Unsere Hochzeit

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Du holst tief Luft. Deine Augen sind geschlossen, und deine Hände streichen über die glatte,weiche Oberfläche des weißen Kleides, das du trägst.

Heute ist deine Hochzeit.

Du bist ziemlich nervös. Nicht etwa, weil du dir unsicher bezüglich deines Ehemannes wärst. Nein, du liebst ihn aus vollem Herzen, und seitdem du ihn kennen- und lieben gelernt hast, bist du dir vollkommen sicher, dass er der Richtige ist.

Aber ist es nicht normal, dass man nervös ist, so kurz bevor man heiratet? Es ist keine schlechte Form von Nervosität. Jede einzelne deiner Zellen kribbelt freudig, denn du bist dir eindeutig sicher, dass dies der richtige Schritt ist.

Aber dennoch hast du Angst davor, dass sich dein Leben jetzt vollkommen verändert. Und das wir des tun, natürlich. Wenn man verheiratet ist, dann ist man endgültig erwachsen, oder? Irgendwie willst du nicht erwachsen werden. Du willst ihn heiraten, du willst endgültig das Versprechen, dass er immer dein sein wird, offiziell, aber mit einer Heirat ist man so...alt.

Du öffnest die Augen. Im Spiegel erblickst du dich, nur mit einer Spur Make-Up, denn ungeschminkt findet er dich sowieso immer am schönsten. Deine Wangen sind rosig, freudig, und deine Augen glänzen erwartungsvoll.

Du siehst wunderschön aus.

Langsam atmest du aus. Wie lächerlich du dich verhältst! Nicht alt werden wollen, nicht erwachsen werden wollen. Wir sind doch hier nicht bei Peter Pan.

Plötzlich klopft es an der Tür. Oha, das ist wahrscheinlich dein Vater, der dich abholt und zum Altar führt. Jetzt wird es ernst, aber du zweifelst noch immer nicht und bist dir deiner Liebe absolut sicher.

Mit Nachdruck öffnest du die Tür. Und schnappst erschrocken nach Luft, als nicht dein Vaterdavor steht, sondern dein zukünftiger Ehemann.

„Liebling! Du darfst mich vor dem Altar nicht im Brautkleid sehen!" flüsterst du erschrocken, packst ihn aber am Handgelenk und ziehst ihn in das Zimmer. Das, was du jetzt am meisten benötigst, ist seine Nähe.

Er fährt sich mit der Hand durchs Gesicht. „Weißt du, wie egal mir das gerade ist? Ich muss dich jetzt einfach sehen." Er zieht dich an sich. „Ich habe dich so vermisst, Prinzessin.", flüstert er und gibt dir einen Kuss auf den Kopf. Ihr habt euch heute morgen das letzte Mal gesehen, das ist gerade einmal vier Stunden her, aber für dich wie für ihn ist jede getrennte Minute eine Qual.

„Bist du auch so aufgeregt?", möchte er wissen und sieht dir tief in die Augen. Du nickst sprachlos. „Ich bin mir eindeutig sicher, dass ich den Rest meines Lebens mit dir verbringen will, und ich habe so lange darauf gewartet, dich endlich offiziell „meine Frau" nennen zu dürfen, jetzt kann ich einfach nicht begreifen, dass es in wenigenAugenblicken schon so weit sein soll..."

Du drückst ihn fest an dich. „Schatz, du warst mein erster Freund, mein erster Kuss, mein eerste Liebe, mein erstes Mal und du wirst mein erster und letzter Ehemann, der einzige Vater für meine Kinder und für immer mein ganzes Leben sein. Wovor haben wir Angst?"

Er lacht. „Eigentlich habe ich keine Angst. Ehrlich gesagt bin ich nur hergekommen, weil ich es nicht fassen konnte, dass gerade der Tag unserer Hochzeit der Tag sein soll, an dem irgendjemand uns vorschreiben will, wann wir uns sehen und wann wir uns nicht sehen dürfen."

Du knuffst ihn in dieSeite. Er versucht, dich zu kitzeln, aber du wehrst gekonnt und mit Übung ab. „Jeder Zentimeter meines Kleides, meines Gesichts und meiner Haare sitzt perfekt. Zerstör das bloß nicht." Er zieht gespielt beleidigt die Augenbrauen zusammen. „Für mich bist du immer perfekt, Liebste. Am perfektesten wärst du jetzt gerade nackt, mit verwuschelten Haaren und absolut ungeschminkt." Er lächelt verwegen und beugt sich zu dir runter. „Und dann würde ich dich hier an Ort und Stelle nehmen." Eigentlich müsste er nicht flüstern, aber seine Nähe und die leichte Berührung an deinem Ohr verursachten dir eine Gänsehaut. Du reibst dir die Arme.„Liebster, wir heiraten gleich, du sollst mir kein feuchtes Höschen bereiten!"

Er verschränkt stolz die Arme vor der Brust. „Das spare ich mir heute für die Hochzeitsnacht." Er streckt dir die Zunge raus.

Du kneifst die Augen zusammen und streckst ihm ebenfalls die Zunge raus.„Blep!"

Das ist ein Insider, den ihr schon seit Jahren habt und ihr liebt ihn.„Blep" gehört zu eurer Beziehung wie das „Ich liebe dich"-Sagen.

Ihr lacht. „Ich muss mich nicht wundern, dass ich Angst vor dem Altwerden habe, wenn wir zwei solche Kindsköpfe sind!" sagst du. Er zieht die Augenbrauen zusammen. „Du hast Angst vor dem Altwerden mit mir?"

Du reißt die Augen auf und schüttelst den Kopf. „Niemals! Ich will unbedingt mit dir alt werden. Ich habe mehr Angst davor... „zum alten Eisen" zu gehören, weißt du? Hochzeit, Kinder, Arbeit, Rente, Tod. Wo ist da die Liebe? Wo ist der Sex? Wo ist der Spaß, die Partys?"

Er zeigt auf sich. „Hier? Liebe, Sex, Spaß hast du und Partys schmeißen wir auch noch. Man arbeitet, um Geld zu verdienen, damit man leben kann. Und mein Leben, das bist du."

„Und mein Leben, das bist du!", erwiderst du und küsst ihn auf die Nasenspitze.

Er nimmt deine Hand. „Weißt du, wovor du Angst hast? Vor dem Klischee. Davor, dass das passiert, was du dir als Schlimmstes ausmalst-..."

„Ja!", unterbrichst du ihn. „Davor habe ich Angst..."

Er nimmt auch noch deine andere Hand. „Wenn du Angst hast, dass deinLeben so langweilig wird, dann beeinfluss es. Morgen um diese Zeitsitzen wir im Flieger nach Neuseeland, in unsere Flitterwochen. Dakönnen wir am Strand liegen und wandern-..." Du stupst ihn lachend an. Er und sein Wandern! „...-und uns Lieben, jeden Tag fünfmal Sex haben, und nochmal wahnsinnig feiern. Und das alles zusammen! Was willst du mehr? Wir haben uns."

Du lehnst den Kopf an seine Schulter. „Du bist alles, was ich brauche."

Erberührt liebevoll deine Nasenspitze. „Ich liebe dich. MeineEhefrau. Naja, meine Fast-Ehefrau."

Du seufzst. Deine Liebe für ihn ist überwältigend. Sie ist nicht in Worte zu fassen. Aber das weiß er, und er empfindet genauso. Da bist du dir sicher.

„Warum sitzt du hier eigentlich?", murmelst du. Er lacht. „Ich weiß es auch nicht. Andere Paare führen eine Stunde vor ihrer Hochzeit Krisengespräche, dass sie sich doch nicht lieben und nicht heiraten wollen. Und wir? Wir sitzen hier, nur weil ich dich so sehr liebe,dass ich es nicht bis zum Altar aushalten konnte, dich zu sehen. Ich... Du bist mein Ein und Alles. Verdammt, womit hab ich dich nurverdient... Du bist immer für dich da, du liebst mich seltsamerweise, obwohl ich selbst der größte Idiot bin, den ich kenne... Ich liebe dich so sehr. Mein Leben. Meine Ehefrau. Fuck, ich könnte nicht ehrlicher sein, als wenn ich sage, dass ich den Rest meines Lebens mit dir verbringen will. Du bist das Wichtigste. Du stehst an erster Stelle. Ich weiß absolut nicht, was ich ohne dich machen würde."

Dir stehen Tränen in den Augen. Natürlich hast du schon oft solche Liebesbekenntnisse von ihm gehört, aber noch nie klang es sowasvon ehrlich und aus tiefstem Herzen wie an diesem Tag. Am Tag eurer Hochzeit.

„Liebster,i ch... auch wenn ich nervös war. Jetzt fühle ich nur noch eins... meine tiefe, aus vollem..." Du musst schlucken. „...aus vollem Herzen kommende Liebe für dich. Und ich freue mich so sehr darauf, mein Leben mit dir verbringen zu dürfen." Du lächelst. Und dann küsst er dich, so innig, dass du denkst, dein Herz stünde in Flammen.

Als eure Lippen sich nach einer gefühlten Ewigkeit voneinander lösen, lächelt er dich an und sieht dir tief in die Augen. Ihr lacht.

„Jetzt lass uns diese Ringe abholen und in ein gemeinsames Leben starten, mein Liebling!"

(Fandom) One Shots/Imagines (German and English)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt