Zu Besuch bei den Winstons

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Ash:

Inzwischen war eine Woche vergangen. Silver war wieder gesund und in etwas über zwei Wochen würde Mr. Thorn wieder zurück kommen.

Heute war also Samstag. Während Margret gemeinsam mit Alfred den Wochenendeinkauf erledigte, waren ich uns Sil allein zu Hause.

Wir nutzten diese Zeit meistens aus, um uns einfach nahe zu sein. So wunderschön das auch klang, hegte ich mit der Zeit immer mehr Zweifel.

Ich hatte die berühmten drei Worte schon mehrmals zu dem Jungen gesagt, aber nicht wirklich gedacht.

Sil konnte ich das ganze ja nicht wirklich übel nehmen. Er suchte und brauchte Zuneigung, war noch nie in seinem Leben verliebt gewesen und wusste wahrscheinlich auch gar nicht, wie man mit solchen Gefühlen umgehen sollte. Wahrscheinlich war ich auch diese erste Person, die er richtig kannte und warf sich mir deshalb wie ein rolliges Kätzchen an den Hals.

Ich konnte ihm keine Vorwürfe machen. Vielleicht hatte auch er ohne zu denken gesprochen. Wir haben diese ganze Sache einfach zu schnell begangen.

Schon seit Tagen, wollte ich mit ihm darüber reden, doch immer wenn er sich so sehr an mich schmiegte, brachte ich es einfach nicht übers Herz, das Risiko einzugehen, ihn zu verletzen. Wie auch jetzt. Wie meistens hatte sich Silver auf meinen Schoß gesetzt und seine Arme um meinen Hals gelegt.

Als er mich geküsst und mir gestanden hatte dass er mich wirklich Liebte, war ich natürlich sprachlos gewesen. Einerseits, hatte ich ihn nicht verletzen wollen, und andererseits, hatte ich ja selbst nicht einmal gewusst, was ich wirklich empfand.

Während der letzten Woche, war Sil viel glücklicher gewesen. Er hatte öfters gelacht, wir hatten sogar gemeinsam mit Margret und Alfred einen ein paar Brettspiele gespielt und uns einen Film angeguckt.

Wenn ich Sil jetzt gesagt hätte, dass ich nicht ganz zufrieden war, mit unserer jetzigen Lage, hätte ich mit großer Wahrscheinlichkeit alles ruiniert.

Silver war nun einmal ein sehr zerbrechlicher Junge. Er hatte schon viel durchgemacht und war eben verletzt.

Ich war mir nicht wirklich sicher ob ich ihn wirklich liebte, oder er mir einfach nur leid tat. Ich wusste es nicht.

Diese Gedanken schwirrten mir den ganzen Tag über im Kopf herum.

Ich wusste, dass es zwischen mir und Silver etwas gab, dass mehr als nur Freundschaft war und ich war auch vollkommen damit einverstanden, aber ich brauchte mehr Zeit.

,,Du bist angespannt. Du atmest unregelmäßig und stößt manchmal die Luft laut aus. Du bist mit irgendeiner Sache nicht ganz zufrieden, richtig? Was ist denn?", es wunderte mich nicht, dass der Junge von meinen Sorgen etwas mitbekam.

,,Ich weiß nicht wie ich es dir sagen soll. Es ist nur. Irgendwie, geht mir das alles viel zu schnell. Ich meine, sollten wir dem ganzen nicht noch ein wenig Zeit geben? Du bist noch recht unerfahren, was das Thema Liebe betrifft und ich doch auch. Hast du überhaupt nachgedacht, als du mir gesagt hast, du würdest mich lieben?", ich versuchte es so sachte wie möglich zu erklären, damit ich Sil auch nicht verletzte.

,,Willst du damit sagen, du bist dir nicht sicher, ob du mich liebst, oder zweifelst du daran, dass ich dich liebe? Ich klebe ja nur an dir, wie eine Klette, aber das ist doch egal! Was willst du mir damit sagen?", ruckartig stieß Sil sich von mir und stand nun vor mir auf der Couch.

,,Nein! Ich zweifle nicht daran, aber geht dir das nicht auch etwas zu schnell? Eine richtige Beziehung, wie wir sie uns wünschen, benötigt Zeit und Geduld. Warum geben wir uns nicht einfach eine Art Probephase? Wir machen jetzt einfach normal weiter, wie immer. Wir brauchen viel Zeit und müssen uns mit dem anderen gedulden. Ich weiß, wie sehr du dich danach sehnst, geliebt und gehalten zu werden, aber ich bin mir sicher, dass mindestens ein kleiner Teil von dir sich wünscht, dass diese Dinge genau dein Dad macht. Nicht ich. Du willst, endlich, dass dein Dad dich siehst und dich fest haltet, wie ein Vater es eben macht. Du sehnst dich doch auch nach der Liebe von deinem Dad, oder etwa nicht? Denk bitte in Ruhe darüber nach, ja? Ich verlange nicht mehr als das. Überdenke das alles noch einmal. Ich habe mich wirklich in dich verliebt. Aber bitte, handle nicht unbedacht. Denk über alles gut nach. Bitte. Tun wir doch einfach so, als hätten wir an jenem Tag einfach zueinander gesagt, dass wir uns in den anderen verliebt haben, okay? Das müsste vorzeitig die beste Lösung sein. Wir brauchen beide noch ein wenig Zeit. Du hast doch selbst schon oft gesagt, du weißt nicht wirklich was du fühlst. Denk einfach ein wenig darüber nach, ja?"

His BodyguardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt