Kapitel 06

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„Amilya, was ist los?“, fragte Harper sofort, als ich sie anrief und sie den Anruf annahm. Es war mitten in der Nacht, als ich Harper angerufen hatte, weswegen sie sich wahrscheinlich wunderte und dachte, dass etwas los sei, was es eigentlich auch sozusagen war.

„Ich habe heute das Arschloch gesehen.“, sagte ich und sah auf meine Finger, während ich mir überlegte, diese später zu lackieren. Darüber nachzudenken, in welcher Farbe, brauchte ich nicht, denn ich würde sie sowieso am Ende Schwarz machen.

„Welches Arschloch?“, fragte Harper das gerade wirklich? Ich seufzte und unterdrückte den Drang mir gegen die Stirn zu schlagen.

„Wirklich, Harper? Welches Arschloch könnte ich nur meinen?“

„Was weiß ich, deswegen frage ich ja. Es gibt viele Arschlöcher für dich.“, ja, da hatte sie sogar recht. Eigentlich war die ganze Menschheit für mich Arschlöcher, mit ein paar Ausnahmen natürlich.

„Colin, du Idioten. Danke, dass ich diesen Namen wegen dir aussprechen musste.“, ich öffnete meine Schublade im Nachtschränkchen und nahm meine Zigarettenschachtel heraus, worauf ich auf mein Fenster zuging, mich auf den Fenstersims setzte, nachdem ich das Fenster geöffnet hatte und zündete mir eine Zigarette an.

Wüsste mein Vater, dass ich im Zimmer rauchte, würde er wahrscheinlich ausflippen, aber ich kümmerte mich nicht darum, sollte er froh sein, dass ich wenigstens mein Fenster geöffnet hatte.

Ich wusste nicht einmal, ob meinem Vater bewusst war, dass ich rauchte, aber ich dachte mir einfach, dass Mutter es ihm bereits gesagt hatte, so eine große Fresse wie sie hatte.

Sie hatte auch allen ihren alten Freundinnen erzählt, was Colin mir angetan hatte und die haben wirklich eine ganze Nacht mich damit zugelabbert, dass ich auf meine Mutter hätte hören sollen. Man konnte sich vorstellen, wie ich ausgerastet war und alle, die in diesem Raum gewesen waren, angeschrien habe. Vielleicht waren mir auch ein oder zwei Beleidigungen aus dem Mund gekommen und vielleicht hat auch die beste Freundin meiner Mutter wegen mir geweint.

Ich fing an zu grinsen, als ich mich daran erinnerte, wie Lora, die beste Freundin meiner Mutter, heulend aus dem Zimmer gerannt war und nahm noch einen Zug von meiner Zigarette.

„Du hast ihn getroffen? Wo? Wie? Und wann?“, fragte Harper sofort und ich blies den Rauch, den ich in meiner Lunge hatte, heraus, worauf ich einfach aus meinem Fenster aschte.

„Am Skaterpark, frag mich nicht was dieses Opfer dort gesucht hat, keine Ahnung. Und es war heute Nachmittag, als ich Joggen war.“, erzählte ich und konnte mir schon denken, was nun kommen würde.

„Es war heute Nachmittag und du erzählst es mir erst jetzt? Ist das dein Ernst?“, maulte Harper sofort und ich konnte mir vorstellen, wie sie fassungslos in die Luft starrte.

„Ja, ich erzähle es dir erst jetzt, merkst du doch.“

„Verdammt, Amilya. So etwas musst du mir sofort sagen! Was ist passiert, als ihr euch gesehen habt? Ich hoffe es ging ihm richtig dreckig.“

„Nicht wirklich. Er scheint zufrieden damit zu sein, sich durch die Welt zu huren.“, ich zog noch einmal an meiner Zigarette, blies den Rauch wieder aus und machte perfekte Ringe mit dem Rauch. „Wir haben uns nur ein bisschen beleidigt, mehr nicht. Am Ende habe ich aber unseren Streit gewonnen, als ich erst seine Freundin verprügelt habe und daraufhin ihm eine verpasst habe.“

„Du hast was?“

„Fuck, bist du schwer von Begriff?“, ich wusste, dass ich nicht wirklich nett mit ihr sprach, aber Harper kannte mich und wusste, dass ich es nicht böse meinte. Harper war sowieso die einzige, die mich wirklich kannte und vor ihr war ich sogar noch manchmal die alte schüchterne Amilya.

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