Kapitel 10

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Wir sitzen beim Essen und reden über alles Mögliche. Das heißt, die Mädchen reden über alles Mögliche. Ich sitze nur daneben und esse schweigend meine Pizza. Jetzt, nach dem wir Weihnachten und Silvester kurz vor uns haben, bin ich immer lieber alleine. Wir haben seit einer Woche Ferien, doch die Meisten von uns, verbringen ein Großteil der Ferien im Internat. Viele haben keine Eltern mehr, oder diese müssen Arbeiten. So sind auch all meine Freunde noch im Internat. Wir wollen alle zusammen hier feiern. Ben kommt extra aus Sydney und auch Liv und Grace kommen. Grace und Ben sind seit fast zwei Monaten ein Paar, deshalb sehe ich ihn mittlerweile alle zwei Wochen. "Ennea? Kommst du?", reißt mich Skye aus den Gedanken. Meine Freunde sind alle aufgestanden und wollen jetzt gehen. Also stehe ich auf und gehe mit ihnen. Am liebsten würde ich jetzt mit Stardust zu dem Baumhaus reiten, doch noch ist es zu warm. Also gehe ich mit meinen Freunden ans Meer. "Komm! Wir können uns bei Grace Bords ausleihen!", ruft Damon und alle laufen ihm hinter her. Seine Verletzung ist komplett verheilt, nur eine große Narbe bleibt ihm als Erinnerung. Und mir als Warnung. Ich weiß jetzt, was dieser Job für uns alle bedeutet. Wenn wir nicht aufpassen, der sichere Tod! Ich habe durch diesen Vorfall gemerkt, wie sehr ich Damon liebe! Wie sehr ich ihn brauche! Ich habe gemerkt, dass es egal ist, was damals, bevor er hier her kam, zwischen uns vorgefallen ist. Also nehme ich jetzt das Bord entgegen, dass er mir hin hält und komme mit an den Strand. "Komm, Ennea! Wir zeigen den anderen Mal wie man das in Sydney macht." Ich lächle ihn an und lasse mich mit ziehen. "Ich stand ewig nicht mehr auf einem Bord. Damon! Ich weiß nicht, ob ich das noch kann.", wispere ich, als alle schon im Wasser sind. Ich habe Angst. "Natürlich kannst du, du bist meine Schwester, du kannst alles. Ennea, komm schon! Tu es für mich. Trau dich!", flüstert er mir ins Ohr und fügt dann noch hinzu, "Du warst das letzte Mal damals mit Talia und mir draußen, oder?" Ich nicke und Tränen schießen mir in die Augen. Er nimmt mich in den Arm und meint: "Dann tu es auch für sie. Sie würde es so wollen. Sie würde sich schlecht fühlen, wenn du nie mehr ins Wasser gehst. Du warst früher immer die Erste, die drin war und die Letzte, die wieder raus kam. Komm schon! Es wird nichts passieren. Tu es!" Er nimmt meine Hand und gemeinsam gehen wir in das türkisfarbene Wasser und paddeln mit unseren Boards zu den anderen. "Okay, da seid ihr ja! Dann mal los.", meint Noah. Und paddelt auch schon auf die erste Welle zu und steht sofort. Sein ride ist perfekt. Es sieht wirklich spaßig aus. "So schwer kann es ja nicht sein. Das verlernt man ja nicht.", meine ich zu Damon und schnappe mir die nächste Welle. Ich stehe und genieße, wie das Wasser um mich spritzt. Ich habe dieses Gefühl der Freiheit vermisst. Ich fühle mich als könne ich alles erreichen. Doch dann stürze ich und gerate unter die Welle. Plötzlich überkommt mich Panik. Damon zieht mich hoch und ich schreie nur: "Wie konntest du nur! Du wusstest genau, dass das passieren würde! Du warst dabei! Wie konntest du nur!" Ich entreiße mich seinem Griff und paddele zum Ufer. "Ennea! Warte!" Er kommt mir hinter her. "Ich konnte es nicht wissen. Ich dachte, du..." "Was dachtest du? Das ich es vergessen habe? Das ich nicht mehr jede Nacht davon Träume? Wie sollte ich meine beste Freundin vergessen? Wie könnte ich den Unfall vergessen? Damon, sie ist in meinen Armen gestorben. Wie könnte ich das vergessen?" Mit diesen Worten schmeiße ich das Bord in den Sand und renne die Straße entlang zurück ins Internat. Dort reite ich mit Stardust zu dem Baumhaus und setze mich weinend auf die Platform. "Damon ist ein Arschloch!", meine ich nur noch zu meinem Pferd.

"Du warst ja ganz schön hart zu Damon. Alles okay?" Ich setze mich neben Ennea und streichle ihr über die Schulter. Tränen laufen über ihr markelloses Gesicht und sie schaut mich an. "Ich will nicht darüber sprechen, okay?", schluchzt sie. Ich nicke und nehme sie in den Arm. Jetzt bricht es aus ihr heraus. Hemmungslos weint sie in meine Schulter. "T'schuldigung!", schnauft sie. "Du musst dich für nichts entschuldigen. Ich bin für dich da.", meine ich und streichle ihr beruhigend über ihr wundeschönes rot-braunes Haar. So sitzen wir noch eine ganze Weile.

WHISPER of DeathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt