Kapitel 33: Words world

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„Okay." Er atmet tief durch und hockt sich auf meinen Schreibtischstuhl. „Du... Moment. Fangen wir anders an. Ich... Ich werd jetzt vermutlich einen Monolog halten und ich bitte dich, mich nicht zu unterbrechen und danach will ich hören, was du dazu zu sagen hast. Und bitte sei ehrlich."

Er lacht kurz nervös auf und fährt sich durch die Haare. Seine Augen fixieren mich, ich traue mich nicht, mich irgendwie zu bewegen.

„Okay." Das nervöse Lachen ist einem fast schon hysterischem Kichern gewichen. „Ich... Also ich, ich liebe dich. Das weißt du, ich weiß es und ich bin mir sicher, dass du es immer wieder in Frage stellst, weil ich mich die meiste Zeit nicht so benehme, als ob ich es täte. Tatsache ist, ich liebe dich. Dich, nicht das, was du warst oder sein wirst, sondern dich. So wie du vor mir sitzt. Ich liebe jeden einzelnen Charakterzug, auch wenn du so anders bist, als die Josy, die ich kannte. Und bitte, glaub jetzt nicht, das hat irgendwie mit deinem Aussehen zu tun - versteh mich nicht falsch, du bist verdammt hübsch und wundervoll - aber ich liebe deine Macken, die neuen, wie die, die du behalten hast. Und ich reagiere so unberechenbar, weil... Naja , das ist mir selbst nicht so ganz klar, aber du bist unberechenbar und du reagierst so völlig anders auf mich, wie ich es gewohnt war und deswegen reagiere auch ich anders. Das klingt vielleicht... nein, definitiv total bescheuert und sinnlos. Mag sein, dass es das ist, aber das ist auch meine einzige Erklärung. Du machst mich verrückt, sorgst dafür, dass ich nicht mehr klar denken kann und mich nicht mehr unter Kontrolle habe. Ich reagiere unberechenbar, weil du das auch bist."

Er zuckt mit den Schultern und streift mich mit einem furchtbar liebevollen Blick.

„Und, um Himmels Willen, ich will gar nicht, dass du deine Erinnerungen wieder bekommst, ich will neu anfangen. Neu anfangen mit dir. Nicht jetzt, irgendwann, wenn du dich bereit fühlst. Wenn du mir vertraust, dich mir anvertraust. Ich werde dir alle Zeit der Welt lassen, ich werde dir nichts vorhalten, nichts vorenthalten. Ich werde dir nicht böse sein, wenn du dir viel Zeit nimmst. Nein, ich werde dir einfach beweisen, dass ich da bin, wenn du mich brauchst, ich werde zeigen, dass ich es wert bin, von dir geliebt zu werden."

Er fährt sich wieder durch die Haare. Und ich... Ich spüre, wie die Wärme meine Wangen hinaufkriecht. Das, was er da gerade von sich gibt, ist unglaublich süß. Aber ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll.„Und ich... Ich muss wissen, wie du darüber denkst. Und ich bin mir sicher, dass ich dich gerade ziemlich überrumpelt habe, also... bekommst du auch alle Zeit der Welt zum Nachdenken. Ich geh mit Maria auf den Spielplatz." Er wirft mir ein unsicheres Lächeln zu und verschwindet. Lässt mich zurück in einer Welt aus Worten, von denen ich nicht weiß, ob ich ihnen trauen kann, ob ich sie für bares Geld nehmen kann oder ob sie nicht doch einfach erstunken und erlogen sind. Aber irgendetwas sagt mir, dass sie das nicht sind, sondern dass Niall die Wahrheit gesagt hat, mit allem, was er mir gerade gestanden hat. Und wieder einmal wird mir klar, dass er mich verdammt nochmal sehr lieben muss. Und ich? Was ist mit mir? Was tue ich?

*

Ich denke nach. Überlege, an was ich an ihm bin. An einem Sänger, im Fokus der Medien. An einem unberechenbaren Kerl. An einem Freund, der alles für seine Freundin tut. Der bedingungslos liebt. Der Verständnis zeigt. Liebevoll und süß ist. Bei dem ich mich zuhause fühle. Der mir Sachen an den Kopf wirft, die mich verletzen. Der in einem Moment abstoßend und im Anderen doch wieder anziehend ist. Ich kann mir doch mein Verhalten selbst nicht erklären. Ich weiß doch selber nicht, warum ich ihm gegenüber so bin, wie ich eben bin. Vielleicht ist es die Angst, dass er die alte Josy aus mir machen will, die ich nicht mehr bin - aber er hat gesagt, er will das nicht. Vielleicht die Angst vor etwas Neuem. Vielleicht ist es auch einfach Selbstschutz. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es nicht gut ist, so wie es ist. Aber ich kann es nicht ändern. Nein, falsch. Natürlich kann ich es ändern, indem ich Niall eine Chance gebe. Aber will ich es ändern? Weiß ich nicht.Ich weiß mal wieder nichts. Überraschung - das ist nämlich nichts neues.

Und ich kann auch mit niemandem reden, weil mir jeder, ausnahmslos jeder, sagen würde, ich sollte Niall eine Chance geben, weil sie alle glauben, dass meine Gefühle noch irgendwo in mir sind. Aber sie sind zeitweise unauffindbar, aber manchmal überwältigen sie mich plötzlich. Genau deswegen weiß ich ja auch nicht, was ich tun soll. Ich muss eine Entscheidung treffen, mit der ich glücklich bin und die auch er akzeptieren kann. Und ich kann mir von niemandem reinreden lassen, weil sie alle auf Niall's Seite stehen und nicht über meine Situation nachdenken.

Aber gleichzeitig muss ich mir auch eingestehen, dass ich mich bei ihm wohlfühle und er es schafft, mich zu beruhigen, wenn ich wütend bin. Und ich kann auch nicht diese gewisse Anziehung leugnen, die ich ihm gegenüber spüre. Ich kann einfach nicht und ich weiß verdammt nochmal nicht, was ich tun soll. Mit Sarah will ich nicht reden, die würde nämlich sagen, dass Niall der einzig richtige für mich ist und ich ihm eben eine Chance geben soll. Maria ist zu jung, um das zu verstehen und ohnehin auf dem Spielplatz und tobt wahrscheinlich mit Niall durch die Schlammpfützen. Mama... Mama würde sagen, ich soll auf mein Herz hören. Aber das ist einfacher gesagt als getan. Ich höre mein Herz nicht, es ist nämlich genauso ratlos wie mein Kopf.

*

Erst als ich von unten Marias fröhliche Stimme und Niall's Lachen höre, schaffe ich es, mich zumindest anders hinzusetzen. Ich saß die ganze Zeit wie erstarrt auf meinem Bett und meine Finger sind jetzt enorm rot, weil ich sie geknetet hab.

„Ich schau mal nach deiner Schwester." Oh. Okay. Der Moment. Der Moment der Wahrheit. Nur hab ich keine Ahnung, was ich jetzt sagen soll oder tun oder überhaupt. Ich habe keinen blassen Schimmer. Und das ist das verdammte Problem. Ich höre, wie er die Treppe nach oben kommt, höre den Boden knarren und schließlich, wie er die Türklinke runterdrückt und mit einem unsicheren Lächeln und Matsch-Spritzer im Gesicht in mein Zimmer kommt.

Ich kann nicht anders. Ich muss lachen. Er sieht zu komisch aus, mit dem ganzen Dreck im Gesicht.

„Moment... Ich hol dir einen Waschlappen." Vorsichtig schiebe ich mich an ihm vorbei und mir ist klar, dass das nicht der Satz war, den er hören wollte, wenn er wieder hier ist. Als ich aus dem Bad wiederkomme, liegt er auf meinem Bett und starrt an die Decke. „Setz dich mal auf", fordere ich und ziehe an seiner Schulter. Sehe seine Mundwinkel zucken.

„Okay", ist alles, was er sagt. Ich lasse mich neben ihn gleiten, spüre, wie er seine Finger vorsichtig um meine Taille legt. Ich nicke nur und fange an, die Matsch-Spritzer aus seinem Gesicht zu wischen. Vorsichtig, akribisch. Nutze die Gelegenheit, um seine Gesichtskonturen unauffällig nachzufahren und verschaffe mir noch mehr Zeit zum Nachdenken.

„Und?", fragt er leise, als ich fertig bin und den Waschlappen Richtung Bad geworfen habe. Ich hole tief Luft, bereite mich auf die nächsten Minuten vor. Ich habe einen Entschluss gefällt.

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CLIFFHÄNGER! ^^

Bis zum nächsten Kapitel, tschau, tschau :D

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