicht gesagt hat, hat mich hingegen mehr getroffen, als ich es mir wünschen würde. Obwohl ich genau wusste, wie er über mich denkt.

Yoongis warme Hand legt sich auf meine Wange, kaum lasse ich den Blick wieder fallen und als er mich mehr oder weniger zwingt, ihn wieder anzusehen, presse ich die Lippen aufeinander. „Was ist danach noch passiert, Jimin?", sagt er nun in einem etwas sanfteren, aber dennoch besorgten Ton. Ich zucke leicht mit den Schultern, muss wie ein kleines Kind wirken, was mir im Grunde genommen auch total unangenehm wäre, aber ihn gerade hier zu haben und zu wissen, er hört mir zu; er interessiert sich für mich, lässt es gar nicht erst zu einem Gefühl wie Unbehagen kommen.

„Wenn es nach mir ginge, hätte ich dich sowieso auf der Straße verrotten lassen. Du hast meine Karriere ruiniert und auch jetzt bist du nichts weiter, als eine nervige Last. Ich nenne dich nicht einmal meinen Sohn, weil du mir peinlich bist. Du kannst deinem Onkel danken, dass du ein Dach über dem Kopf hast, ich hätte dich nämlich schon längst rausgeschmissen", wiederhole ich schließlich laut die Worte meines Vaters, welche ich wahrscheinlich nie wieder vergessen werde, und kann dabei nicht verhindern, dass meine Augen glasig werden. Jedes Mal aufs Neue lasse ich es zu, dass er mich verletzt. Ich weiß einfach nicht, wie ich so blöd sein kann und immer noch Hoffnung darauf habe, er ändert sich eines Tages.

Auch jetzt lache ich spöttisch auf, deutlich energieloser und leiser, als zuvor, ehe ich meinen Blick wieder senken lasse. „Solche Worte von seinem eigenen Vater zu hören, ist echt ein Segen, nicht?", gebe ich ironisch von mir.

„Lass mich dir etwas sagen", höre ich Yoongi nun sagen, als er mit seiner Hand über meine Wange streichelt, kurz darauf von seinem Hocker aufsteht und mich an sieht, wobei ich nun jedoch den Kopf leicht in den Nacken legen muss, da wir, dadurch, dass ich sitze, nicht direkt auf Augenhöhe sind. „Dein Vater ist ein arrogantes Arschloch, dem das Leben zu Kopf gestiegen ist. Er ist vielleicht mal erfolgreich gewesen, hat Geld und einen Beliebtheitsgrad erreicht, aber er ist auch hoffnungslos, allein und einsam, ein verdammter Idiot und schon fast zu bemitleiden." Er legt eine kurze Pause ein, presst die Lippen auf einander, ehe seine Gesichtszüge sich wieder entspannen. „Vielleicht sind meine Worte nicht hilfreich, aber ich möchte nicht, dass du dir das, was er zu dir sagt, zu Herzen nimmst, auch, wenn das leichter gesagt als getan ist. Er hat einfach den Bezug zur Realität verloren und sich aus allem zurückgezogen, für diesen Weg hat er sich selbst entschieden und daran kann man vermutlich auch nichts mehr ändern, so beschissen das auch klingen mag."

Er mustert mein Gesicht und streicht mir mit dem Daumen immer wieder über die Wange. „Worauf ich hinaus möchte, ist, dass er einfach nicht sieht, wie wundervoll du bist und dass du ihn nicht brauchst, denn er tut dir einfach nicht gut. Alleine bist du niemals, du hast nicht nur deine Freunde, sondern nun auch mich und ich werde mich immer um dich kümmern, okay?" Der Kloß in meinem Hals verschwindet zwar nicht, aber sobald er ausspricht, empfinde ich zusätzlich wieder dieses uneklärliche, aber dennoch schöne Gefühl in meinem Bauch und meinem Brustkorb. Ich lege eine Hand auf Seine, drücke einen kurzen Kuss auf diese und schlinge meine Arme schließlich um seinen Bauch, um ihn an mich ziehen und mein Gesicht in seiner Brust vergraben zu können.

Er streicht mir daraufhin durchs Haar und ich kann deutlich spüren, wie er einen Kuss auf meinen Haarschopf drückt. „Und du kannst jederzeit deine Sachen packen und zu mir kommen, wenn es dir dort zu viel wird, und so lange bleiben, wie du möchtest."

Bei seinen Worten schlinge ich die Arme nur noch enger um ihn. „Dankeschön, Hyung. Wenn du bei mir bist, fühle ich mich immer ein ganzes Stück besser, ganz egal, was um mich passieren mag", murmle ich noch in der Hoffnung er hat mich auch verstanden.

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Partnerstory written by @riawinchesterx & @elijeon

Daddy Issues || Yoonmin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt