Kapitel 28

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„Verdammt, Amilya! Geh runter von mir!“ Colin kreischte fast schon wie ein kleines Mädchen, während ich auf seinem Rücken saß und immer wieder auf ihn einschlug. Nach einer kleinen Verfolgungsjagd, hatte ich es noch geschafft Colin in meine Finger zu bekommen, auch wenn er selber daran schuld war, wenn er so dumm war und über einen der Hausschuhe meines Vaters gestolpert war. Fast wäre ich vor Lachen zusammengebrochen, hatte mich aber noch daran erinnert, wieso ich diesen Jungen eigentlich jagte und somit endete es damit, dass ich nun auf seinem Rücken saß und ihn gewaltsam mit meinen Fäusten verprügelte.

„Rück den scheiß Schlüssel raus!“, zischte ich, während Colin sich unter mir wandte und es schaffte, sich umzudrehen, weswegen ich nun auf seinem Bauch saß. Aber das hinderte mich nicht daran ihn weiterhin zu schlagen.

„So sehr ich auch darauf stehe, wenn du auf meinem Schoß sitzt aber – Verflucht, das tut weh!“ Nachdem es ihm nichts ausgemacht hatte, dass ich auf ihn einschlug, packte ich seine Haare und zog an ihnen, fester, als dass es ihm hätte gefallen können.

„Gib mir den scheiß Badezimmerschlüssel, oder ich schwöre dir, ich schneide dir deinen Schwanz ab, damit du nur noch kleine Löcher in der Wand ficken kannst!“

„Vergiss es, ich gebe ihn dir nicht!“, erwiderte er nur, ignorierte völlig meine Drohung, weswegen ich leise knurrte.

„Zwing mich nicht dazu, deinem kleinen Freund wehzutun.“

„Das würdest du niemals.“, er wusste genau, was ich damit andeuten wollte, als ich meine Augenbrauen nach oben zog und ihn herausfordernd ansah.

„Bist du dir da sicher, Colin? Ich bin schon lange nicht mehr so prüde!“, als er merkte, dass ich mit meinem Satz mehr als nur richtig lag, versuchte er meine Hände zu fassen, damit ich ihn nicht weiter festhalten konnte, aber ich reagierte schnell genug und packte wieder seine Handgelenke, weswegen ich mich weiter vor beugen musste und sein Gesicht deswegen nur noch ein paar Zentimeter von meinem entfernt war.

„Du bietest mir immer so geile Aussichten.“, grinste er und ich folgte seinem Blick, welcher auf meinem Ausschnitt lag, der direkt vor seiner Nase war. Mich interessierte es im Moment nicht, dass er einen Ausblick auf meine Brüste hatte (man musste bedenken, dass ich keinen BH anhatte, da ich ja eigentlich gedacht hatte, ich könnte duschen gehen). „Wenn du noch weiter so auf mir sitzt, spürst du bald etwas zwischen deinen Beinen.“

„Dieser Satz war verdammt widerlich, Colin und versuch nicht das Thema zu wechseln! Sag mir wo der Schlüssel ist, und dein kleiner Freund wird verschont.“

„Ich gebe dir den Schlüssel, wenn du mit mir duschen gehst.“, sein Grinsen wurde größer, als ich mit meinen Augen rollte und mich etwas aufsetzte, jedoch immer noch seine Handgelenke fest in meinem Griff. Zwar wussten wir beide, dass Colin sich locker aus meinem Griff befreien könnte, aber so wusste er auch, würde er das machen, würde ich wieder auf seine Haare losgehen. Vielleicht würde ich sie ihm dann auch einfach in der Nacht abschneiden, ich hatte mich noch nicht entschieden.

„Wieso willst du so unbedingt mit mir duschen?“

„Warum wohl?“

„Vergiss es, wie oft noch?“

„Okay, dann geh eben mit mir baden.“

„Scheiße, hast du einen an der Klatsche?“, lachte ich und ließ eines seiner Handgelenke los, um ihm gegen seine Stirn zu schnipsen, weswegen er sein Gesicht verzog, da es anscheinend wehgetan hatte. War mir nur recht. „Colin, hör auf dieses Spiel zu spielen und lass mich endlich duschen gehen.“

„Nur mit mir.“

„Okay, wie du meinst. Ich finde schon einen Weg, um ins Bad zu gelangen.“, angepisst rollte ich mit meinen Augen, und wollte gerade aufstehen, als Colin mit an der Hüfte festhielt und mich wieder auf sich drückte, diesmal aber genauso, dass sich unsere Körpermitten trafen. Was sollte das nun wieder?

Eine Anspannung, die ich schon lange nicht mehr gefühlt hatte, breitete sich in meinem Körper aus und ich zog meine Augenbrauen zusammen, während Colin mich noch immer festhielt und nicht einmal daran dachte, mich loszulassen.

„Okay, machen wir einen Deal.“, fing er an zu sprechen, als seine Hände über meine Hüfte strichen, hinunter zu meinen Oberschenkeln, die er etwas fester packte. Fuck.

„Und welchen?“, schaffte ich es gerade noch so fest zu sagen, denn das, was Colin gerade tat, war wieder so eine Schwachstelle bei mir. Seine Hände an meinen Oberschenkeln fuhren immer wieder hoch und runter, bis er seine Finger darin bohrte und ich mich nicht zurückhalten konnte und die Luft scharf einsog.

„Ich gebe dir einen Tipp, wo die Schlüssel ungefähr sind und dafür habe ich einen Kuss bei dir frei.“

„Vergiss es.“

„Dann wirst du die Schlüssel nie wieder sehen.“

„Scheiß drauf, ich rufe den Schlüsseldienst.“, meinte ich dann und zuckte mit meinen Schultern, während er mit seinem Kopf schüttelte.

„Das kannst du wiederrum vergessen.“, grinste er und drehte uns plötzlich einfach um, weswegen mein Rücken nun auf den kalten Boden gedrückt wurde und ich sofort eine Gänsehaut bekam, während er über mir lehnte. „Denkst du wirklich, ich würde das zulassen? Ich habe mich nicht umsonst von dir verprügeln lassen.“

„Ich habe dich nicht einmal verprügelt, heul nicht herum, du Pussy.“ Ich wandte mich unter ihm, um irgendwie entwischen zu können, aber nun presste er seinen Körper auf meinen und sofort durchfuhr mich eine angenehme Wärme. Scheiße, es war nicht gut, dass er mir so nah war.

Sein Parfüm benebelte meine Sinne und für einen kleinen Moment konnte ich nicht mehr richtig denken, war nur noch auf das Gefühlt fixiert, das sein Körper auf meinem auslöste und ich keuchte leise auf, als dieses Empfinden zu stark wurde. Ich musste mich zusammenreißen.

In diesem Moment wurde mir bewusst, dass, auch wenn ich diesen Jungen über mir hasste, ich dennoch so stark von ihm angezogen wurde, dass ich dachte, ich würde meinen Verstand verlieren. Ich konnte es nicht leugnen: Colin war immer noch unfassbar heiß und sein Aussehen machte mich fast schon verrückt, so wie sein Körper, aber ich riss mich zusammen. Es würde keinem von uns etwas bringen, wenn ich meine Regeln einfach über Bord werfen würde. Diese sexuelle Anspannung, die bereits früher schon da war, war auch heute noch da und das sogar stärker als zuvor, wahrscheinlich, weil ich diese Anspannung mehr als ein Jahr lang missen musste.

„Über was denkt dein kleines Köpfchen jetzt wieder nach?“, holte Colin mich aus meinen Gedanken und sofort zuckte ich zusammen, als er leicht mit seinen Fingerspitzen über meine Wange fuhr. Mir war klar, was er versuchte und scheiße, fast hätte er es auch geschafft, wäre mein Verstand nicht wieder zurückgekommen.

„Geh runter von mir, du Fettsack.“

„Wieso sträubst du dich so dagegen, Spaß zu haben?“

„Erstens, weil ich Spaß nicht mag und zweitens, weil ich dich hasse, Colin.“, erklärte ich ihm und sein Grinsen wurde nur größer. Verflucht, konnte er mal aufhören zu grinsen?

„Nur weil wir uns hassen, muss es noch lange nicht bedeuten, dass wir auf Spaß verzichten müssen.“

„Wieso sagt das heute jeder zu mir?“, flüsterte ich eher zu mir selbst, aber dennoch hatte es Colin gehört, weswegen er mich verwirrt und fragend ansah, aber ich dachte nicht daran, ihm zu erzählen, was ich vorhin mit Gwen besprochen hatte. Es ging ihn nichts an und es würde wahrscheinlich nur sein Ego pushen, zu wissen, dass wir über ihn gesprochen hatten. „Kannst du jetzt trotzdem von mir runter gehen? Ich fühle mich unwohl.“

„Wieso unwohl?“ Dumme Frage.

„Vielleicht, weil du auf mir liegst und ich heute noch nicht geduscht habe?“

„Wenn du damit sagen willst, dass du scheiße aussiehst, muss ich dich leider enttäuschen. Du siehst nicht scheiße aus und wenn es dich beruhigt, du riechst sogar gut.“

„Na, danke.“ Ich rollte mit meinen Augen, aber dennoch machte mein Herz einen riesigen Sprung, als er mich indirekt schön nannte. Er sollte lieber die Fresse halten, bevor wir noch einen Fehler machen würden. „Bitte, Colin.“

„Wie du willst.“, seufzte er und ging von mir runter, worauf er aufstand und mir seine Hand hinhielt, um mir aufzuhelfen, welche ich auch annahm.

„Danke.“

„Trotzdem sage ich dir nicht, wo die Schlüssel sind. Nicht, bevor du auf meinen Deal eingehst.“, meinte er dann und sah mich abwartend an.

„Na gut. Der Deal steht.“ Wegen meinem plötzlichen Sinneswechsel betrachtete Colin mich prüfend, als wollte er wissen, ob ich log und ja, das tat ich. Zwar ging ich auf seinen Deal ein, aber niemand konnte ihm versichern, dass ich es zulassen würde, wenn er versuchen würde mich zu küssen.

„Das glaube ich dir nicht. Du planst irgendetwas.“

„Colin, hör doch jetzt auf. Spätestens, wenn mein Vater wieder Zuhause ist, musst du die Schlüssel rausrücken.“

„Nah, das denke ich nicht. Wahrscheinlich hilft mir dein Vater auch noch, um ein passendes Versteck für die Schlüssel zu finden.“ Scheiße an seinem Satz war, dass er verdammt richtig lag. Ich konnte meinem Vater zutrauen, dass er Colin helfen würde, nur, damit ich Colin küssen müsste. Wahrscheinlich würde mein Vater mich auch in einen Raum mit Colin sperren und das so lange, bis wir wieder zusammen sein würden, aber davor würde ich lieber sterben.

„Entweder du glaubst mir, oder nicht, aber lass mich jetzt bitte duschen gehen. Danach kannst du auch wieder das Badezimmer absperren und morgen mit mir weiter diskutieren.“

„Ausnahmsweise.“ Und damit verschwand er aus der Küche, in der wir die ganze Zeit waren und ich folgte ihm sofort. Ich kam wieder bei ihm an, als er bereits vor meinem Badezimmer stand und den Schlüssel aus seiner Hosentasche kramte. Wieso, zur Hölle, war ich nicht darauf gekommen, da mal nachzuschauen?

„Danke.“, sagte ich ehrlich und trat ins Bad, worauf ich die Tür hinter mir schloss, hoffend, dass er mir nicht wieder wie vorhin folgen würde und endlich duschen ging.



Als ich mich, endlich frischgeduscht, auf den Weg in die Küche machte, um mir etwas zu trinken zu holen, wanderten meine Gedanken an die Situation, die ich vor fast einer Stunde hier mit Colin erlebt hatte. Mir fiel auf, dass es schon etwas her war, als wir das letzte Mal gestritten hatte und ich wunderte mich darüber, da wir, seitdem ich wieder hier war, jedes Mal gestritten hatten, aber seit der Sache mit Justin war es, glaubte ich, nicht mehr zu einem ernsthaften Streit gekommen. Stattdessen lagen wir vorhin zusammen auf dem Boden der Küche, er auf mir und ich hatte die gleichen Gefühle empfunden, wie früher, nur stärker.

Es war keine Liebe, das nicht, aber es war dennoch ein Empfinden, das ich nicht haben wollte, wenn er in meiner Nähe war. Das einzige, das ich empfinden sollte, war Hass und ja, ich fühlte genau das ihm gegenüber, aber es war nicht mehr nur das einzige.

Es frustrierte mich, dass irgendetwas noch zwischen Colin und mir war und noch mehr frustrierte es mich, dass ich nicht wusste, ob er das gleiche spürte. Es war genauso wie früher und es kotzte mich an.

Jedoch schwor ich mir, es einfach zu unterdrücken und es zu vergessen, denn es brachte mir nichts, wenn ich die ganze Zeit nur daran dachte. Keinen einzigen Gedanken hatte Colin verdient und deswegen wollte ich es auch so gut wie nur möglich vergessen.

Scheiße war nur, dass er wahrscheinlich noch ein paar Tage in meinem Haus sein würde und wie ich Colin kannte, dachte er keine Sekunde daran, nach Hause zu gehen.

Mit meinem Getränk in der Hand, schlenderte ich hinüber ins Wohnzimmer, worauf ich Colin auf dem Sofa erkannte, wie er dort, in einer eher unbequemen Position schlief. Ich konnte mir vorstellen, dass er morgen Rückenschmerzen bekommen würde, würde er noch länger so dort liegen.

Zwar hatten wir noch nicht wirklich spät am Abend, sondern erst kurz vor acht Uhr, aber auch ich war hundemüde und wollte nichts mehr, als in mein Bett. Jedoch, nachdem ich Colin so sah, konnte ich mich nicht dazu zwingen, einfach ins Bett zu gehen, wissend, dass er morgen mit Schmerzen herumrannte.

Wieso ich plötzlich so an seine Gesundheit dachte, wusste ich nicht und ich wollte es mich auch nicht fragen, weswegen ich einfach auf ihn zu lief und ihn leicht an der Schulter rüttelte.

„Colin, wach auf.“, flüsterte ich, während ich ihm nun leicht gegen die Wange schlug und seine Augen sich leicht öffneten. „Komm, leg dich in ein richtiges Bett. Das Sofa macht nur deinen Rücken kaputt.“

„Sorgt sich da etwa jemand um mich?“, grinste er und ich rollte nur mit meinen Augen, sagte nichts auf diesen Satz und trat einen Schritt zurück.

„Für diese Nacht kannst du in meinem Zimmer schlafen, ich schlafe im Zimmer meines Vaters und ab morgen überlegen wir uns etwas, damit du nicht jede Nacht auf dem Sofa schlafen musst.“

„Du kannst auch einfach mit mir in deinem Bett schlafen.“, er setzte sich auf und rieb sich kurz über seine Augen, worauf er mich verschlafen ansah. Noch nie hatte ich solche tiefen Augenringe bei Colin gesehen und kurz durchflutete mich Sorge; Sorge, dass es ihm nicht gut ging.

„Übertreib nicht und jetzt geh, bevor ich es mir anders überlege.“

Keine zehn Minuten später lag ich im Bett meines Vaters, versuchte mir nicht vorzustellen, was er wohl alles mit seiner Freundin darin getrieben hatte und starrte in die Dunkelheit, in das das Zimmer getaucht war. Seufzend schloss ich meine Augen, drehte mich auf die Seite und zog die Decke hoch bis zu meinem Kinn, wartend darauf, dass ich sobald wie nur möglich einschlafen würde.


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