Chapter 20: Trinity

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Ich saß neben Valerie auf zwei etwas größeren Steinen neben unserem kleinen Bach, als sich die Tore öffneten. Es war nicht in Worte zu fassen, wie sehr ich mir Sorgen machte. Gebannt starrte ich auf den dunklen Weg, in welchem vier unserer Lichter verschwunden waren, und hörte Valerie nur zu Hälfte zu. Es ging mir nicht aus dem Kopf, dass es meine Schuld war, wenn einem von ihnen etwas zustoßen würde. Ich meine, Jane konnte auf sich und Jodie zwar gut aufpassen, sie war stark, aber sie hatte, genau wie Ariana und Mya, noch nie eine Nacht im Labyrinth verbracht. Sie hatten noch nie einem Griewer gegenüber gestanden, darüber hinaus konnten sie nur begrenzt mit Waffen umgehen.

"... das musst du doch wohl selber zugeben." Valeries Gerede übertönte meine Gedanken und ich wandte meinen Blick vom Eingang ab. "Was?" Das dunkelhaarige Mädchen neben mir verdrehte ihre Augen. "Hast du mir gerade zugehört?" Ich musste seufzen. Was war nur in letzter Zeit mit mir los? - "Sorry, ich hab echt viel um die Ohren, Valerie. Was hast du gesagt?" Sie grinste über beide Ohren. "Ich sagte, dass Finn doch total süß ist, und ich nicht verstehe, wie du ihn einfach abservieren konntest." Mit meiner Hand fuhr ich durch meine leicht gelockten, blonden Haare. Das hatte mir gerade noch gefehlt. "Dann heirate ihn doch, wenn du ihn ach so toll findest.", sagte ich abwertender als geplant. "Lass deine Laune an jemand anderem aus, Trinity." Sie stand auf und ging zu den beiden Jungs und einer Gruppe von Mädchen, die sich um sie herum gebildet hatte. Ich beobachtete sie über meine Schulter eine Weile, bis ich bemerkte, dass Finn in meine Richtung schaute. Schnell drehte ich mich um und füllte meine Flasche mit Wasser aus dem Bach auf, bevor ich mich auf den Weg zu meiner Hütte machte.

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Ich stand alleine in einem etwas abseits gelegenen Haus, in welchem wir ein Modell des Labyrinths aufgebaut hatten. Nur Jane und ich wussten davon. Gäbe es einen Ausgang, hätten die Läufer und ich ihn gefunden. Aber das Labyrinth war eine einzige Sackasse. Es gab keinen Weg nach draußen. Ich war mir sicher, dass die Jungs auch keinen gefunden hatten. Wenn unsere Lichtungen identisch waren, wie Stiles und Finn erzählten, dann mussten auch die Labyrinthwege gleich sein. Demnach saßen wir alle im selben Boot.

Die Stille, die lediglich vom leichten Rascheln der Bäume untermalt wurde, tat mir gut und war genau das Richtige, um den Kopf frei zu kriegen. Ich zuckte zusammen, als ich ein Klopfen an der Tür hörte. "Trinity?" Schnell deckte ich das Modell mit einer Plastikplane zu, bevor ich zu der Holztür ging und in Valeries bleiches Gesicht schaute. "Was ist denn los?" Sie schien gerannt zu sein, da sie vollkommen aus der Puste war. "Jane...sie ist..." Ich hörte ihr nicht zuende zu, sondern sprintete so schnell ich konnte zurück zur Lichtung. Bitte lass ihr nichts passiert sein!

Es standen vier Personen vor meiner Hütte. Drei Mädchen und ein Junge, so wie ich das aus der Entfernung erkennen konnte. Arianas rote Haare konnte ich nicht übersehen und mir fiel ein riesiger Stein vom Herzen, als ich sah, wer die anderen waren. Jane und Mya. Und ein Junge, den ich nicht kannte, auf den ich vorerst aber auch nicht wirklich achtete. "Jane!" Ich war überglücklich zu wissen, dass es ihr gut ging. "Hey, Trin!" - "Was hat denn so lange gedauert?", fragte ich, etwas außer Atem. Sie zögerte einen Moment, in welchem ich nochmals in die Runde blickte. "Moment...wo ist Jodie?" - "Auf unserer Lichtung." Ich drehte mich zu dem Jungen um, der bestimmt zwei Köpfe größer war als ich. "Ihr haltet sie gefangen?!" Ich sah ihn wütend an, jedoch schien ihn das nicht sonderlich zu beeindrucken. "Nein, wir haben einen Deal mit eurer Anführerin." Er fuhr sich durch seine schwarzen, kurzen Haare. Verwirrt schaute ich zwischen ihm und Jane hin und her. "Und der wäre?" Eine weitere Stimme unterbrach das Gespräch. "Tayloooooor, da bist du ja endlich! Wir haben uns schon gefragt, wann du deinen Arsch hierher bewegen würdest!" Ich verdrehte meine Augen. Finn.

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In den letzten Tagen hatte ich das Gefühl, als ob die Stunden schneller vergingen würden als sonst. Ich wusste nicht, ob es an den Jungs lag oder an mir, aber es kam mir vor, als würde die Zeit förmlich davon laufen. Die Wunde an meiner Schulter war wieder komplett verheilt und hinterließ lediglich eine Narbe, was ich aber nicht schlimm fand. Gelangweilt hatte ich meinen Kopf auf die eine Hand gestützt und in der anderen hielt ich einen Löffel, mit dem ich in der Suppe vor mir herumstocherte. Ich hatte keinen Hunger. Die ganze Situation hatte mir ziemlich auf den Magen geschlagen.

Das Flackern des Lagerfeuers tauchte die Lichtung in ein organenes Licht, was mich etwas blendete. Es war schon wieder Abend, Mya und Ariana hatten eben mit Taylor in der Haupthütte über was weiß ich was gesprochen und gesellten sich jetzt auch zu uns. "Na, Co-Anführerin?" Ich schaute an der Person, die neben mir stand, hoch und erkannte sie als Taylor. "Hey." - "Kann ich mich setzten?" Ich zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht, ob du das kannst." - "Sehr witzig." Er ließ sich auf dem Baumstamm neben mir nieder und wir schwiegen uns eine Weile an, bevor er wieder das Wort ergriff. "Habt ihr schon einen Ausweg gefunden? Aus dem Labyrinth, meine ich." Müde schüttelte ich meinen Kopf. "Ich dachte, ich hätte einen gefunden. Naja, es war dann doch nur das Tor zu eurem Labyrinth." - "Du hast das Tor geöffnet?" Ich nickte nur. Mir fehlte im Moment die Lust zum Reden. "Und ihr?" Ich schaute ihn von der Seite an. "Nein. Unsere Läufer suchen schon so lange, aber wir finden nie irgendetwas." - "Du bist kein Läufer?" Bei seiner stämmigen Figur und seiner Größe hätte ich eigentlich erwartet, dass er zu den Läufern gehörte. "Nein. Du?" - "Ja. Zusammen mit Ariana, Mya und vier anderen." Er nickte nachdenklich. Warum hatte er sich noch gleich neben mich gesetzt? "Wir finden einen Weg." - "Glaubst du?" - "Ich bin davon überzeugt. Zur Not klettern wir einfach die Box wieder hinunter."

Ich musste lachen. Taylor war gar nicht so schlimm, wie ich anfangs dachte.

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