WHISPER of Death

Kapitel 21

Die Sonne scheint durch die Fenster der Kapelle, als eine Braut im weißen Kleid und ein Mann im schwarzen Frack sich erheben und mit ihren Gästen anstoßen. Sie stoßen auf die Menge von zwanzig Personen an die alle ihrer Einladung gefolgt waren. Sie stoßen auf den Tag ihrer Hochzeit und ihrem ewigen Glück an. Beide lächeln und küssen sich. "Ennea aufwachen!" Es ist Fynn der mich eine Woche nach unserem Ball im Baumhaus weckt. "Ja!", murmele ich und setzte mich müde auf. Mein Freund setzt sich neben mich auf das Schlafsofa. "Und hast du gut geträumt?" Ich zucke mit den Schultern. "Eigentlich war es ein guter Traum, nur weiß ich, dass er in naher Zukunft nicht wahr werden wird." "Liam und Kate?" Ich nicke. Wir wissen beide, dass es nur eine Frage der Zeit, naja der nahen Zukunft, sein wird, bis sich der Satz: Bis der Tod euch scheidet, wahr werden würde. Wir alle wissen, dass Liams Organe immer mehr schlapp machen. "Komm denk da jetzt nicht drüber nach. Es gibt Frühstück." Er steht auf und geht auf die kleine Terasse. Ich folge ihm und gemeinsam frühstücken wir gemütlich.

Die Hochzeitsvorbereitungen sind abgeschlossen. Die Torte ist ein Traum. Sie ist vier Stöckig, weiß, oben drauf ein kleines Brautpaar. Er sitzt sogar im Rollstuhl. Und sie ist mit roten Schokorosen geschmückt. Aber das Kleid übertrifft alles. Es sieht aus wie das einer Prinzessin. Es ist eine mit Spitzen besetzte A- Linie. Und hat eine unglaublich lange Schleppe. Ennea und Emma haben mir beim fertig machen geholfen. Gemeinsam sind wir auch der kleinen Kapelle in Barren Hills gefahren. Am Eingang der Kapelle wartet schon mein Vater. Er schaut mich an und ihm stehen in den Augen. Mit leicht zitternder Stimme meint er: Du siehst wunderschön aus, mein kleines Mädchen. Die Mädchen sind schon reingegangen. Ich umarme meinen Vater und gebe ihm einen Kuss auf die Wange. Ich lasse ihn los und schaue vorsichtig in die Kapelle. Da nimmt er meine Hand und wir gehen gemeinsam in die Kirche, wo alle schon gespannt warten. Als wir an Charly vorbei laufen, tippe ich ihr mit meinem Brautstrauß auf die Nase, sie sieht noch so jung aus, obwohl sie schon fünfzehn ist. Dann geht mein Bick zum Altar und als ich Liam sehe, strahle ich. Auch er strahlt und zum ersten Mal, seit seiner Verletzung, sehe ich nur Freude in seinen Augen. Dann beginnt der Pfarrer zu reden und alle setzen sich. Kate willst du den hier anwesenden Liam Scott heiraten, ehren und lieben bis der Tod euch scheidet? Ich antworte sofort: Ja ich will, auch darüber hinaus noch. Nun spricht der Pastor auch zu Liam. Und Liam willst du die hier anwesende Kate Scott heiraten, ehren und lieben bis der Tod euch scheidet? Ja ich will. Für immer! Und noch länger!, meint er sofort. Also stecken wir uns die Ringe an und als der Pastor sagt: Sie dürfen die Braut jetzt küssen. Liegen unsere Lippen eigentlich schon aufeinander.

Als wir die Kapelle verlassen, schein draußen die Sonne und es ist super warm. Wir stellen uns alle nebeneinander und warten auf das Brautpaar. Während sie an uns vorbei kommen, werfen wir Blumen. Dann auf der Wiese vor der Kapelle bekommt jeder einen Luftballon in die Hand und muss auf eine Karte einen Wunsch oder eine Erinnerung an die Beiden schreiben. Meine Erinnerung ist der Moment in dem ich das erste Mal bemerkt habe, dass die beiden verliebt sind. Vorne auf der Karte steht ihre Liebesgeschichte und die Adresse des Internats. Nachdem jeder etwas auf die Karte geschrieben hat, lassen wir die Ballons steigen. Danach werden Fotos gemacht und dann geht es auch schon zum Essen. Auf dem Weg dorthin habe ich das erste Mal an diesem Tag die Chance mit meinem großen Bruder zureden. Er sieht so glücklich und zufrieden aus wie lange nicht mehr. Beim Essen sitzen wir alle an einem großen Tisch. Außnahmsweise hat Maggi nicht gekocht, sondern wir haben einen Cateringservice angagiert. So können wir alle entspannt essen und den Reden lauschen. Fynn und Emma halten gemeinsam eine Rede, so wie Damon und ich auch. Max Rede ist unglaublich lang, aber auch wunderschön. Kate muss ständig weinen und Liam strahlt übers ganze Gesicht. Dieses Strahlen lässt uns alle vergessen, dass wir nicht mehr viel Zeit mit ihm haben werden. Und als Kate und Liam dann die Tanzfläche mit einem Tanz eröffnen, steigt die Stimmung nochmal an. Während es draußen schon dunkel ist, schneiden die Zwei die riesige Torte an. Danach wirft Kate noch den Brautstrauß. Emma und ich fangen ihn gemeinsam. Deswegen legen wir ihn einfach wieder auf Kates Platz und tanzen mit unseren Freunden. Langsam löst sich die Feier auf und wir gehen wieder zurück ins Internat. Fynn und ich fahren noch zum Baumhaus. Wir setzen uns auf die Platform und lassen die Beine baumeln. "Die Hochzeit war wirklich wunderschön. Da hast du dich nochmal übertroffen.", meint mein Freund zu mir. Ich nicke nur. "Was ist?" "Ach keine Ahnung. Ich musste nur gerade an Bens Hochzeit denken. Und mir ist aufgefallen, das es zwei unterschiedliche Hochzeiten waren. Also wirklich komplett unterschiedlich. Bei Bens Hochzeit hat niemand an die Zukunft gedacht. Da wussten wir alle, das es noch so viel Zeit geben wird. Aber heute. Heute hat jeder den Moment so sehr genossen. Das war ein ganz anders Gefühl. Es war so intensvi. Irgendwie macht mir das Angst." Fynn nimmt mich in den Arm und so sitzen wir noch eine ganze Weile.

Am nächsten Morgen wache ich auf dem Sofa in Fynns Armen auf. Vorsichtig stehe ich auf und hole aus dem Internat frühstück. Gerade als ich wieder zurückfahren will, kommt mir Kate entgegen. Immer noch in ihrem Brautkleid. "Hey!", meine ich. "Hey. Vielen Dank für den wunderschönen Tag. Liam und ich haben unten im Dorf übernachtet. Jetzt habe ich gerade noch schnell den Wagen umgeparkt. Liam ist schon drin. Bist du ihm begegnet?" Ich schüttel mit dem Kopf. "Naja, mal schauen wo er ist." Am liebsten würde ich sie fragen wie ihre Nacht gewesen ist, aber das geht mich ja nichts an. Also steige ich in den Wagen und fahre zurück zu Fynn und wecke ihn. Nach dem Frühstück fahren wir zurück ins Internat, wo sich schon alle von Liam und Kate verabschieden. Heute fliegen sie nach Spanien. In einer Woche kommen sie wieder zurück. "Na dann, kleine Patita. Vielen Dank!" "Immer wieder gerne.", lache ich und umarme meinen Bruder. Ben hilft ihm in den Wagen und Kate umarmt mich zum Abschied. "Viel Spaß!", rufen wir ihnen hinterher. Dann biegt der Wagen auch schon um die Ecke und verschwindet. "Hoffentlich, werden das tolle Flichtterwochen!", meint Damon, wir alle nicken und gehen zurück ins Internat.

"Fynn! Ich verstehe diese blöden Aufgaben nicht!", ich sitze gerade mit Ennea auf meinem Bett und reden einfach mal, als Charly plötzlich in unser Zimmer stürmt. "Fynn ist nicht da. Aber vielleicht kann ich dir helfen.", bietet Ennea Fynns Schwester an. "Ja bitte. Ich versteh das wirklich gar nicht!" Charly streckt Ennea einen Block entgegen. "Na dann setzt dich. Ich kann es dir bestimmt erklären.", meine beste Freundin lächelt das kleine Mädchen an und beginnt zu erklären. Nach einigen Minuten schüttelt Charly nur den Kopf und schaut genervt auf den Boden. "Ich werde Bio niemals verstehen!", meint sie traurig. "Das wird schon, weißt du was? Ich löse sie dir jetzt mal schnell und dann erkläre ich es dir nochmal. Dann ist das bestimmt verständlicher. Wie läuft es denn in den anderen Fächern?" "Geht so. Naturwissenschaften konnte nicht nie. Aber auch in den Sportfächern bin ich echt schlecht gerade. Ich bin halt aus der Übung." Seit sie aus England zurück ist, scheint sie ziemlich überfordert. "Wo gibt's denn da Probleme. In Sport bin ich gut.", meine ich. "Naja, meine Ausdauer ist echt im Arsch." "Na dann komm, das Wetter ist doch echt super. Wir können draußen arbeiten, während Ennea deine Aufgaben macht.", meine ich und Ennea nickt mir zu. "Ja, gute Idee. Danke Henry!" "Ich komm mit, draußen macht alles mehr spaß." Also gehen wir drei hinter den Stall um in Ruhe arbeiten zu können. Ennea lässt sich ins Gras fallen und beginnt zu schreiben. In ihren Augen sehe ich die Dankbarkeit für diese kleine Ablenkung. Seit Kate und Liam weg sind macht sie sich oft Gedanken über die Zukunft. Sie hat Angst davor ihren Bruder zu verlieren. Angst davor wie es jetzt mit uns allen weiter geht. Und jetzt kann sie kurz wieder Schulmädchen sein. Sie sitzt konzentriert über dem Block und schreibt. Also schnappe ich mir Charly und lasse sie erstmal um den Stall rennen. Danach trainieren wir noch mehr auf Ausdauer und dann im Nahkampf. Als Ennea fertig ist, trainiert sie mit uns. Wir trainieren bis es dunkel wird und lassen uns dann nebeneinander ins Gras fallen. "Puh, bin ich fertig.", stöhnt Charly. Ennea und ich müssen lachen. "So dann kann ich dir jetzt mal deine Aufgaben erklären. Also..." Ennea erklärt fast eine halbe Stunde, als Charly es plötzlich versteht. "Ah, ja okay. Das ist voll logisch." Sie fällt Ennea um den Hals und bedankt sich bei ihr. "Du hast mir echt das Leben gerettet. Und du auch Henry. Danke!" Sie schnappt sich den Block, schlägt bei mir ein und verschwindet in Richtung Internat. Jetzt liegen nur noch Ennea und ich im kühlen Gras. "Und was machen wir jetzt?", meine ich nach einiger Zeit. "Eigentlich würde es jetzt ja essen geben, aber ich habe gar keinen Hunger. Am Liebsten würde ich jetzt noch stunden hier so liegen.", meint Ennea und kuschelt sich an mich dran. Also bleiben wir einfach liegen.

@MiaLe1