Ethan:
Nur noch anderthalb Wochen und ich würde zurück nach Hause fliegen. Zurück zu Silver. Es hatte mich wirklich überrascht, dass May mich noch nicht angerufen hatte, dass Ash gekündigt hatte. Entweder, er war wirklich noch im Dienst oder Mary und Alfred hatten schon einen Ersatz gefunden.
Was auch immer es sein mochte, ich war froh darüber, mir mal nicht Sorgen darüber machen zu müssen, dass Sil irgendetwas anstellte.
Ich war müde. Müde von allem. Der Job kostete mich wirklich den ganzen Tag und meistens auch die ganze Nacht. Viel Schlaf bekam ich also selten. Das war eben auch der Grund weshalb ich meist gleich ins Bett ging, wenn ich von meiner Geschäftsreise zurückkehrte. Viel Zeit für meinen Sohn hatte nicht wirklich, aber wahrscheinlich schien ihn das auch nicht allzu sehr zu stören. Vielleicht war er sogar recht froh darüber, mich nicht ständig am Hals zu haben.
Immerhin mied er doch den Kontakt zu anderen Menschen, warum also nicht auch zu mir? Ich hatte ihn im Stich gelassen, als er mich am meisten gebraucht hatte. Ja, ich schämte mich wirklich dafür, dass ich einem kleinen Jungen das angetan hatte.
Silver hasste mich, das wusste ich sogar ohne, dass er es mir sagte. Natürlich war ich nicht zufrieden mit unserem Vater-Sohn Verhältnis, aber was sollte ich denn dagegen tun?
Sil hasste mich und mied den Kontakt zu mir. Er tat mir leid. Oft isolierte er sich in seinem Zimmer und kam nicht heraus, es sei denn das Essen war fertig. Ansonsten sah man ihn den ganzen Tag nicht.
Er sperrte sich einfach nur ein. Was immer er auch in seinem Zimmer tat, ich wusste es nicht. Ich wusste eigentlich rein gar nichts über meinen eigenen Sohn. Traurig.
Ja, ich lebte praktisch für meinen Job, aber nur weil ich selbst nicht wirklich etwas anderes zu tun hatte, da Sil ja nie mit mir sprach oder ähnliches.
Das einzige, was ich wirklich wusste, war, dass der Kleine Fische regelrecht vergötterte. Auch, dass er gerne in eine normale Schule gehen würde, hatte er mir nie erzählt. Wie gesagt, ich wusste nichts über ihn. Weder wofür er sich noch interessierte, oder ob er schon mal eine Freundin oder ähnliches gehabt hatte.
Dass ich nicht wirklich viel Zeit für Silver hatte, hatte ich mir einerseits selbst zuzumuten und andererseits auch Sil. Er hatte sich doch so isoliert von uns, ich hatte zwar auch nicht wirklich viel zu unseren Verhältnis beigetragen, aber ich hätte mir die Zeit genommen, wenn er nur ein einziges Mal zu mir gekommen wäre, um zu reden oder irgendetwas zu unternehmen.
Auch wenn Silver es vielleicht gar nicht wirklich mitbekam, vermisste ich ihn doch. Mir fiel es doch auch nicht wirklich leicht, ihn in die Obhut eines anderen zu geben, damit ich mal wieder irgendwohin ins Ausland fliegen konnte, nur um irgendjemandem den Arsch zu retten.
Natürlich konnte ich ihn doch anrufen, aber das wollte er doch mit Sicherheit nicht. Wenn er schon nie wirklich mit mir sprach, warum dann jetzt plötzlich, nur weil ich mal wieder für einen Monat im Ausland war?
Einen wirklichen Grund gab es dafür nicht. Manchmal stellte ich mir selbst die Frage, ob Sil vielleicht sogar dasselbe dachte wie ich.
Vielleicht dachte er auch, dass ich nichts von ihm hören wollte.
Oder dass er mir egal war.
Vielleicht hatten wir beide ja ein und dasselbe Problem miteinander.
Jeder wollte, dass der andere sich meldete.
Aber das waren nur Gedankenspielereien. Mehr nicht. Natürlich war Sil auch gerade in einem schwierigen Alter und auch noch alleine.
Mary und Alfred waren zwar auch hier, dazu kam jetzt ja auch noch Ash, der ihn wohl von allen am besten verstand, aber trotzdem war keiner von ihnen ein wirklicher Teil der Familie. Biologisch gesehen.
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His Bodyguard
RomanceDer fast zwanzigjährige Ash hat seinen Job verloren und steht knapp davor auch noch seine Wohnung zu verlieren. Als der reiche Rechtsanwalt und fürsorglicher Vater Ethan J. Thorn auf eine einen Monat dauernde Geschäftsreise fahren muss, sucht er ein...