Kapitel 8

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Ich versuche mich aufzuraffen und will gerade los laufen, als ich sehe, dass Nils stärker zu sein scheint, als Damon. Ich beiße mir auf die Zähne und renne zu meinem Bruder. Gemeinsam drängen wir ihn gegen einen Baum. Damon hält seine Hände fest und ich suche ihn nach weiteren Waffen ab. Er hat noch zwei weitere Messer, aber sonst nichts dabei. Ich halte alle drei Messer in der Hand, als Fynn kommt. Er hat einen Pferdestrick dabei und wir fesseln Nils, wenn das überhaupt sein richtiger Name ist. Wir setzen uns kurz neben ihn ins Gras und die beiden betrachten meine Wunde. "Ist halb so schlimm. Das ist nur ein Kratzer. Macht euch mal keine Sorge.", beruhige ich die beiden. "Du wirst es ja wissen.", meint Fynn und hilft mir auf. Die Messer habe ich in meine Tasche gepackt. Damon schnappt sich Nils und wir gehen in Richtung Internat. In der Eingangshalle wartet schon Mr. Peak. "Ich dachte mir doch, dass irgendwas im Busch ist. Ennea, was ist passiert? Alles okay?" Ich nicke und Fynn führt mich in Richtung der Krankenstation. ein kurzes Stück müssen Damon, Mr. Peak und Nils noch mit uns gehen, um dann weiter in Richtung Büro zu laufen. Als wir uns trennen übergebe ich unserem Sportlehrer meine Tasche mit den Messern. Damon und Fynn begleiten mich weiter in Richtung Krankenstation. In diesem Moment hören wir nur noch ein Klirren und einen Schrei. Wir bleiben stehen und schauen in die Richtung, aus der die Geräusche kamen. In Mr. Peaks Hand steckt ein Messer und Nils hebt gerade ein weiteres Messer auf. Er holt aus, zielt auf mich und wirft. Das Messer fliegt gerade auf mich zu. Ich kann nur noch die Augen schließen. Ich bin schon auf den Schmerz vorbereitet, als ich zwei schreie höre. Ich öffne meine Augen wieder und sehe wie Damon vor mir in die Knie geht. Weiter weg liegt Nils mit einem Messer im Bein auf dem Boden, neben ihm liegt Mr. Peak und ein Messer steckt in seinem Hals. Überall ist Blut. Eine Krankenschwester läuft zu ihm rüber. Doch das interessiert mich in diesem Augenblick nicht, denn das Messer, das eben noch auf mich zugeflogen ist, steckt jetzt in dem Bauch meines Bruders. "Damon!", flüstere ich und knie mich neben ihn. "Alles gut! Es ist alles okay, Süße. Ich hab dich lieb.", mit diesen Worten schließt mein Zwillingsbruder die Augen. "Nein! Damon!", ich schreie und Tränen laufen mir nur so die Wangen runter. "Kate! Du musst ihn retten, bitte! Kate!", brülle ich die Ärztin an, die gerade aus ihrem Zimmer neben der Krankenstation kommt. Diese setzt sie ruhig neben meinen Bruder und beginnt mit der Wiederbelebung. Ich knie daneben und weine. Fynn, der die ganze Zeit nur wie erstarrt da gestanden hat, kniet sich jetzt zu mir und nimmt mich in den Arm. "Er darf nicht sterben.", schluchze ich in Fynns Schulter. "Das wird er nicht, Kate tut alles was sie kann. Er ist zu stark dafür.", versucht Fynn mich zu beruhigen und streicht mir übers Haar. Da streicht mir eine weitere Hand über meinen Kopf. Ich schaue hoch und sehe Liam. Ich löse mich aus Fynns Armen und falle Liam um den Hals. Er schlingt seine starken, muskulösen Arme um meinen zarten Körper und hält mich fest. Auch meine anderen Freunde sind da. Emma umarmt ihren Bruder, Henry hält Skye und Noah Mia in den Armen. Alle weinen. Da richtet sich Kate auf und meint: "Okay, er ist wieder da, wir müssen ihn sofort operieren. Liam du kannst mit reinkommen, als Familienmitglied. Ihr anderen müsst leider hier warten." Ich gehe automatisch ebenfalls auf die Tür der Station zu. "Ennea, nur Familie!" "Aber ich bin seine Schwester! Damon ist mein Zwillingsbruder!" "Was?", jetzt hören alle zu. "Ja, das stimmt. Ennea und Damon sind Zwillinge.", klärt Liam auf. "Okay! Dann kommt." Ich drehe mich nochmal kurz zu meinen Freunden um und sehe in geschockte Gesichter. Dann laufe ich Kate und Liam, der Damon trägt, hinterher.

Einen Tag später, darf ich die Krankenstation verlassen. Damon liegt immer noch auf der Intensivstation. Und obwohl ich eigentlich Unterricht hätte, weiche ich nicht von seiner Seite. Erst als es Abend wird und Kate mich rausschmeißt. Ich weiß zuerst nicht wo ich hinsoll. In mein Zimmer möchte ich nicht, da die Mädels an beiden Tagen nicht bei mir waren. Nur Fynn und Liam hatten mich besucht. Also setze ich mich auf die Stufen zwischen der Jungs- und der Mädchenetage. Ich weiß nicht worauf ich warte. Ich sitze einfach nur da und schaue aus dem großen Fenster neben mir. Ich schaue auf den Wald, der sich hinter dem Schulgelände erstreckt und muss wieder an die Nacht denken. Sofort schießen mir die Tränen wieder in die Augen. Schnell wische ich sie weg, doch sie laufen und laufen. Plötzlich berührt mich eine Hand von hinten. Es ist Emma, die sich jetzt neben mich setzt. "Hey!", schluchze ich. "Hey!", flüstert sie und nimmt mich in den Arm. "Wie geht es dir?" "Ganz gut, es tut nicht mehr so weh." "Nein, nicht deinem Bein, wie geht es DIR? Ich meine mit dem allen?" Wieder beginne ich zu weinen. "Nicht gut. Ich meine, er wäre fast gestorben. Mein Zwillingsbruder, wäre fast wegen mir gestorben! Und Mr. Peak ist tot!" "Nein, es war nicht deine Schuld. Es war Damons Entscheidung. Fynn meint, das Messer hätte dich sofort getötet und da Damon größer ist... Er wusste was er tat und es war seine Entscheidung. Es war nicht deine Schuld! Und Mr. Peak hättest du nicht retten können. Einzig und alleine dieser Nils ist schuld, sonst niemand. Egal was vorher passiert ist. Es ist nicht deine Schuld!", wiederholt sie nochmal. "Doch ist es! Ich habe Nils vertraut. Und ich war so dumm, und hab die Messer nicht ordentlich gesichert. Die Tasche hatte schon vorher einen Riss. Es ist alles meine Schuld!" Emma schüttelt mit dem Kopf und nimmt mich wieder in den Arm und flüstert: "Nein, ist es nicht!" Wir sitzen noch eine ganze Weile einfach nur so da, als Emma fragt: "Warum hast du uns eigentlich nie etwas von Damon erzählt?" Ich zucke mit den Schultern. "Ich wollte erst wissen, ob das klappt. Damon und ich haben uns vor vielen Jahren sehr gestritten und naja, ich wollte nicht, dass es hier so weiter geht. Das hätte keinem etwas gebracht. Also dachte ich, ich behalte es einfach für mich. Es war einfacher so. Und ich muss dir noch etwas erzählen, aber das würde ich gerne tun, wenn alle da sind, also auch Damon. Kate meint, er darf morgen wieder auf die normale Station und da könnt ihr ihn alle besuchen. Und ihr könntet euch alle wieder richtig versöhnen. Was damals geschehen ist, ist nicht die Schuld der Jungs." Jetzt blickt meine beste Freundin mich erstaunt an. "Du weißt es?" Ich nicke und so gehen wir gemeinsam in unser Zimmer . Dort warten schon die andern zwei und umarmen mich. In dieser Nacht schlafen wir gemeinsam auf der Empore.

WHISPER of DeathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt