Eine neue Schule für Silver

4.5K 230 16
                                    

Silver:

Den restlichen Tag lang, ließ ich Ash in Ruhe. Nicht weil ich mich dazu entschieden hatte, ihn zu mögen, sondern weil mir die Mausefallen ausgingen. 
Deshalb hatte ich mich nach dem Mittagessen einfach in mein Zimmer zurück gezogen. Mir war herzlich egal, was die anderen machten, solange sie mir einfach meine Ruhe ließen, was aber wohl zu viel verlangt war, denn schon nach wenigen Minuten Ash hereinkam. Ohne anzuklopfen oder auf meine Privatsphäre zu achten. Streng genommen, war ich ja auch nicht anders, immerhin hatte ich ihn während einer Dusche geneckt. 
,,Zieh dir was an, wir gehen mit Alfred deine mögliche neue Schule ansehen. Er hat mit deinem Dad geredet und er hat erlaubt, dass du eine normale Schule besuchst. Deshalb sollst du jetzt mit mir und Alfred eine neue Schule ansehen, damit wir mit dem Schulleiter reden können, ob die dich nehmen, oder nicht. Ich bin mir sicher, es gibt mehr als nur eine öffentliche Schule hier. Also komm zieh dir ein hübsches Kleidchen an und dann gehen wir, Prinzessin.", das letzte sagte er wie immer grinsend und verließ mein Zimmer wieder.
So leicht wäre es also gewesen, meinen Dad einfach danach zu fragen. Ich würde also tatsächlich in eine neue Schule gehen! Wo mich hoffentlich niemand nach Schneewittchen fragt oder piesackt, weil ich für mein Alter zu klein war. 
Nur um eines festzustellen, ich war nicht kleinwüchsig! Damit das auch alle wissen. Lediglich beim Wachsen etwas...zurück geblieben. 
Ohne lange zu zögern sprang ich auf und stapfte in den Wandschrank, um mich erneut umzuziehen. Natürlich trug ich zu Hause wie jeder andere auch eine Jogginghose und ein gewöhnliches Shirt. Das tat sogar mein Dad!
Eine schwarze Jeans mit Rissen, jene, die mir Ash vor wenigen Stunden ins Gesicht geworfen hatte, ein schwarzes T-Shirt und eine hellblaue Sweatjacke, die auch zu meinen Haaren passte. 
Ich würde wohl nichts zum schreiben brauchen, weshalb ich auch keinen Rucksack mitnahm. Mein Handy steckte ich einfach in die Hosentasche, zog mir noch eine Kappe über und lief dann aus meinem Zimmer. Beinahe wäre ich gegen Ash gelaufen, welcher jedoch noch ausgewichen war.
,,Du scheinst dich ja zu freuen.", stellte er fest, was ich aber ignorierte und einfach an ihm vorbei ging.
Okay, vielleicht mochte ich ihn ja ein ganz kleines bisschen. Aber wirklich nur ein ganz klitzekleines Bisschen. 
Und ich musste mir sogar eingestehen, dass es sogar gewissermaßen niedlich war, dass ich sich die Mühe machte mit mir zu reden und mir auch zu helfen. Ich hatte wirklich lange über die Worte des jungen Mannes nachgedacht. Vielleicht sollte ich wirklich annehmen was man mir gab. 
Margret gab sich wirklich Mühe und Alfred genauso. 
Was ich von Ash halten sollte wusste ich noch nicht so richtig. Ich kannte ihn ja auch erst seit heute, aber ich musste sagen, dass er sich tatsächlich viel Mühe machte. Warum auch immer. 
,,Da seid ihr ja endlich! Schnell zieh dir die Schuhe an! Wir müssen los!", rief Margret und winkte mir zu. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Seit Mums Tod, war sie wirklich immer für mich da gewesen, wenn Dad es nicht gewesen war. 
Ich rauschte an ihr und Alfred vorbei und in die Garderobe, wo ich meine, natürlich auch blauen, Schuhe anzog. 
,,Silver, es ist kalt draußen! Du erfrierst uns ja in dieser zerfetzten Hose!", bemerkte Alfred und klang dabei tatsächlich wie ein richtiger Vater. So benahmen sich die beiden seit dem Tod meiner Mum. Einerseits war er wirklich lieb von den beiden, aber andererseits auch ziemlich nervig. 
,,Nein, wir sitzen doch eh nur im Auto und außerdem, hab ich ja noch einen Mantel an, das macht nichts. Können wir jetzt gehen?!", murrte ich leise und warf mir noch meinen schwarzen Mantel über. Natürlich war es ein Herrenmantel, dennoch betonte er meine, vielleicht etwas schmale, Taille sehr. 
Beide, besser gesagt alle drei, da Ash jetzt auch grinsend da stand, musterten mich skeptisch. 
,,Mir ist nicht zu kalt. Gehen wir.", zischte ich und verließ die Villa. 
Sofort wurde ich von einem kalten Wind begrüßt und versteckte meine Hände in dem Taschen des Mantels. Die anderen folgten meinem Beispiel und nach wenigen Minuten gingen wir auch schon zu Alfreds Auto, was im übrigen ein Geburtstagsgeschenk meines Dads gewesen ist.
Zu meinem Leidwesen, musste ich mit Ash hinten sitzen. Neben ihm sah ich aus, wie ein kleines Kind. Er hatte breite Schultern und war mit großer Sicherheit knapp eins neunzig groß.
Alle waren größer als ich. Sogar manche zehnjährige!
Wir verfielen in ein unangenehmes Schweigen. Eigentlich war mir das ja egal, aber Margret neigte dazu, Blödsinn zu reden, wenn es zu ruhig wurde.
,,Und Ash, wie gefällt es dir bis jetzt bei uns?", unterbrach sie schließlich die Stille und drehte sich lächelnd zu gefragten um.
,,Die Villa ist wirklich cool und ihr seid auch wirklich nett.", während er das letzte sagte, schielte er etwas unsicher zu mir. 
Sofort grinste ich und legte meinen Kopf schief. Hier im Auto war er mir schutzlos ausgeliefert, aber was sollte ich denn machen? 
Ihn mit seinem Gurt erwürgen? Ich wollte auf gar keinen Fall im Knast landen! 
,,Silver hör auf ihm Angst zu machen. Sonst lass ich dich neben dem Auto her laufen.", kam es von Alfred, welcher mir durch den Rückspiegel einen scharfen Blick zu warf. 
,,Das ist gut. Also wirst du hoffentlich noch lange bei uns bleiben.", mischte die Frau wieder mit und schenkte mir ebenfalls einen strengen Blick.
Jetzt wurde man schon von den eigenen Leuten verraten. Beleidigt verschränkte ich die Arme vor der Brust und beobachtete wieder die vorbeiziehende Gegend. 
Hier war ich noch nie gewesen, eigentlich, war ich bis jetzt fast nie irgendwo anders gewesen, als in der Villa, in der Schule, hin und wieder auch in einem Einkaufzentrum und ich einem Park. 
Hier waren die Häuser recht normal. Zwei Stöcke, kleiner Garten und in der Einfahrt stand ein gewöhnlicher Wagen. 
Hin und wieder spielten Kinder in den Gärten mit ihren Eltern oder ein paar Jugendliche hatten sich in kleinen Grüppchen versammelt und rauchten oder so. 
manchmal würde ich gerne auch mit meinen Freunden so da stehen und einfach reden. Aber dann fiel mir wieder ein, dass ich gar keine Freunde hatte. Die einzigen Kontakte auf meinem Handy, waren Margret, Alfred und mein Dad. 
Traurig oder?
Ein Sechzehnjähriger, der nur drei Kontakte hatte. Ich hatte auch nicht wirklich viele Verwandte. Ein Dad war Einzelkind, meine Mum auch, mein Großeltern väterlicherseits waren alles, was sich noch an Verwandtschaft hatte.
,,Wir sind da.", riss mich Alfred aus meinen Gedanken und stieg aus. Wir parkten auf dem Parkplatz einer gewöhnlichen Highschool. 
Einige Jugendliche standen dort und lehnten an ihren schicken Autos. 

Wenn ich hier wirklich zur Schule gehen werde, dann muss Ash mich unbedingt mal in Dads Porsche her fahren.

Ash stieg aus und knallte hinter sich die Tür zu. Jetzt saß nur noch ich im Wagen und dort würde ich am liebsten auch bleiben, aber das ging nicht. 
Ich atmete tief durch und stieg dann ebenfalls aus dem Auto. Die meisten Blicke der jungen Leute hier wurden auf mich gerichtet. Margret und Alfred liefen vor mir, und Ash sogar neben mir. Er behielt sie alle genaustens im Auge.
,,Keine Panik Machomann. Wir sind hier nur auf einem Schulparkplatz, was soll den passieren?", grinste ich und sah mich um.
Er schien wohl gemerkt zu haben, dass ich mich hier nicht wohlfühlte. 
,,Ich mach mir keine Sorgen um dich. Deine Blicke können einen ja fast schon erdolchen! Ich will nur sicher gehen, dass dich hier niemand blöd anmacht.", erklärte er trocken und sah kurz zu mir herab.
,,Wenn ich hier zur Schule gehen werde, fährst du mich dann mit dem Porsche her, klar? Ich will ihre Gesichter sehen.", grinste ich und sah kurz zu ihm auf. 
,,Klar. Machen wir, wenn du aufhörst mir Mausefallen ins Bett zu legen und mich so anzugrinsen, wie du es im Auto gemacht hast. Dann fahr ich dich jeden Tag mit dem Porsche her.", meinte er und schlang seine Arme um sich. 
,,Ist dir kalt Machomann?", provozierte ich ihn und entfernte ein Haar von meinem Mantel.
,,Ich hau dir gleich eine rein. Mir egal, ob du zwei Köpfe kleiner bist als ich, Prinzessin. Seit wann nennst du mich eigentlich Machomann?", wollte er wissen und hob skeptisch eine Augenbraue. 
,,Du nennst mich Prinzessin, ich nenne dich Machomann. So einfach ist das.", erklärte ich ihm klipp und klar. Dann schwiegen wir beide.
Kaum hatten wir die Schultore hinter uns gelassen, wurde ich, besser gesagt Ash, regelrecht von den Blicken der Mädchen vernascht und ihm schien das auch noch zugefallen.
,,Frauenheld.", nuschelte ich und sah mich ein wenig um. 
,,Du bist nur neidisch. Wenn du ein wenig größer wärst und etwas mehr auf den Rippen hättest, würdest du nicht ganz so aussehen, wie ein Mädchen mit kurzen Haaren und keinen Brüsten, Prinzessin.", knurrte er und öffnete seine Jacke.
,,Du bist das größte Arschloch, das mir jemals über den Weg gelaufen ist! Ich kann doch auch nichts dafür, dass ich so klein und dünn bin!", fauchte ich und hätte ihn am liebsten geschlagen, da ich aber natürlich viel kleiner war als er, entschied ich, dass es wohl doch keine so gute Idee gewesen wäre. 
Wir folgten dem Ehepaar durch die Schulflure, die sogar jetzt noch recht befüllt waren, und kamen schließlich bei der Direktion an. Margret klopfte und wartete bis die Türe geöffnet wurde. Immer mehr Blicke wurden mir zugeworfen. 
Ich war nicht gerne unter Menschen, vor allem wenn ich diese auch nicht kannte.
Ein älterer Herr im Anzug kam heraus und schüttelte uns allen die Hände. Nur bei mir hielt er kurz Inne und schien wohl zu überlegen, wie alt ich war.

In der Direktion setzten sich Margret, Alfred und ich auf einen Sessel. Ash stellte sich hinter den Sessel auf dem ich saß und lehnte sich gegen diesen.
,,Also, du bist also Silver.", stellte der Mann fest und schenkte mir ein leichtes Lächeln.
,,Ja, der bin ich."
,,Ich bin Mr. Cansys. Der Direktor. Der Schulleiter ist leider nicht da, aber es ist sicher kein Problem einen weiteren Schüler aufzunehmen. Welche Klasse gehst du?", wollte er wissen und holte etwas aus einer Schublade.
,,Neunte."
,,Perfekt. In Klasse A sind jetzt zwanzig Schüler und noch genug Platz. Das heißt du könntest gerne hier zur Schule gehen."
,,Dann ist alles geklärt? Ab morgen wird er dann einfach hier zur Schule gehen?", erörterte Margret erleichtert und lehnte sich zurück.
,,Ja, genau. Morgen früh einfach hier her kommen, und dann regeln wir alles. Ich kann dir schon einmal den Stundenplan geben und eine Spindnummer.", teilte der Direktor mir mit und wurstelte in einer Schublade herum, ehe er mir besagte Sachen reichte. 
Ich nahm die Zettel mit einem leisen Danke an mich und studierte erst einmal den Stundenplan. Ich hatte hier mindestens fünf Stunden weniger! 
Den Spind würde ich schon finden. 
,,Dann wäre hier alles geregelt.", stellte Alfred zufrieden fest und stand auf. 
,,Haben Sie noch irgendwelche Fragen?", wollte der Mann wissen und als niemand etwas sagte, nickte der Direktor.
,,Gut, dann würde ich sagen, Sie können gehen. Silver wir sehen uns morgen pünktlich um halb acht hier. Damit würde ich sagen Sie können gehen."

Als wir endlich wieder im Auto saßen musste ich wirklich zugeben, dass ich zufrieden war. Diese Privatschule war alles andere als schön gewesen und hoffentlich würde sich das jetzt ändern. Ich wäre ja auch schon mit einem einzigen Freund glücklich. Wenn ich mich auf ihn verlassen könnte. 
,,Wollt ihr beiden noch etwas essen gehen? So zur Feier des Tages? Wir könnten eine Pizza essen oder einfach auf ein Stück Kuchen in ein Cafè fahren.", schlug Margret vor.
Eigentlich wollte ich nur noch nach Hause, aber das verdarb mir Ash wieder.
,,Klar, gehen wir in ein Kaffee. Ich weiß auch schon welches."

His BodyguardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt