Kapitel 13

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Fynn und ich parken auf dem Parkplatz hinter Liv's Café. Händchenhaltend schlendern wir den Pier entlang. Emma und Mia sitzen schon an einem kleinen Tisch auf der Terrasse des Cafés und schauen auf Mias Laptop. Wir laufen in Richtung der wenigen Geschäfte des Dorfes und betreten den Buchladen, der unserer Zielperson gehört. Der Laden ist größer als er von außen aussieht. Als wir uns umsehen, steht ein älterer Mann hinter der Theke. "Kann ich ihnen helfen?", fragt er und kommt uns entgegen. "Wir würden uns gerne erstmal ein wenig umschauen, wenn wir dürfen.", antwortet Fynn und geht zum nächst besten Bücherregal. Ich bleibe bei Mr. Jonson stehen, schaue mich ein wenig in seinem Laden um und meine dann: "Ihr Laden ist wirklich wunderschön. Haben sie noch die kleine Sitzecke?" Er nickt, schaut mich aber fragend an. "Ich war früher jeden Sommer hier, und habe jeden Abend bei ihnen im Laden gesessen. Ich weiß nicht, ob der Laden damals schon ihnen gehörte, aber ich erinnere mich an eine Frau, die mir immer Plätzchen und Bücher gebracht hat. Wissen sie wie es ihr geht?" "Ja, das war meine Frau. Der Laden hat uns gehört, sie war nur immer hier und hat sich um unsere Kunden gekümmert. Sie ist leider vor knapp einem Jahr gestorben." "Das tut mir leid.", meine ich betroffen und schaue zu Fynn. "Willst du vielleicht die Sitzecke sehen? Ich freue mich, dass mal wieder danach fragt." Ich nicke und folge ihm. Wir gehen eine kleine Wendeltreppe hoch und hinter einem Bücherregal stehen kleine graue Sofas, zwei graue Sessel und vor dem Fenster, auf dem Fensterbrett liegen bunte Kissen und ein Paar Bücher. Es sieht alles noch genau so aus wie früher. Ich lächle Mr. Jonson an und meine: "Vielen dank, es ist wunderschön. Ich würde gerne ein wenig hier sitzen und lesen, wäre das in Ordnung, Mr. Jonson?" "Ja, natürlich, nenn mich doch bitte Nick." "Ennea", ich lächle und kuschele mich ans Fenster. Nick geht wieder runter und ich nehme mir eins der Bücher, die vor mir liegen. Liebe aus Glas heißt es und ist von Nina Jonson. Ich schlage es auf und beginne zu lesen.

"Hey? Wir sollten mal langsam zurück, die Jungs sind schon bei Emma und Mia. Ich glauben wir wissen eigentlich alles über Mr. Jonson.", meine ich zu Ennea, als ich mich zu ihr setze. Sie ist ganz vertieft in ihr Buch und schaut mich erst jetzt an. "Ich lese noch die Seite fertig." Ich nicke und schaue mich noch ein wenig um. Ich lehne mich an ein Bücherregal und schaue ihr beim lesen zu. Ihre langen rotbraunen Haare hat sie hochgesteckt, nur ein Paar Strähnen haben sich gelöst und fallen ihr jetzt ins Gesicht. Ihre goldenen Augen huschen über die Buchstaben und Sätze des Buches in ihren Händen. Doch dann höre ich plötzlich ihren und meinen Namen. Plötzlich liegt meine ganze Aufmerksamkeit auf dem Telefonat, das Mr. Jonson führt. "Sie sind hier, beide. Peter ich kann das nicht. Sie ist so ein nettes Mädchen und sie kannte Nina. Ich kann ihr nichts tun. Und ich glaube die zwei sind ein Paar. Wir sollten nicht ihn nehmen. Das hat die kleine nicht verdient." Er macht eine Pause und hört zu. "Ja, ja ich weiß. Ihre Familien müssen büßen. Aber sie musste es schon. Ihre Eltern sind beide tot, das war so nicht geplant. Sie sollte doch nur ihren Vater verlieren, so wie ich und sie sollte den Schmerz spüren wie es ist einen weiteren Menschen zu verlieren, den man liebt. Und das war ihre Mutter. Sie hat schon zwei Menschen verloren. Für mehr kann ihre Familie nicht, sie sollte nicht mehr verlieren als ich. Und er hat noch Geschwister, die können wir auch nehmen. So können wir uns auch an seinen Eltern rächen. Ich will nur , dass sie den gleichen Schmerz spüren, wie ich vor einem Jahr. Sie haben mir meinen Vater, meine Frau und mein Kind genommen. Mehr schmerz hält keiner aus und soll es auch nicht müssen. Peter hast du das verstanden?" Wieder schweigt er. "Peter, nein, das werde ich nicht zulassen. Wie kannst du nur so reden, es sind deine Schüler." Und jetzt verstehe ich, er telefoniert mit Mr. Powell unserem neuen Lehrer. Dem Lehrer, der es, wie wir dachten auf mein Pferd abgesehen hat, dabei will er nur uns. Ich schnappe mir Ennea und flüstere ihr zu: "Wir müssen sofort hier raus, lass dir bloß nichts anmerken!" Sie schaut verwirrt, doch läuft mir dann hinterher. Am Tresen bleibt sie stehen. "Kann ich das Buch kaufen?", fragt sie Mr. Jonson. Dieser nickt und ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. "Wie viel wollen sie dafür?" "Nichts, Nina hätte gewollt, dass du es bekommst. Sie hatte dich sehr gern. Sie hat jeden Sommer darauf gewartet, dass du wieder kommst. Auf Wiedersehen, schön dich mal kennengelernt zu haben. Du bist wirklich so lieb und aufrichtig, wie meine Frau das immer erzählt hat. Verlier das nicht." "Danke, einen schönen Tag ihnen." Er lächelt gezwungen, doch das fällt Ennea nicht auf. Sie strahlt ihn an, drückt das Buch an sich und folgt mir nach draußen.

WHISPER of DeathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt