Lösungen?

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Silver:

Ich küsste ihn. Keine Ahnung,wie ich mich dazu überwunden hatte, aber es war einfach ein Reflex gewesen. Ich hatte a eigentlich damit gerechnet, dass er mich von sich stieß, mir sagte, ich sei doch nicht ganz dicht, und davon stürmen würde, aber das blieb aus. Stattdessen legte Ash seine beiden Hände auf eine Taille und zog mich näher an ihn heran, ehe er den Kuss mit der selben Intensität erwiderte, wie ich.

Seine Zunge drang fordern in meine Mundhöhle ein und erkundete alles, was eben zu erkunden gab. Ein warmes, wohliges Gefühl machte sich in mir breit. Ich war noch nie geküsst worden, vor allem nicht von einem anderen Mann.

Ich ließ den anderen einfach machen, aus dem einfachen Grund, dass ich eben keine Ahnung hatte, wie man richtig küsste.

Es fühlte sich alles so perfekt an...bis Ash plötzlich einfach aufhörte und mich von sich drückte. Ich hätte mich gerne dagegen gewehrt und mich an ihn gedrückt. Ihn dazu aufgefordert, weiter zu machen, aber das konnte ich nicht. Mein Körper schien mir nicht zu gehorchen.

Also ließ ich ihn los.

,,Sil, ich kann das nicht. Es tut mir leid.", sagte er leise und sah bedauernd auf mich herab.

,,Warum hast du mich dann nicht von dir gestoßen?! Bist du jetzt glücklich? Mir zuerst Hoffnungen zu machen, und dann einfach sagen, das kann ich nicht, aber tut mir leid, aber ich küsse dich einfach mal trotzdem, macht ja vielleicht Spaß, alles kaputt zu machen. Warum hast du den Kuss dann erwidert?! Macht es wirklich solchen Spaß, alles noch schlimmer zu machen? Ich verstehe das nicht! Du hättest mich von dir stoßen können, und sagen, dass du es nicht willst! Ich hätte es verstanden und dich in Ruhe gelassen, aber stattdessen musstest du mich auch küssen! Wieso hast du das getan?! Hasst du mich sosehr, dass du es witzig findest mir noch mehr weh zu tun? Du hast es geschafft! Gratulation! Jetzt hast du was du wolltest, bist du jetzt zufrieden? Du hast alles ruiniert. Und jetzt verschwinde endlich, ich will dich in meinem Zimmer nicht haben. Ich will dich generell nicht in meiner Nähe haben.", fauchte ich ihn an. Ich schaffte es nicht zu Ash anzusehen. Er würde sehen, dass ich lügen würde. Am liebsten hätte ich mich ja in seine Arme geworfen und losgeheult wie ein Mädchen, aber das durfte ich nicht. Er sollte sich schlecht fühlen. Er sollte wissen, dass er mir weh getan hatte.

Lange hatte ich mich gefragt, warum alle immer weinten, wenn ihre große Liebe, sie verließ oder enttäuschte. Jetzt wusste ich es. Es war wirklich schmerzhaft.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verließ Ash mein Zimmer und knallte hinter sich die Tür zu.

Jetzt war ich wirklich alleine. In meinem Zimmer wurde es langsam kalt, aber das war mir im Moment herzlich egal.

Warum musste das alles genau mir passieren?

Ich hatte doch schon nicht mehr viel, und dann verliebte man sich einmal, und wurde auch gleich wieder enttäuscht.

War es überhaupt Liebe gewesen, oder wollte ich ihn einfach nur, weil er die einzige Person in meiner Nähe war, die nicht zu meiner Familie gehörte. Oder?

Was auch immer es war, viel gebracht hatte es sich nicht.

Es war schon recht spät, wenn es nach meinem Dad ginge, wäre ich schon im Bett, aber er war ja nicht hier. Trotzdem hätte ich es morgen bereut, wenn ich noch länger wach geblieben wäre, auch wenn ich wahrscheinlich nicht mehr viel Schlaf in dieser Nacht finden würde. Also ging ich ins Bett. Ich schaltete das Licht noch schnell aus und rollte mich dann unter der Bettdecke zusammen. Das Fenster ließ ich absichtlich offen. Es war mir ehrlich gesagt egal, ob ich nun krank wurde oder nicht. Ich hoffte sogar darauf, krank zu werden. Nicht, weil ich nicht gerne in die Schule ging, es gefiel mir sogar sehr gut, sondern, weil Margret sich dann immer wie eine wirkliche Mutter um mich kümmerte. Gerade jetzt wünschte ich mir nichts sehnlicher als ein wenig Zuneigung. Es fiel mir auch nicht gerade schwer krank zu werden. Schon seit dem Kindergarten, war ich immer sehr schnell krank geworden. Zum Beispiel, wenn ich eben das Fenster über Nacht bei Kälte offen ließ. Zwar würde Margret sicher wieder fragen, warum ich es offen gelassen hatte, aber dafür hatte ich schon jede Menge Antworten parat. Frische Luft, Kopfschmerzen... das alles lag daran, dass ich ein recht schwaches Immunsystem hatte. Meine Mum hatte dasselbe gehabt. Nur Dad war einer dieser glücklichen, die nie krank waren.

His BodyguardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt