Kapitel 07

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„Amilya, wieso sind wir hier?“

„Pscht! Sei leise, oder willst du, dass er uns bemerkt?“, zischte ich Gwen an und sah mich auf der leeren Straße um, worauf ich das Tor öffnete, welches leise knarrte und ich biss mir auf meine Unterlippe. Ich hatte nun wirklich keine Lust, dass er uns bemerken würde, wegen diesem scheiß Tor und mich dann fragte, was wir hier machten. Ich wollte es ihm nicht erklären, denn ich wollte nicht einmal mit ihm reden.

„Ist ja schon okay!“, schnaufte Gwen zurück und folgte mir durch das Tor, das ich so weit öffnen konnte, damit wir beide locker durchpassten. „Nur wundert es mich, dass du mich, nachdem wir uns vor ein paar Tagen erst wieder gesehen haben, angerufen hast und wir jetzt sozusagen bei Colin einbrechen!“

„Wir brechen nicht ein. Wir gehen nur zu seiner Haustür, legen da etwas vor seine Tür, klingeln und rennen wie hobbylose Kinder weg.“

„Und was legen wir vor seine Tür?“

„Ein Beutel mit Hundescheiße.“, meinte ich ironisch und rollte mit meinen Augen, aber als ich zu Gwen sah, erkannte ich, dass sie wieder einmal meine Ironie nicht geschnallt hatte.

„Wirklich?“

„Natürlich nicht. Ich habe zu viel Niveau für so etwas.“, rollte ich mit wieder einmal meinen Augen und schlich weiter den Weg entlang, bis wir schon vor der Garage standen, in der mit Sicherheit Colins Mustang stand. Ich wusste gar nicht, wie sein jetziger Mustang aussah, aber er war bestimmt nicht so schön wie mein Baby.

„Und was legen wir dann vor seine Haustür?“

„Darum musst du dir keine Gedanken machen, Gwen.“, blockte ich ab und holte den Umschlag aus meiner Jackentasche. Irgendwann würde ich Gwen schon erzählen, wieso wir hier waren, aber jetzt mussten wir still sein, da wir direkt vor seine Haustür standen. Ich wandte mich an Gwen, legte meinen Zeigefinger auf meine Lippen und deutete ihr damit, dass sie leise sein sollte, was sie mit einem Nicken bestätigte. „Sofort, wenn ich geklingelt habe, rennen wir, verstanden?“, wieder nickte sie und ich tat es ihr gleich.

Obwohl es mitten in der Nacht war, genau gesagt, kurz vor drei Uhr, waren viele Lichter in Colins Haus an und man hörte leise Stimmen durch die Haustür dringen. Ich erkannte seine Stimme, bekam sofort wieder ein unwohles Gefühl und als ich dann ein Mädchen lachen hörte, das mit Sicherheit nicht Jane war, musste ich schlucken.

Und wieder einmal betrog dieser Hurensohn seine Freundin. Er würde sich wohl niemals ändern.

Ich legte den Umschlag direkt auf die Fußmatte, so, dass er sie sofort sehen würde, sah zu Gwen und hob meine Augenbrauen, worauf ich auf die Klingel drückte und wir beide sofort anfingen zu rennen. Irgendwie war die Situation verdammt witzig.

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Colins Pov:

„Du willst was machen?“, fragte ich Jane ungläubig und unterdrückte mir das Lachen, als sie völlig überzeugt von ihrer Idee nickte. Nachdem Amilya gestern auf Jane losgegangen war, was ehrlich gesagt das Heißeste war, das ich jemals gesehen hatte, stand nun in der Früh Jane vor mir, mit einer gebrochenen Nase, einer Platzwunde über der Augenbraue sowie an der Lippe und einem blauen Auge, und erzählte mir ihren Plan.

„Das nächste Mal schlage ich einfach zurück!“, wiederholte sie und lief an mir vorbei durch meine Haustür, worauf ich diese schloss und ihr hinterher lief, die Tatsache ignorierend, dass sie einfach in mein Haus ging, als wäre es selbstverständlich, aber ich sollte mich nicht wundern, schließlich hatte die Verrückte auch einfach eine Kopie meines Schlüssels gemacht.

„Das ist keine gute Idee, Jane.“

„Und wieso?“

„Schau dich doch mal an, du siehst aus wie Scheiße. Amilya hat dich fertig gemacht und wäre ich du, würde ich lieber immer wieder das Weite suchen, sobald sie in der Nähe ist.“, gab ich ihr einen gutgemeinten Rat, obwohl es mir egal war, ob Amilya Janes Gesicht völlig ruinierte.

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