13. Kapitel: Bad Surprise

157 12 12
                                    

„Guck! Das sind du und ich!" Maria und ich sehen uns Fotoalben an, sie zeigt immer wieder begeistert auf ein Bild und erzählt etwas dazu. Nur bei manchen Bildern ist sie stumm und sieht zu mir, als würde sie darauf warten, dass ich ihr die Geschichte dazu erzähle.

Meistens sind es Bilder, auf denen noch ein Mann drauf ist. Ältere Bilder. Aber meistens redet sie wie ein Wasserfall über Geburtstagsbilder, Kommunionbilder, alles einfach.

Auf manchen sind nur sie und ich drauf, dann wieder Niall und ich, aber da blättere ich ganz schnell weiter.

Die Nacht habe ich nicht gut geschlafen.

Mein ganzes Bett riecht nach ihm, in meinem Schrank hängen diverse Pullover und ein paar Klamotten, die mit Sicherheit ihm gehören. Ich glaube nämlich nicht, dass ich jemals einen riesigen schwarzen Pulli besessen habe. Oder Boxershorts. Oder Jeans, die so tief sitzen, dass sie fast über den Hintern rutschen. Und in meinem kleinen Bad stehen auch jede Menge Männershampoos. Dieser Ort ist voll von ihm. Bett beziehen hat nicht wirklich was gebracht, durchlüften schon eher. Die Klamotten hab ich ganz nach hinten geräumt, vergraben unter Sachen, die ich nie anziehen würde und die Shampoos sind in einer Schublade verschwunden. Mit meiner Mutter hab ich auch noch nicht über die ganze Sache geredet. Sie lässt mich in Ruhe damit, sie lässt mir meine Zeit.

Zeit, die ich brauche, um mich hier zurecht zu finden. Heute früh hat sie mich mit zum Bäcker geschleppt, damit ich den Weg kenne und auf dem Rückweg sind wir gleich noch beim Metzger vorbei, damit ich das auch weiß. Sie ist unglaublich zuvorkommend, hilft mir mit allem. Und was mich sowieso am meisten erstaunt: So viel hab ich eigentlich gar nicht vergessen. Ich kann immer noch kochen, Maria problemlos bei ihren Hausaufgaben helfen. Die Automatismen greifen, die Erinnerungen sind weg. Hat der Doktor damals gesagt. Und nachdem ich keine Probleme mehr mit meinem Fuß habe, werd ich mich sowieso nach einem Studienplatz umsehen, mir meine Zeugnisse ansehen. Und dann muss ich mich entscheiden: Was will ich studieren? Auf jeden Fall etwas mit Kindern, das weiß ich. Lehramt vielleicht. Oder Medizin und dann Weiterbildung zur Kinderärztin oder so. Das muss ich auch noch mit Mama besprechen. Ich muss nicht von Null anfangen, aber so gut wie. Ich hab keine Erinnerungen an meine Schulzeit, aber ich kann alles noch. Nicht bei Null, aber bei Eins.

„Aaw, das ist voll schön". Maria reißt mich aus meinen Gedanken und mein Blick wandert zu dem Bild, auf das sie zeigt. Niall und ich. Darunter ein Datum:

23.08.2011, 3 Jahre, Baby. Ich liebe dich!

Ich sehe zurück auf das Bild. Er hat seine Arme um meinte Taille geschlungen, meine liegen in seinem Nacken und wir küssen uns. Im Hintergrund sieht man die Sonne untergehen und eigentlich ist das eine total romantische Atmosphäre. Eigentlich.

„Das hat Mama gemacht", erzählt sie mir stolz. „Und Nialler hat das drunter geschrieben...". Sie malt die Buchstaben nach, sieht zu mir auf. „Warum bist du bei uns und nicht bei ihm?" Oh Maria.

„Jaa... Würd ich auch gerne wissen". Mama setzt sich auf meine andere Seite, nimmt mich in den Arm. „Komm... Kann nur besser werden". Aufmunternd lächelt sie mich an. Ja, kann nur besser werden. Oder eben nicht.

„Ich liebe Niall nicht", flüstere ich. „Und ich kann nicht bei ihm bleiben, wenn er die ganze Zeit so drängt und versucht, mich in mein altes Leben zurückzubringen. Aber ich will das gar nicht und er akzeptiert einfach nicht, dass meine Erinnerungen weg sind. Er wollte kämpfen - als ob das jetzt was bringen würde, oder? Und ich kann das einfach nicht. Er hat jemanden verdient, die ihn ehrlich liebt und wenn ich da bin, dann hängt er weiter an mir und wird nicht glücklich und ich werd es auch nicht, wenn er die ganze Zeit mir nachhängt. Ich hab das beendet. Jetzt, endgültig. Und ich will hier neu anfangen, okay? Ohne ihn... Ich will keine Bilder mehr von ihm und mir sehen und auch nicht, dass mein Bett nach ihm riecht. Ich will das einfach nicht". Ich rede mich in Rage, atme zwischendurch tief ein.

„Okay... Ist okay. Und was hast du jetzt vor?"

„Ich... will studieren, zum nächsten Semester. Und jetzt... Keine Ahnung, Brighton erkunden. Plätze besuchen, wo ich gerne war". Ich zucke vorsichtig mit den Schultern. „Aber ich bleibe auf jeden Fall hier. Außer es geht mit meinem Studienplatz nicht anders...". Ich will hierbleiben. Auch wenn Niall weiß, dass ich hier bin. Das ist mir allerdings egal. Er weiß, dass es beendet ist.

Das, was auch immer nach meinem Unfall war. Die einseitige Beziehung.

„Jaa!". Maria schlingt ihre Arme um meinen Bauch und lacht. Nein, die Kleine würde ich für nichts auf der Welt wieder hergeben, für gar nichts. „Kommt Nialler dann auch wieder?". Sie setzt einen Schmollmund auf. Ich schließe die Augen, lehne mich zurück.

„Nein... Niall und Josy sind nicht mehr zusammen", erklärt Mama, drückt meine Hand und steht dann auf. „Kommt ihr mit? Es gibt eigentlich seit einer Viertelstunde Essen". Humpelnd folge ich ihr zum Esstisch, aber Maria bleibt sitzen und starrt mich an.

„Nialler ist nicht mehr dein Freund?". Sie klingt richtig bestürzt und erschrocken. Ich schüttele den Kopf. „Aber... Aber... er hat gesagt, ich werde Tante...". Sie reißt die Augen auf und ich könnte mich selbst dafür schlagen, dass ich in meinem alten Leben einem Kind zugestimmt habe.

„Nein, Maria. Du wirst nicht Tante...", flüstere ich, gehe doch zurück zu ihr, nehme sie in den Arm.

„Aber Nialler hat gesagt, du kriegst ein Baby". Ihre Augen schwimmen fast in Tränen und sie schnieft. Oh Gott. Niall, du Idiot. Ich kriege eins? Nein. Er hat gesagt, es war geplant. Nicht mehr.

„Ich war nicht schwanger, oder, Mama?" Ich suche Zustimmung in den Augen meiner Mutter, aber ich finde nur Verzweiflung. Was ist denn bitte jetzt los? „Mama...?"

„Maria... Geh bitte auf dein Zimmer". Sie deutet zur Tür und meine kleine Schwester hüpft sofort davon.

„Mama... Was ist hier los?". Ich merke, wie ich lauter werde. Meine Hände ballen sich zu Fäusten „Mama...Was läuft hier?"

„Ich... Wir haben es auch erst im Krankenhaus erfahren, okay... Sei bitte nicht wütend", flüstert sie.

„Mama, verdammt! Was ist hier los?", schreie ich, springe auf.

„Du... du warst schwanger. Noch nicht weit, gerade mal vierte Woche... Und wir dachten, es wäre vielleicht für's Erste besser nichts zu sagen... Sei nicht wütend auf Niall, das hab ich beschlossen". Ich tue nichts, starre sie einfach an. Ich war schwanger. Ich habe ein kleines Lebewesen in mir gehabt. Ein Baby. Eine Mischung aus Naill und mir. Und jetzt ist es tot...

*****
FOUR!!!

WIE FINDET IHR'S? ♥

LIEBLINGSSONG? ♥

Vote? ♥

Kommi? ♥

:**

FrozenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt