Kapitel 3

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Wir sind schon mindestens um vier Ecken gelaufen, als wir in einem großen Saal stehen bleiben. An der Tür steht: Aufenthaltsraum der Mädchen. Wir betreten den Raum und zwei Mädchen kommen auf uns zu. Das eine ist ein wenig kleiner nur als ich, hat blondes Haar und grüne Augen. Das andere ist fast einen Kopf größer als ich und hat langes, glattes, braunes Haar. Ich lächle sie an. "Hey Emma.", meint das große Mädchen, "Wen hast du uns denn da mitgebracht?" " Skye, dass ist Ennea und Ennea das ist Mia." Ich lächle das Mädchen hinter Skye an und strecke Skye die Hand hin. Sie jedoch umarmt mich sofort. "Hey! Schön dich kennen zu lernen. Mia ist ein wenig schüchtern; also mach dir nichts draus, wenn sie nicht sofort auftaut." " Hey!", beschwert sich Mia sofort und boxt ihrer Freundin in die Seite. Und wendet sich dann an mich: " Also ich bin Mia und ich bin vielleicht nur ein ganz kleines bisschen schüchtern." Wir müssen lachen. Alle drei scheinen sehr nett zu sein. Zumindest netter als mein neuer Trainingspartner. Wir wollen gerade zurück auf Zimmer, als mein Magen laut knurrt. "Oh da hat wohl jemand Hunger!", lachen die drei. Ich nicke. "Das liegt wohl daran, dass Fynn mich die ganzen Stufen bis in den ersten Stock gejagt hat. Naja ich kann gar nicht glauben, dass das so viele sind. Ich meine das ist nur ein Stockwerk." Ich lache. "Fynn?", Skye lacht und Mia schaut bei diesem Namen erschrocken hoch. Während wir in die Küche laufen um mir etwas zu essen zu besorgen, erzähle ich alles von meiner Ankunft und der Idee des Direktors. "Das ist nicht sein Ernst. Fynn wird dich fertig machen.", schnaubt Skye verächtlich. "Bist du sicher, dass mein Vater euch zu Trainingspartnern gemacht hat?", hackt Emma nach. Ich nicke und frage dann verblüfft: " Vater? Das heißt Fynn ist dein Bruder?" " Jap. Dieses Arschloch ist mein Bruder. Wir haben auch noch eine kleine Schwester, Charly. Sie ist zwei Stufen unter uns. Also fünfzehn. Aber sie ist gerade im Ausland." Ich lächle. " Naja ich bin auch gerade erst sechzehn geworden" Die anderen schauen mich verblüfft an. Okay dann waren Fynn und Emma also Geschwister. "Krass, dann haben wir jetzt zwei so Überflieger in der Stufe. Fynns bester Freund Damon ist auch gerade sechzehn geworden." Ich muss mich zusammen reißen, damit man es mir nicht anmerkt, dass ich das natürlich schon weiß. An der Küche angekommen, klopft Emma dreimal. Als sie sich öffnet, steht dort eine große, schlanke, junge Frau. " Oh Em! Hey, Fynn war eben auch da. Was führt euch denn hier her. Mittagessen ist doch schon rum." Sie schaut in die Runde und ich trete ein Schritt vor. "Ich bin gerade erst angekommen. Und hab jetzt ganz schön Hunger." "Na dann kommt mal alle rein. Ich zaubere dir etwas Schönes. Ach übrigens. Ich bin Maggi.", die Köchin gibt mir die Hand und lächelt mich freundlich an. "Ennea!" Nachdem ich ein ausgiebiges Mittagessen von Maggi serviert bekommen habe, gehen wir auf unser Zimmer und quatschten einfach ein bisschen. Emma ist schon achtzehn, durch eine Sportverletzung musste sie ein Jahr wieder holen, sie will Agentin werden. Genau wie Skye. Sie ist siebzehn und Mias beste Freundin. Sie sind zusammen hier im Dorf aufgewachsen. Mia ist ebenfalls siebzehn und hat sich auf die IT- Branche spezialisiert. "Was? Schon halb neun wir müssen zum Abendessen, sonst ist alles weg!", ruft Skye plötzlich. "Hey ihr, ich glaube ich komme nicht mit. Ich bin tot müde und muss morgen früh raus. Könnt ihr mir vielleicht irgendwas Trockenes mitbringen? Das kann ich dann morgen vor dem Training mit Fynn essen. Wir sehen uns dann beim Frühstück." "Natürlich, gute Nacht.", meinen die drei und verlassen das Zimmer. Schnell mache ich mich fertig, falle völlig erschöpft auf mein Bett. Kurz bevor ich einschlafe fällt mein Blick auf die gegenüberliegende Wand, über Mias Bett, auf ein Foto von Syke und Mia und schlafe ein.

Am nächsten Morgen werde ich unsanft von meinem Wecker geweckt. Ich schalte ihn schnell aus und schlüpfe leise aus meinem Bett, um meine Freundinnen nicht zu wecken. Es war erst halb sechs. Ich mache mich fertig und ziehe meine neue Schuluniform an, die aus einem schwarzen Top, einer engen schwarzen Hose und einer schwarzen Lederjacke besteht. Schnell gleite ich aus dem Zimmer und laufe den Flur entlang bis ich am Fahrstuhl angekommen bin. Im Erdgeschoss steige ich aus und werfe den Pappteller weg, den mir meine Mitbewohnerinnen gestern Abend mit Nudel befüllt auf den Nachttisch gestellt haben und den ich auf dem Weg runter in mich rein gestopft habe. Ich trete aus der großen Eingangstür und renne dann zu Fynn in die Turnhalle. Er trainiert schon am Boxsack. Als ich reinkomme, dreht er sich um und kommt auf mich zu. "Also ich will das du weißt, dass ich dich nicht schonen werde. Heute fangen wir erstmal mit einem kleinen Kampf an. Ich möchte wissen, was du schon so drauf hast." Was? Ich soll gegen ihn Kämpfen. Ich habe öfters mit meinem Vater gekämpft und auch mit Damon und sie haben mich sicher nicht geschont, aber Fynn. Ich kenne meine Stärken, aber auch meine Schwächen. Und jetzt wo meine Kondition gelitten hat und mir immer noch einige Stellen meines Körpers weh tun, wie soll ich da eine Chance haben. Trotzdem trete ich auf die Matte. Fynn erhebt seine Fäuste und ich tue es ihm gleich. "Also als erstes. Zieh mal deine Jacke aus. Die engt dich zu sehr ein so kannst du auf keinen Fall gewinnen." Das kann ich doch sowieso nicht, denke ich und meine nur: "Nein, die Jacke bleibt an." Er verdreht nur die Augen. "Na dann, geht's los." Er bringt sich in Position und seine rechte Faust schnellt nach vorn. Ich ducke mich und weiche ihm aus. So geht es einige Male. Bis er die ersten Treffer erzielt. Meine rechte Schulter schmerzt schon von den ganzen Treffern, trotzdem mache ich weiter. Aufgeben gibt's nicht! Das hat immer mein Vater gesagt. Und er hat auch immer gesagt: Ennea, denk nach. Du bist schlau. Denk nach. Und das tue ich jetzt. Ich weiche geschickt seinen Schlägen aus, ducke mich unter seinem nächsten Schlag weg und haue ihm meinen rechten Ellenbogen in die Rippen. Doch ich habe seine Schnelligkeit nicht bedacht. Er packt mich hinten an der Jacke und zieht mich von sich weg. Ich schnelle jedoch nach vorne und ziehe ihm die Beine unter dem Körper weg. Er strauchelt kurz und fällt dann auf die Matte. Triumphierend drehe ich mich im Kreis, als würden uns Leute zuschauen. Dabei habe ich aber seine Hand an meiner Jacke nicht bedacht. Jetzt wo ich ihm den Rücken zugekehrt habe, zieht er mir die Jacke aus. Empört drehe ich mich um und sehe sein erschrockenes Gesicht. Mit dem Ausziehen der Jacke kommen die Narben an meinen Armen und Schultern zum Vorschein. Schnell reiße ich ihm meine Jacke aus der Hand und renne aus der Halle.

"Ennea! Warte!", ruft Fynn mir hinterher, doch ich bleibe nicht stehen. Ich renne ins Schulgebäude und ziehe währenddessen meine Jacke wieder an. Ich sprinte die Treppen hoch und komme schlitternd vor unserem Zimmer zum Stehen. Ich öffne Schwungvoll die Tür und betrete den Raum. Drinnen ziehen sich meine drei Mitbewohnerinnen gerade an. "Hey, was ist los?", will Emma wissen, als ich die Tür hinter mir zu schlage. "Dein Bruder ist echt ein Arsch!" "Jap. Das musst du mir nicht sagen, das weiß ich schon. Aber was ist passiert?" Ich setze mich auf mein Bett und antworte: "Er hat mich sofort zum Zweikampf antreten lassen und ach egal. Er ist ein Arsch!" Kurz habe ich überlegt den dreien meine Geschichte zu erzählen, doch habe mich dann dagegen entschieden. Was würden sie danach von mir denken? Wie würden sie mit mir umgehen. Nein, ich würde die ganze Sache noch für mich behalten. Und deshalb muss ich jetzt Fynn finden. Er darf mein Geheimnis niemanden erzählen. Er ist jetzt bestimmt auf dem Weg zum Frühstück. Auch wenn ich ihn nicht sehen will, muss ich ihn zum Schweigen bringen. "Können wir los zum Frühstück?", frage ich deshalb in die Runde. Alle nicken, also laufen wir gemeinsam in den Speisesaal. Fynn wartet schon davor. "Geht schon mal rein, ich komme gleich nach.", meine ich zu den dreien und wende mich an Fynn. "Ennea, es tut mir leid, ich ...", doch weiter kommt er nicht. "Es tut dir leid? Wirklich? Ich hatte doch gesagt nein! Ich hatte meinen Grund und ich hoffe du hast es noch niemanden erzählt, sonst muss ich euch leider umbringen." Er schüttelt den Kopf. "Ich werde es niemandem erzählen, versprochen. Aber was ist...", mehr bekomme ich gar nicht mit, denn ich drehe mich um und gehe zu meinen Mitbewohnerinnen, die schon an einem Tisch sitzen. Es sieht aus wie in einem vier Sterne Hotel. Sobald ich am Tisch sitze, kommt ein junger Mann und fragt uns was wir denn gerne zu trinken hätten. Emma und Mia bestellen einen Kaffee und Skye einen heißen Kakao mit Sahne. Okay es sieht nicht nur aus wie ein Hotel, es ist eins. Also nein, es ist meine neue Schule, aber... "Und was möchten Sie gerne trinken?", reißt mich der Kellner aus meinen Gedanken. "Oh Entschuldigung. Ich hätte gerne ebenfalls einen heißen Kakao mit Sahne." Er lächelt mich freundlich an und ich schaue schüchtern weg. "Das war Liam. Er kellnert hier und wohnt im dritten Stock. Er ist super süß.", schwärmt Emma. Ich lache. Er ist wirklich süß, aber bestimmt mal drei Jahre älter als ich. Und er erinnert mich an irgendjemanden. "Komm wir können uns auch in der Schlange unterhalten, ich habe echt einen riesen Hunger.", meint Mia. Also stehen wir auf und stellen uns in die Schlange zum Buffet. Wir kommen gerade zu den Brötchen, als sich ein Junge vordrängelt und mich schubst. Fast wäre mir mein Brötchen abgestürzt. "Passt doch auf, du Idiot.", keift Skye. "Hast du was gesagt? Ich hoffe nicht, nicht dass mir wieder die Hand ausrutscht." Geschockt starre ich ihn an. Hatte er sie etwa geschlagen. "Verschwinde Noah!", zischt Emma jetzt. "Ah du hältst dich also immer noch für etwas Besseres?", fragt jetzt ein anderer Junge verächtlich hinter mir. Ich drehe mich um, damit ich ihn sehen kann. Es ist Fynn. "Lass sie doch.", mische ich mich ein. "Lass mal Ennea. Das ist allein unsere Sache. Ganz Intern!" Da mischt sich noch ein dritter Junge ein: "Was haben wir denn da? Ist das etwa die Neue mit der du Trainieren sollst?" Fynn nickt und ein vierter Junge meinte nur: "Du hast nicht zu viel versprochen. Sieh sie dir an Henry! Noch so klein und unschuldig. Du hältst hier keine Woche aus!", lacht er, es ist Damon, doch an seiner Stimme kann ich sein Erstaunen ausmachen. Anscheinend bemerken das die anderen jedoch gar nicht. "Kommt Jungs wir holen unser essen. Das bringt ihr doch jetzt eh nichts mehr.", meint Henry jetzt. Sie gehen an uns vorbei, nehmen sich ihre Brötchen und schlendern dann das Buffet entlang. Ich schaue ihnen noch hinterher. Der Junge den sie Noah nennen, sieht Fynn von der Statur sehr ähnlich. Nur das er braunes Haar und grüne Augen hat. Henry dreht sich noch einmal um und lacht uns an. Er ist der größte der ganzen Gruppe und hat ebenfalls braunes Haar und grüne Augen. Als wir vier wieder an unserem Tisch sitzen, frage ich: "Wer war das?" "Das waren Fynn und seine blöden Freunde. Noah, sein Zwillingsbruder Henry und Damon, er ist auch erst sechzehn, so wie du.", antwortet Emma. "Ja das sind richtige Idioten. Wir kennen sie schon seit wir zehn Jahre alt sind und oh Gott ich hasse sie. Also Damon kam erst später dazu, aber er passt echt gut zu ihnen.", zischt Mia und widmet sich ihren Pancakes. Ich tue es ihr gleich und esse die ganzen Köstlichkeiten auf meinem Teller. "Also wie sieht jetzt eigentlich unser Tag aus?", erkundige ich mich. "Also wir haben jetzt zwei Stunden Kampftraining und dann gilt dein Stundenplan. Hast du den eigentlich schon?", mampft Skye. Ich nicke. Nach dem Frühstück gehen wir zurück auf unser Zimmer. Ich räume meine Sachen ein und dann müssen wir auch schon zum Unterricht.

@MiaLe1

WHISPER of DeathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt