Silvester

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Ich möchte alles in diesem Jahr zurücklassen. Meine Schüchternheit, meine "Probleme", meine Trauer, meine Angst und eine von meinen Masken. All dies möchte ich in diesem Jahr zurücklassen. Und ich möchte dir, genau dir meine Geheimnisse anvertrauen. Denn ich weiß, du bist stark genug. Ich weiß, du haltend solche Dinge aus. Du verstehst sie. Und ich weiß, du sorgst dich um mich. Und für jedes Mal bin ich dir dankbar.

Als erstens Einer meine Masken. Ich gehe nicht auf Partys. Ich ging nie auf Partys. Das letzte Mal wo ich einer Party war, verschwand ich nach 10 min. Ich wollte dir einen Gefallen tun. Mit dir feiern gehen, aber ich kann das nicht. Ich kann mir nicht die Kopf vollsaufen und dabei Spaß habe. Ich kann nicht irgendwo sein, wo ich 90 %der Leute nicht kenne. Versteh mich nicht falsch. Ich liebe Festivals und Konzerte, aber ich hasse Partys. Leute die dich betrunken ansprechen. Ich will so was nicht sehen.

2. Meine Angst. Meine Angst ist nicht wie die meisten Ängste. Ich habe nicht Angst vor fremden Leuten, keine Angst vor Clowns, auch keine Angst vor Dunkelheit oder ähnlichem. Die einzige angst, die ich habe ist, meine Eltern zu enttäuschen. Dass ich nicht der Sohn bin, den sie sich wünschen. Da ich nicht anständig nach den alten Regeln lebe. Da ich nicht zu Hause bin und aushelfe. Das ich mit dir hier draußen bin und meine Nacht hier verbringe. Diese Angst wird mich lange begleiten. Denn diese Angst begann in meiner Kindheit. Ich weiß nicht was es auslöste. Vielleicht der Sonntagnachmittag, den ich gefesselt im Keller verbrachte. Vielleicht die Schläge die abbekam, weil ich einen Stift verloren hab. Aber vielleicht war es auch die Nacht, die auf den Balkon verbracht habe, weil ich auf meinen Schreibtisch geklettert bin. Ich weiß nicht was es war, aber ich kann es nicht ändern. Das einzige was ich tun kann, ist es zu überwinden.

Und ja genau diese Angst macht mir noch heute Probleme. Ich kann nicht herausgehen. Ich kann nicht die Leute einladen, die ich will. Ich bin gefangen. Ich konnte es dir letzten Jahre gut überspielen, aber ich kann nicht mehr. Und ich weiß ich werde die nächsten 3–4 Jahre kämpfen. Denn wegrennen ist keine Option. Ich werde es aushalten, ich muss einfach. Das einzige um das ich dich bitte ist Verständnisse. Ich will, dass du weißt, dass hinter meinem Lächeln immer eine Träne ist. Eine Träne, die niemand sehen wird. Denn ich will ihnen keine Bürde sein.

Ich vertraue dir, denn du hast mir vertraut. Wenn du denkst, es würde besser sein, wenn es die andern auch wüssten. Dann sag es denen, denn ich kann es nicht. Jedenfalls nicht alleine. Denn ich weiß nicht, werden sie mich verstehen. Können sie es nachvollziehen. Oder werden sie wieder abwenden und sagen das man anders ist, dass man glücklich sein soll.

Und obwohl ich diese Gedanken hatte, kam ich zu dir. Ging mit dir von Bar zu Bar. Leerte das einte Glas nach dem anderem. Und ich traf so viele Leute, Leute die ich am Morgen wieder vergessen habe. Ich habe getanzt und gefeiert. Ich habe ein Glas voll Erdnüssen geklaut. Ich habe zwar keine Frau rumgekriegt, aber dennoch bin ich glücklich. Vielleicht ein bisschen eifersüchtig, aber wen stört das schon. Ich bin froh haben wir es durchgezogen. Das war mein erstes richtiges Silvester. Und alles was ich brauchte, war ein bisschen Schinken.

Ich und meine GedankenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt