9. Kapitel: Candle Light Dinner

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Sein verletzter Blick tut mir weh. Sein noch so liebevoller Blick ist weg, zurück bleibt Schmerz. Aber ich musste es ihm sagen, es war das einzig richtige. Ich konnte doch nicht einfach weiterleben und so tun, als ob er meine große Liebe wäre. Immer noch ist.

„Nialler...", hauche ich, benutze zum ersten Mal seinen Spitznamen. Er wendet den Blick ab, starrt auf seinen Teller. Seine Hand windet sich aus meinem Griff, er seufzt.„Irgendwo... Irgendwo hab ich es gewusst, weißt du... aber du hättest es mir früher sagen sollen". Er sieht mir nicht in die Augen, steht nur auf und bringt seinen Teller weg. „Tut mir leid... Mir ist der Appetit vergangen. Warum zum Teufel hast du es mir nicht gesagt?"

Den letzten Satz schreit er fast. Ich zucke zusammen, stehe auch auf.

„Ich hatte Angst... Angst, dass du mich wegschickst, ich alleine da stehe. Ohne irgendwen, an den ich mich wenden könnte... Ich hab Angst, dass du mich gehen lässt", flüstere ich, spüre, wie mir Tränen in die Augen steigen. Ich will nicht weinen, nicht schon wieder. Aber es geht nicht. Meine Sicht verschwimmt und ich nehme nur noch Niall war, wie er stehen bleibt und sich zu mir umdreht.

„Glaubst du wirklich... Hältst du mich für fähig, so etwas zu tun? Egal, was ist, ich lass dich hier nicht weg". Auf einmal umarmt er mich, drückt mich ganz fest an sich. „Dann kämpfe ich um dich. Dann sorg ich dafür, dass du dich wieder in mich verliebst. Ich will dich nicht verlieren, du bist mein Baby... Warst...". Sein Atem streift meine Haut, seine Hände streichen meinen Rücken auf und ab. Er muss mich wirklich lieben, wenn er so schnell seinen Hass auf mich verdrängen kann und einfach wieder für mich da sein kann.

„Ich kenn dich aber nicht, ich weiß nicht, wie du bist", schluchze ich, presse mein Gesicht gegen seine Brust. Ich will alles wie früher. Ich will meine Erinnerungen wieder, will zurück in mein altes Leben. Ich will dieses Drama hier nicht erleben, ich will nicht, dass Niall damit leben muss, dass ich keine Gefühle für ihn habe.

„Ich weiß... Ich weiß. Beruhig dich bitte... Ich kann das nicht sehen", murmelt er, hält mich auf Armlänge von sich weg. „Hör auf, Tränen zu vergießen, Prinzessin. Wir schaffen das schon". Er lächelt mich an, aber wirklich überzeugt scheint er nicht zu sein. Und er kommt nicht weg von den Kosenamen. Prinzessin. Baby. Ich erwidere sein Lächeln halbherzig, winde mich dann aus seinen Armen und gehe ins Wohnzimmer. Er will um mich kämpfen, um meine Liebe kämpfen. Ein Ritter in strahlender Rüstung, der um seine große Liebe kämpft.Mein Ritter in strahlender Rüstung?

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„Magst du... Magst du vielleicht mit kommen? Einkaufen?" Niall steckt den Kopf in unser Schlafzimmer, lächelt verlegen. „Also, du musst nicht... Nur... Vielleicht magst du dir ja was mitnehmen... Ne Zeitschrift oder so... Schokolade... Also, nur wenn du willst... ". Er stößt die Tür ganz auf, fährt sich durch die Haare. Einkaufen gehen... Auf die Krücken stützen, humpeln. Mich anstrengen. Und er weiß viel besser, was ich am liebsten mag. Gemocht habe. Aber trotzdem...

„Okay", flüstere ich, lächele ihn an und schon steht er neben mir, hält mir seine Hand hin, um mir aufzuhelfen.

„Aber du sagst mir sofort, wenn's mit deinem Fuß nicht mehr geht, okay?". Er nickt zu meinem Gips, zieht mich hoch. Ich pralle gegen ihn, aber er hält mich fest. „Ich bin für dich da", flüstert er noch, bevor er mir meine Krücken gibt und mir hinterher die Treppen runtergeht. Ja, er ist für mich da. Er ist immer da, er wäre der perfekte beste Freund. Bestimmt. Mit ihm kann man lachen, weinen, ihm alles erzählen. Er nimmt dich in den Arm, wenn du es brauchst, hilft dir überall. Es wäre wunderbar, hätte er nicht Gefühle für mich. Hat er aber, ich kann es nicht ändern.

Mühevoll schlüpfe ich in meinen Schuh, kämpfe mich in meine Jacke, schwanke gefährlich, aber sofort sind seine Hände an meiner Taille, stützen mich, halten mich in Balance.

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