Kapitel 23

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„Scheiße, Mann, ich bin nervös.“ Gwen neben mir seufzte auf und fuhr sich schon zum gefühlten tausendsten Mal durch ihre Haare, als wir unseren Weg zum Skaterpark weiterführten.

„Gwen, du hast kein Grund, um nervös zu sein.“, sagte ich ihr wieder mal und trank einen Schluck von meiner Cola, als ich das rothaarige Mädchen neben mir ansah und sie nur verneinend mit ihrem Kopf schüttelte.

„Was ist, wenn es einen riesen Streit gibt und Alex und Justin sich dann bis zum Tod hassen?“

„Dann muss es wohl so sein. Wir haben Justin oft genug die Chance gelassen, es Alex von sich aus zu sagen, aber das hat er nicht. Lieber hat er versucht Colin schlecht zu machen, und so etwas macht man nicht, am meisten nicht, wenn man sich auch noch als bester Freund bezeichnet.“, erinnerte ich Gwen wieder daran, wieso wir das alles eigentlich taten.

Ich selber hatte natürlich auch meine Bedenken. Es wäre nicht schön, mitzubekommen, wie Justin und Alex miteinander streiten, aber es würde sowieso irgendwann geschehen und es wäre doch besser, wenn Alex es bereits jetzt erfährt, als in vielleicht fünf Jahren.

Außerdem hatte er die Wahrheit verdient, wieso Justin Alex so lange vernachlässigt hatte, denn ich konnte mir gut vorstellen, dass Alex sich wochenlang gefragt hatte, wie es dazu gekommen war, dass Justin so abweisend war.

Alex tat mir unfassbar leid.

„Du hast ja Recht.“, seufzte sie wieder neben mir und hielt den Rest des Weges über ihren Mund, bis wir durch den Eingang des Skaterparks liefen und die Anderen bereits entdeckten.

Justin wusste nicht, dass ich mitkommen würde, so auch, dass Colin auch auf dem Weg hierher war und das mit Jane. Ich wollte dieses Weib zwar nicht wieder sehen, aber sie konnte unbewusst eine Hilfe sein, und dabei helfen, dass Justin sich selber entlarven würde.

Justins Augen wurden groß, als er mich erkannte und ich trat die Zigarette, die ich vor ein paar Sekunden noch geraucht hatte, vor ihm aus, worauf ich ihn ohne jegliche Emotion einfach ansah und mich dann an die anderen wandte, um sie mit einem Nicken zu begrüßen.

„Amilya, ich wusste nicht, dass du auch kommen würdest.“, traute sich Justin zu sagen und ich erkannte, wie er einmal schlucken musste und mich bittend ansah, als wüsste er, wieso ich hier war.

„Tja, scheiße gelaufen, huh?“, grinste ich ihn an und verlagerte mein Gewicht auf mein rechtes Bein, während Gwen neben mir unruhig mit ihren Fingern spielte. Es störte sie, dass die Gruppe vielleicht wieder zerstört werden würde, aber wie schon gesagt, Alex hatte das Recht dazu, alles zu erfahren und wenn dadurch die Gruppe wieder zerstört werden würde, mussten wir das in Kauf nehmen.

„Gwen, was ist denn los? Bist du nervös?“ Alex sah sie verwirrt und besorgt an und Elias tat es ihm gleich, worauf er aufstand und sich neben sie stellte.

„Ich – nervös? Ne-ein, wieso sollte ich?“, sie lachte gekünstelt und strich sich eine Strähne hinters Ohr, während sie sich weiterhin fast schon paranoid umsah. „Mir geht’s gut.“

„Irgendwas stimmt doch nicht.“ Elias zog fragend seine Augenbrauen zusammen und sah mich an, als würde er von mir eine Antwort erwarten, aber ich zuckte nur mit meinen Schultern.

„Sie hat anscheinend zu viel Kaffee bei mir getrunken.“

„Gwen hasst Kaffee.“

„Aber nicht meinen.“, sprach ich und lächelte ihn an, während ich von meiner Cola trank und zu meinem Glück glaubte Elias es mir auch. Gwen sollte sich gefälligst zusammenreißen. Sie konnte nervös tun, wenn Colin auch endlich mal hier auftauchen würde, wie besprochen, aber als ich auf mein Handy sah, erkannte ich, dass er wieder mal zu spät war. Dieser Junge ging mir so auf die Nerven.

Nun standen wir alle da, na ja, eher gesagt Gwen, Elias und ich, während Alex und Justin auf der Bank vor uns saßen. Die Stimmung war irgendwie angespannt und ich konnte mir denken, dass es wegen Justin war, der unruhig auf seinem Platz saß und immer wieder kurz zu mir sah, wahrscheinlich aus Angst, dass ich einfach irgendetwas tun oder sagen würde.

Als Justin dann etwas hinter mir fixierte, wusste ich, dass Colin nun da war und auch als ich mich umdrehte, erkannte ich den Jungen mit den blauen Augen, wie er mit Jane auf uns zugelaufen kam. Jedoch zog ich meine Augenbrauen zusammen, als die Zwei in einem Abstand von vielleicht zwei Metern zu uns kamen. Sollten sie nicht irgendwie Händchen halten oder zumindest nah aneinander sein? Ich entschied mich dazu, dass es mir egal war, weswegen ich mich wieder an die Anderen wandte, die nun auch Colin bemerkt hatten.

„Colin, was machst du hier, nachdem du Justin so etwas angetan hast? Und dann bringst du auch noch Jane mit?“, fragte Alex nicht gerade nett und ihm war ins Gesicht geschrieben, dass er sich nicht wirklich darüber freute. Natürlich mochte er die Anwesenheit von Jane nicht, wer tat das schon?

„Ach ja, stimmt ja, ich habe Justin ohne Grund geschlagen – und ich dachte schon, dass er es eigentlich verdient hatte.“, Colin blieb direkt neben mir stehen und schlug sich mit seiner freien Hand auf die Stirn, worauf er mit seinen Augen rollte und mir kurz zur Begrüßung zunickte, was ich ihm gleich tat.

„Wieso sollte er denn eine fast gebrochene Nase verdient haben?“, meinte nun Elias und sah zu Justin, der seinem Blick aus dem Weg ging.

„Ich weiß nicht. Wenn er es doch verdient hat, muss Justin wohl am besten wissen, wieso.“, erwiderte Colin und zuckte nur mit seinen Schultern, worauf er Justin anlächelte und sich wahrscheinlich unbewusst, etwas näher zu mir stellte.

Mein Blick landete auf Jane, die nur stumm dastand und die Szene verwirrt beobachtete. Sie trat näher an Colin, und ich zog wieder mal meine Augenbrauen zusammen, als ich erkannte, wie sie seine Hand nehmen wollte, er ihre aber wegschlug und daraufhin seine Hände in seine Jeans tat. Wieso war Colin so auf Abstand, obwohl er doch mit Jane zusammen war? Hatten sie etwa Stress im Paradies?

Erst als ich meinen Blick abwandte, erkannte ich, wie nun alle Justin fragend ansahen, da sie selber wussten, Colin würde nie ohne Grund jemanden schlagen und dann auch noch einen guten Freund.

„Was meint er damit, Justin?“ Alex wandte sich an ihn und sah von ihm zu Colin. „Justin!“

„Ich weiß es nicht!“, blockte dieser unsicher ab und rückte ein paar Zentimeter weiter weg.

„Colin hatte anscheinend ja doch einen Grund gehabt, also, wieso hat er dich geschlagen?“, fügte nun Elias hinzu und kam Justin näher, der nur panisch umher sah. Er merkte, dass es keine Chance für ihn gab, die Wahrheit weiterhin zu verbergen. Irgendwann würden die Anderen sowieso erfahren, was passiert war und es war besser, wenn sie es jetzt taten, als ich ein paar Jahren.

„Ich muss weg.“ Justin stand auf und versuchte wirklich abzuhauen, aber ich packte sein Handgelenk und schüttelte mit meinem Kopf, als er mich bittend ansah.

„Vergiss es, Justin, du bleibst schön hier.“, und damit schubste ich ihn zurück auf die Bank und verschränkte meine Arme vor meiner Brust. „Hey, Jane?“

„Hm?“, erschrocken blickte sie mich an, als sie bemerkte, dass ich es war, die ihren Namen gesagt hatte.

„Du warst doch mal richtig gut mit Justin, oder?“

„Eh – ja?“

„Wieso denn jetzt nicht mehr?“, fragte ich weiter und sah sie an, als sie hilfesuchend zu Colin sah, der nur kalt ihren Blick erwiderte und dann zu mir sah. Ich wusste, dass sie wusste, was hier vorging und sie hatte keine Ahnung, dass Colin bereits von allem Bescheid wusste. Sie hatte Angst, dass etwas herauskommen würde, was ihre Verbindung zu Colin gefährden könnte, wenn es so etwas wie eine Bindung überhaupt noch bei denen gab.

„Ich weiß nicht.“, flüsterte sie leise und räusperte sich einmal.

„Justin, weißt du es?“

„Was? Nein.“

„Verdammt, Leute, was geht hier vor?“, erhob Elias nun seine Stimme und sah uns genervt an. „Erst die Sache mit Amilya vor ein paar Tagen, dann das mit Colin und jetzt redet ihr hier irgendeine Scheiße, die keiner von uns versteht! Sagt doch endlich, was los ist, verdammt!“

„Ja, Justin, sag doch endlich, was los ist.“, sprach plötzlich Gwen und ihre Nervosität war völlig verschwunden, als sie, wie ich, ihre Arme vor der Brust verschränkte und auffordernd Justin ansah, der ihren Blick nur geschockt erwiderte. Anscheinend hatte er nicht damit gerechnet, dass Gwen auch Bescheid wusste und sich gegen ihn stellen würde.

„Ich sagte doch, dass ich nicht weiß, was ihr meint!“

„Justin, wenn du jetzt nicht gleich deine Fresse aufmachst, ist nicht nur Colin der einzige gewesen, der dir in die Fresse haut!“, wütete nun Alex und wir alle sahen leicht geschockt zu ihm. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Alex musste nun bewusst geworden sein, dass Justin log, da er ihn wohl am besten von uns alle kannte und wusste, wann sein früherer bester Freund log und wann nicht.

„Verdammt, wieso könnt ihr die Scheiße nicht einfach lassen? Wieso tut ihr das, Amilya und Colin?!“ Justin stand auf und stellte sich direkt vor uns. „Wollt ihr wirklich alles zerstören?“, nun wandte er sich an Gwen. „Und du auch? Du bist doch die gewesen, die die Gruppe wieder vereinen wollte und jetzt willst du sie wirklich auseinanderbringen? Lasst es doch einfach!“

„Einfach lassen? Du hast mich hintergangen, Justin! Du hast über ein Jahr so getan, als wärst du einer meiner besten Freunden und hast mich angelogen und dann verlangst du auch noch so frech, dass wir das einfach vergessen sollen? Geht’s noch?“, sprach Colin zurück und baute sich vor Justin auf. Ich wusste, dass Colin nun wieder mehr als nur sauer war, als er seinen Kiefer anspannte und seine Hände, in seinen Hosentaschen, zu Fäusten ballte.

„Es ist vergangen! Es gibt keinen Grund, um es anzusprechen!“

„Oh, doch, es gibt einen Grund! Du hast nicht nur mich hintergangen, sondern auch Amilya und Alex, und ich denke wohl, dass es Alex auch etwas angeht, was du für eine Scheiße gebaut hast!“

„Okay, jetzt sagt bitte, was er getan hat.“ Alex Stimme war etwas leiser, als er sich neben Justin stellte und uns fragend ansah. „Denn ich denke nicht, dass Justin sich irgendetwas trauen wird.“

„Es gibt nichts, dass du wissen müsstest, Alex!“

„Bist du dir sicher, Justin? Sollte Alex nicht erfahren, dass du derjenige warst, der Jane früher in unsere Gruppe gebracht hat? Oder das du derjenige warst, der ihr immer wieder gesagt hat, wo wir waren?“, sprach Colin und sah kurz zu mir. „Oder sollte Alex nicht erfahren, dass du ihn vernachlässigt hast, um mit Jane einen Plan zu machen, um mich und Amilya auseinander zu bringen?“

„Du hast was?“ Justin schloss gequält seine Augen, als Alex geschockt diesen Satz gesagt hatte. Nicht nur Schock konnte man in seiner Stimme heraushören, sondern auch, dass er verletzt war. „Mal davon abgesehen, dass du der Grund warst, dass Jane in unserer Gruppe war, hast du ihr wirklich geholfen, um Amilya und Colin auseinander zu bringen, und dafür warst du so Scheiße zu mir?!“

„Das stimmt nicht, ich habe nicht geholfen, dass sie Schluss machen!“, versuchte Justin sich noch rauszureden, als Colin den Arm von Jane nahm und sie direkt neben Justin stellte. Auch Jane sah mehr als nur geschockt aus, aber aufgrund der Tatsache, dass alles herausgekommen war.

„Jane, hast du mit Justin zusammen ein Plan gemacht, um mich und Amilya auseinander zu bringen und wehe du lügst!“, drohte Colin und sah Jane abwartend an, die unsicher auf ihrer Unterlippe biss. Kurz sah sie zu Justin, der leicht seinen Kopf schüttelte, als sie ihn entschuldigend ansah und wieder zu Colin blickte.

„Ja, haben wir.“

„Verdammtes Drecksstück.“, dachte ich laut und verengte meine Augen, als sie mich ansah und ich genau ihre Panik in ihrem Blick erkannte. Scheiße, wie sehr ich ihr ihre grünen Augen herauskratzen würde.

„Das ist doch nicht euer scheiß Ernst, oder? Was dachtest du dir dabei, Justin!“, rief nun wieder Alex aus und schubste Justin leicht, als dieser nicht antwortete. „Du hast einfach die Freundschaft zwischen uns, die schon seit unserer Kindheit war, wie Müll weggeschmissen, um dieser Schlampe bei einem Plan zu helfen! Was hat dich bitte dazu gebracht?“

„Alex..“

„Nein, halt deine Fresse, Justin! Ich habe gedacht, du bist auf Abstand gegangen, weil wieder irgendwas mit deiner Familie war, aber dabei hast du nur Amilya und Colin auseinander gebracht! Anstatt die Zwei glücklich werden zu lassen, musstest du es ruinieren und jetzt schau dir die Zwei an!“, er zeigte auf uns, wie Colin und ich etwas weiter weg voneinander standen und uns nicht einmal ansahen. „Du hast ein glückliches Paar auseinandergebracht, wegen Gründen, die wohl keiner hier weiß! Was ist schief mit dir gelaufen? Ich will erst einmal nicht mehr von dir wissen!“, und damit wandte Alex sich nun an Jane, die gar nicht damit gerechnet hatte. Ich hatte mir nicht einmal vorstellen können, dass Alex so sauer sein konnte. „Und du, Jane, du bist das allerletzte! Du hast meinen besten Freund dazu gebracht, nach deiner Pfeife zu tanzen und Amilya und Colin auseinander zu bringen. Du behauptest, du würdest Colin lieben, aber das hat nichts mehr mit lieben zu tun! Du bist einfach nur eine verrückte Schlampe, die keinem sein Glück gönnt. Du bist erbärmlich!“

Und dann ging alles schnell. Alex nahm seine Sachen und lief einfach vom Skaterplatz, ließ uns alle so stehen und Justin blickte ihm traurig hinterher, da ihm nun wirklich bewusst wurde, was er getan hatte. Auch ich entschied mich dazu, einfach zu gehen, da ich keinen Grund hatte, weiterhin dort zu sein, also nickte ich allen kurz zu – außer Jane, der zeigte ich meinen Mittelfinger – und ging nach Hause.

Alex tat mir wirklich leid, aber wir mussten es tun und vielleicht konnte Alex ja Justin verzeihen und sie könnten wieder ihre Freundschaft miteinander aufbauen.

Jetzt stellte sich aber nur noch eine Frage: Welchen Grund hatte Justin, um all das zu tun?


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das war das letzte kapitel der lesenacht (sorry, dass es erst so spät kam aber wattpad hasst mich heute)

xmpx

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