Kapitel 33

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„Wann kommst du wieder, Papa? Du bist bereits fast eine Woche weg und ich bin nicht hier in diese beschissene Stadt zurückgekommen, damit du nicht da bist.“, seufzte ich, während ich mein Handy an mein Ohr hielt und mit meinem Vater telefonierte. Schon seit ein paar Tagen war ich nun alleine in diesem Haus, Colin war nicht einmal dagewesen, was wahrscheinlich auch besser so war – auch wenn ich immer wieder die kleine Hoffnung hatte, dass er vielleicht doch plötzlich vor meiner Haustür stehen würde, um zu schauen, wie es mir ging, aber anscheinend interessierte es ihn schlichtweg nicht.

„Bald, Ilchen. Ich weiß, dass ich schon lange weg bin und es tut mir leid. Es hat alles etwas länger gedauert, als ich gedacht habe, aber ich werde morgen wieder nach Hause kommen.“, antwortete mein Vater und ich atmete erleichtert durch, als mir klar wurde, dass mein Vater bereits morgen wieder da sein würde. Ich hatte ihn vermisst und wollte so viel Zeit mit ihm verbringen, in der Zeit, in der ich noch hier sein würde.

„Versprochen?“

„Versprochen, Amilya.“ Ich konnte aus seiner Stimme heraushören, dass er es ernst meinte und sofort bildeten sich meine Lippen zu einem Lächeln, aber dies verschwand auch schnell wieder, als mein Vater dieses eine bestimmte Thema ansprach. „Wie geht’s Colin? Ist er bei dir?“

„Nein, er ist kurz nach Hause gefahren, wahrscheinlich um sich frische Klamotten zu holen und ihm geht’s gut soweit.“, log ich, denn ich wollte meinem Vater nicht sagen, dass ich Colin regelrecht aus dem Haus geschmissen hatte. Er musste nicht wissen, dass wir gestritten hatten und erstrecht nicht aus welchem Grund. Denn, selbst wenn mein Vater Colin fast schon wie einen Sohn liebte, dachte ich nicht, dass er das gutnennen würde, was Colin mir sozusagen angetan hatte.

„Also hast du ihn noch nicht getötet?“, lachte er und auch ich musste leise kichern.

„Nein, wieso sollte ich auch?“

„Vielleicht, weil er die Badezimmer zugesperrt hat?“

„Was? Woher weißt du das bitte?“, fragte ich leicht geschockt. Also steckten mein Vater und Colin doch unter einer Decke.

„Colin hat es mir erzählt, als wir gestern gesprochen haben.“

„Du hast ihn gestern angerufen? Ziehst du ihn mir vor oder wieso rufst du erst ihn an und dann mich? Wenn du es vergessen hast – ich bin deine Tochter.“, zog ich ihn auf und konnte mir vorstellen, wie mein Vater grinsend mit seinen Augen rollte. Ich war nicht sauer, dass er Colin angerufen hatte, bevor er mich angerufen hatte, denn nun telefonierte ich ja mit meinem Vater und das war besser als nichts.

„Ich habe Colin nicht angerufen, sondern er mich. Er wollte wissen, wann ich gedenke wieder zurückzukommen. Genau deswegen habe ich dich ja auch gefragt, wie es ihm geht. Er hat sich niedergeschlagen angehört.“ Und von einem Moment auf den anderen hörte sich mein Vater besorgt an und ich zog meine Augenbrauen zusammen, da ihm Colin anscheinend wirklich wichtig war, wenn er sich sogar Sorgen um ihn machte.

„Wahrscheinlich hat er nur nicht das Mädchen rumbekommen, dass er wollte.“, versuchte ich die Situation zu retten, aber mein Papa seufzte nur.

„Amilya?“

„Ja?“, fragte ich, als ich diesen komischen Unterton in der Stimme meines Vaters erkannte und nun war ich diejenige, die sich Sorgen machte. „Was ist los?“

„Ach nichts. Alles ist gut. Wir sehen uns morgen, Ilchen, okay?“ Ich glaubte meinem Vater nicht, dass alles in Ordnung war, eher glaubte ich, dass er mir etwas verheimlichte und ich würde herausfinden was es war aber nicht heute.

„Ja, wir sehen uns morgen, Papa. Ich hab‘ dich lieb.“

„Ich dich auch.“ Und damit legte mein Vater auf und ich zog verwirrt meine Augenbrauen zusammen, während ich mein Handy auf mein Bett fallen ließ. Ich wusste nicht, was passiert war, aber mein Vater machte sich über irgendetwas große Sorgen und ich wollte für ihn da sein, ihm seine Sorge nehmen, weswegen ich morgen mit ihm darüber reden würde, was ihn so bedrückte.

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