Kapitel 46

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„Warte, nicht so schnell!“

„Ja, ich warte ja schon.“, seufzte ich, während ich die Autotür meines Mustangs aufhielt und darauf wartete, dass Colin ankommen würde. Es waren zwei Tage vergangen, nach dem Vorfall bei Jayden und nun war es Zeit für Colin, endlich wieder nach Hause zu fahren. Nicht, weil er wollte, sondern weil Jayden es so wollte. Zwar war Colin angeschossen worden, wegen Jaydens Lifestyle, aber man musste auch bedenken, wie sehr Colin einem auf die Nerven gehen konnte, wenn er wollte. Und er war Jayden auf die Nerven gegangen.

„Du weißt ich bin nicht so schnell.“ Er sah mich an, als er bei mir angekommen war und hob seine Augenbrauen, da ich mit meinen Augen rollte.

„Habe ich irgendwas gesagt? Nein. Also, steige ins Auto, los.“, meinte ich nur, nahm ihm die Krücken ab, die Jayden ihm gegeben hatte und schmiss sie hinten auf die Rückbank, um daraufhin Colin zu helfen, einzusteigen. Schnell hatte ich ihn auch angeschnallt, und mich selber ins Auto gesetzt. „Was wirst du deinen Eltern erzählen?“, kam es von mir, nachdem wir bereits ein paar Minuten gefahren waren und kurz blickte ich zu ihm hinüber, erkannte, dass er mich schon mit seinen klaren blauen Augen ansah.

„Es wäre ein Wunder, wenn sie es überhaupt bemerken würden. Außerdem denke ich sowieso, dass sie nicht zu Hause sind.“, antwortete er, zuckte mit seinen Schultern und blickte dann wieder aus dem Autofenster.

„Ich dachte deine Eltern lieben dich so sehr. Wieso sollten sie es nicht bemerken?“ Meine Neugier darüber, wurde stärker, als Colin nur mit seinem Kopf schüttelte und nicht einmal daran dachte, zu antworten. Verwirrt und fragend zog ich meine Augenbrauen zusammen, unterdrückte dieses Verlangen weiter zu fragen und achtete wieder auf den Verkehr.

War irgendetwas bei ihm Zuhause passiert? Okay, ich wusste ja bereits, dass seine Mutter etwas übervorsorglich war und schnell zickig sein konnte – schließlich hatte ich es ja am eigenen Leibe zu spüren bekommen – aber sein Vater war doch ein sehr lieber Mensch, soweit ich mich erinnerte? Aber dennoch, Colin wollte nicht darüber reden, und zwingen würde ich ihn nicht.

Die restliche Fahrt über war es still, irgendwie war es unangenehm, jedoch waren wir schnell bei Colin angekommen und ich hielt den Wagen, direkt vor dem großen Tor.

„Danke, dass du mich gefahren hast.“, bedankte er sich bei mir und sah mich nun wieder an, völlig neutral.

„Kein Problem. Selber fahren kannst du ja nicht und in diesem Zustand lass ich dich nicht alleine nach Hause gehen.“, sprach ich und schnallte mich ab, nachdem ich den Motor ausgeschaltet hatte.

„Was machst du?“ Mein Blick landete auf Colin, welcher mich fragend und verwirrt ansah, was mich in meiner Bewegung innehalten ließ und ich meine Augenbrauen zusammenzog.

„Was denkst du denn? Ich begleite dich mit rein. Ich habe dich nicht gefahren, um dich jetzt alleine zu lassen.“

„Musst du nicht irgendwann nach Hause?“

„Ich bin neunzehn, Colin. Ich kann nach Hause wann ich will.“, seufzte ich und rollte mit meinen Augen, worauf ich ausstieg, ums Auto herumlief, um Colin die Autotür aufzuhalten. Ich half ihm dabei auszusteigen, nahm dann noch die Krücken von der Rückbank, schloss mein Auto ab und begleitete Colin mit in sein Haus, um sicher zu gehen, dass er gut ankommen würde.

Natürlich war ich mir bewusst, dass Colin es auch alleine hätte schaffen können, aber ich bekam diesen Gedanken nicht aus meinem Kopf, dass, wenn ich ihn alleine gelassen hätte, irgendetwas passiert wäre. Die Wunde hätte aufgehen können, oder Colin hätte auch irgendwie hinfallen können. Da verbrachte ich lieber noch mehr Zeit mit ihm, anstatt dass es ihm schlechter ging, als sowieso schon.

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