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Wie in den letzten Tagen auch, gehen Elli und ich zusammen in die Cafeteria Mittag essen. Wir beide holen uns ein Wasser und ein Putensandwich uns setzten uns raus auf den Schulhof. Ich erzähle ihr von meinem gestrigen Tag und meinem neuem Job im Kindergarten. Die Begegnung mit Benji lasse ich aus. Ich mag ihn zwar nicht, aber trotzdem will ich ihr nicht davon erzählen. Es ist ja auch nichts erzählenswertes passiert. Von da her...

Jetzt haben wir Gewi(Gesellschaftswissenschaft) bei Mrs. Jogden. Die erste Stunde dieses Jahr, das bedeutet, dass ich mich schon wieder vorstellen muss.

Wie ich es hasse...

Gerade pünktlich zum Stundenklingeln kommen Elli und ich in die Klasse. Mrs. Jogden steht bereits an ihrem Tisch und taxiert uns mit diesem bestimmtem Schüler-Hass-Blick an ( Wir errinnern uns). Schnell gehen wir zu unserem Platz und stellen uns wie alle anderen auch hinter den Stuhl.

,,Guten Morgen Schüler." Wow, eine alte old school Krähe.

,,Guten Morgen Mrs. Jogden." Antworten alle Schüler im Chor.

,,Setzten."

Ungleichmäßiges Knarren und Quietschen erschallt im Klassenraum. Und dann Fischeln. Ja, Kindergarten Sonnenscheintruppe. Und der Anführer der Gruppe ist Benjamin, der mal wieder zu spät ist. Mir egal. Sein Abschluss. Nicht meiner.

Apropo in knapp 6 Wochen bin ich 18!! Ich weiß, hää die ist erst 10. und dann schon 17. Die ist wohl schon 2 mal sitzen geblieben. Aber nein, ich wurde nur zu spät eingeschult. Hat auch seine Vorteile.

,,Miss, würden soe sich bitte vorstellen. Ich sehe sie nämlich zum ersten mal in meinem Unterricht." Sie sieht mich streng an und ab genau diesem Blick weiß ich, sie hasst mich.

,,Mein Name ist Jess, ich mag Kick-boxen und ich bin NOCH 17."

,,Mehr nicht? Nachname?"

,,Steht im Klassenbuch."

,,Geschwister?"

,,Einzelkind" Stich

,,Eltern?"

,, Waise." Stich

,, Oh, das tut mir leid." Ich hasse Mitleid.

,,Mir nicht." Und vorallem von total Fremden.

,,Können wir jetzt bitte mit dem Unterricht fortfahren?" Frage ich sie in einem mehr als eindeutigem Unterton.

,,Ähh ja, natürlich, also, als Schuleinstieg beginnen wir mit Literatur. Kennt jemand von euch ein paar berühmte Dichter?"

Viele Hände gehen nach oben. Von Goethe bis Shakespeare ist alles dabei. Ich melde mich auch. Mrs. Jogden nimmt mich zwar nicht sofort dran, aber auch nach zwei weiteren Schülern, wiederholen sich die Beispiele.

,,Hugo von Hofmannsthal." Erst sieht sie mich überrascht und dann sehr liebevoll an. Ok? Diese Frau hat wirklich Stimmungsschwankungen.

,,Kannst du mir auch eines seiner Gedichte nennen?"

Aber natürlich. Er ist mein Lieblingsdichter.

,,Ja natürlich."

,,Na dann, geh doch bitte vor uur Klasse und trag es uns vor."

Ich. Hasse. Sie.

Trotzdem trotte ich langsam vor zur Tafel und vorne angekommen drehe ich mich Richtung Klasse und beginne zu sprechen.

Sonett der Seele

Willensdrang von tausend Wesen
Wogt in uns vereint, verklärt:
Feuer loht und Rebe gärt
Und sie locken uns zum Bösen.

Tiergewalten, kampfbewährt,
Herrengaben, auserlesen,
Eignen uns und wir verwesen
Einer Welt ererbten Wert.

Wenn wir unsrer Seele lauschen,
Hören wirs wie Eisen klirren,
Rätselhafte Quellen rauschen,

Stille Vögelflüge schwirren ...
Und wir fühlen uns verwandt
Weltenkräften unerkannt."

Und plötzlich wache ich auf, aus meinem Traum, der in meinem Kopf getobt hat. Geweckt durch den Beifall meiner Klasse und meiner in tränen stehenden Lehrerin.

Ups...

~Just A Show~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt