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Jimin Pov

Seufzend greife ich in meine Jackentasche, um mein Handy ein weiteres in die Hand zu nehmen und die Uhrzeit zu checken. Er ist schon viel zu spät. Normalerweise ist er immer, und damit meine ich wirklich immer, auf die Uhrzeit genau hier. Inzwischen sind aber zwanzig Minuten vergangen und allmählich wird es nicht nur kalt, ich fange auch an, mir Sorgen zu machen. Normalerweise müssen wir uns am Samstag, dem Tag, an welchen wir uns immer treffen, nicht vorher absprechen, aber ich bin viel zu besorgt, um es sein zu lassen. Und vielleicht auch ein wenig ungeduldig, weil Warten noch nie zu meinen Stärken gehörte.

Also entscheide ich mich dazu, Yoongi eine Nachricht zu schreiben. Nichts Wildes, lediglich, ob alles in Ordnung ist. Dann warte ich ein wenig und dabei verlasse ich auch nicht den Chat. Erst, als ich eine zweite Nachricht abschicke, in der ich ihn frage, wieso er heute zu spät ist, sehe ich, wie er online kommt.

Auf meinen Lippen bildet sich ein kaum merkliches Lächeln, vielleicht wegen der Erleichterung, die sich - anscheinend viel zu früh - breitmacht. Denn obwohl die blauen Pfeile - die anzeigen, er hat meine Nachrichten gelesen - erscheinen, erhalte ich keine Antwort seinerseits. Stattdessen geht er einfach wieder offline.

Huh?

Somit folgen auch weitere Textnachrichten meinerseits, doch auch dieses Mal werden sie allesamt ignoriert und als ich schließlich den Chat betrachte, somit meinen Monolog, kann ich bereits ein ganz komisches Gefühl in meiner Magengegend spüren. Wieso antwortet er mir denn nicht? Das gefällt mir gerade wirklich so gar nicht. Ich habe mich nach dem Gespräch mit Taehyung dazu entschlossen, mich nicht verrückt zu machen und einfach alles auf mich zukommen zu lassen. Zum ersten Mal seit langen hatte ich das Gefühl im Reinen mit mir zu sein und Schlaf konnte ich an dem Abend - als auch an alle folgenden darauf - auch wieder finden, doch von dieser inneren Ruhe ist jetzt mit einem Mal nichts mehr zu spüren.

Jetzt fühle ich wieder aufbauende Nervosität, ein bedrückendes Gefühl in der Brust, meinen leicht erhöhten Puls und zudem noch eine unangenehme Hitze aufkommen. Also rufe ich ihn an, in der Hoffnung, ihn wenigstens so erreichen zu können, doch es klingelt keine zwei Sekunden und da geht auch schon die Mailbox ran. Hat er mich ernsthaft weggedrückt?

Da ich mir langsam auch total dumm vorkomme, sperre ich mein Handy beleidigt und schiebe es in meine Tasche, ehe ich die Lippen aufeinander presse und ein wenig verloren umherblicke. Ein weiteres Mal beginnt mein Kopf zu arbeiten, ich denke über tausend Dinge nach, eines absurder, als das andere. Vielleicht stimmt etwas nicht, er könnte in Schwierigkeiten stecken? Was, wenn er entführt wurde? Doch letztendlich kommt mir die realistischere Option in den Sinn, die mich wieder das allzu bekannte Gefühl der Verzweiflung spüren lässt.

Was ist, wenn er mich einfach nur nicht mehr treffen möchte?

„Könnte das der Grund sein...", murmle ich mir selbst zu und nehme mein Handy in die Hand, um zu sehen, ob er mir geschrieben hat. Aber dem ist nicht so.

Und so tragen mich meine Beine wieder zu meinem besten Freund, der, genau wie letztens, total verschlafen die Tür öffnet. Und mich packt auch dieses Mal das schlechte Gewissen, doch ich weiß leider auch nun wieder nicht, wohin mit mir. Denn ich brauche ihn gerade.

„Jimin, was machst du denn so früh hier?", fragt er mich müde und tritt sogleich aber zur Seite, sodass ich in die Wohnung kann, was mir ziemlich bekannt vorkommt. „Tae, ich glaube, ich habe Mist gebaut", sage ich direkt, doch er ist so verschlafen, dass er mich zunächst einfach nur anschaut, ohne ein Wort rauszubringen. Ich schlucke und gebe ihm die wenigen Sekunden, damit er richtig wach wird, dann deutet er nach vorne. „Warte in der Küche auf mich, ich muss kurz ins Bad, um mir das Gesicht zu waschen", meint er, was mich nicken lässt.

Daddy Issues || Yoonmin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt