Kapitel 12

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Meine Laune war an diesem Abend am absoluten Tiefpunkt, während ich weiter den Weg zurück zum Lagerfeuer lief und mir bereits jetzt vornahm, gleich meinen Weg nach Hause fortzuführen. Ich wollte nicht mehr unter Menschen sein, die Spaß hatten, lachten und einfach ihr Leben genossen, denn ich gehörte mit Sicherheit nicht zu diesen Menschen und würde es auch niemals. Wieso auch? Immer wenn ich auch nur einen kleinen Moment lang glücklich war, oder auch nur zufrieden, wurde es mir genommen. Egal, ob es Colin war, der mir mein Glück zerstörte durch seine Entscheidung mich zu betrügen oder ob ich alleine auf einer Wiese saß, meine Ruhe hatte und dann jemand kam und diese zu zerstören.

Noch immer hatte ich das Gespräch mit Colin im Kopf, während ich weiter den stockdunklen Weg entlang lief und bereits die Menschen hörte, die laut feierten. Nicht lieber wollte ich, als in meinem Zimmer zu sitzen, einfach nur im Dunklen und an nichts denken, an keine Erinnerung und an kein Gespräch, das mich von innen nach außen zerriss.

So gut wie es ging, nahm ich aus meiner Tasche meine Sachen, um mir eine Zigarette zu drehen und tat dies auch, auch wenn es dunkel war und ich lief. Zufrieden, dass ich es geschafft hatte, wühlte ich in meiner Tasche nach meinem Feuerzeug, fand dieses schnell und zündete mir sogleich meine Zigarette an, nur um einen tiefen Zug zu nehmen.

Ich hatte mir niemals vorstellen können, dass ich rauchen würde, aber nun lief ich hier, durch den Wald mit einer Zigarette zwischen den Fingern, da dies das einzige war, dass mich im Moment wieder beruhigen konnte. Meine Nerven waren strapaziert, durch das Gespräch von Colin und mir, da ich, und dafür könnte ich mich schlagen, ihm mehr gesagt hatte,  als ich überhaupt wollte.

Jedoch war ich so verdammt wütend auf ihn. Wie konnte er auch der Meinung sein, dass das was er angeblich durchlebt hatte, schlimmer war als das was ich durchgemacht hatte? Er war nicht derjenige, der betrogen wurde. Ihm wurde nicht das Herz vor versammelter Mannschaft aus der Brust gerissen. Nein, ihm  nicht, aber dafür mir.

Zu gut konnte ich mich an die ersten Monate erinnern, nachdem ich gegangen war und ich wünschte keinem auf dieser Welt, so etwas zu empfinden. Es war schlimmer, als alles andere.

Nichts brachte mich mehr um, als diese verdammte Einsamkeit, die gefühlt hatte, keine Sekunde nachdem ich in das Auto meiner Mutter gestiegen war. Einsamkeit vermischt mit unfassbaren Schmerzen, die einen einfach nur lähmen.

Nach diesen Monaten, in denen ich jeden Tag geweint hatte, hatte ich nichts mehr gefühlt, außer dieses Stechen in meiner Brust und selbst das war irgendwann verschwunden, als ich mir geschworen habe, Colin leiden zu lassen, wenn ich ihn wiedersehen würde.

Jedoch war dies schwieriger als ich dachte.

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„Amilya! Wo warst du?“, Gwen kam auf mich zugelaufen und sofort wusste ich, dass sie angetrunken war, denn das Gleichgewicht halten konnte sie nicht mehr wirklich, worauf sie stolperte und direkt in meine Arme flog. „Upps.“, kicherte sie und ich sah auf sie herab, half ihr dabei wieder gerade zu stehen und sie grinste mich an. „Komm mit!“

„Was? Wohin?“, fragte ich verwirrt, aber sie antwortete nicht, sondern lief, besser gesagt torkelte, voraus und ich ihr hinterher, denn ich wollte nun wirklich nicht, dass sie auf die Fresse flog und sich am Ende noch verletzte.

Schnell lief ich vor, worauf ich neben ihr langsamer wurde, um sie im Notfall zu stützen. Wie lange war ich bitte weggewesen, dass sie sich so volllaufen lassen konnte?

Ich seufzte und legte einen Arm um ihre Hüfte, als sie fast nach hinten umkippte und kicherte. Besoffen hatte ich sie noch nie erlebt und ich fragte mich augenblicklich was sie dazu gebracht hatte, so viel zu trinken.

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