Kapitel 34: Fro-zen

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Aber ich antworte nicht mit Worten. Nein. Ich lehne mich gegen ihn, presse meine Lippen auf seine. Halte mich an ihm fest. Spüre, wie er den Kuss erwidert.

„Das... Ist jetzt aber nicht so, dass du nur wieder Sex willst?" Er kichert nervös, fährt sich unsicher durch's ohnehin schon wirre Haar.

„Nein. Nein, ich will dir eine Chance geben. Ich will wissen, ob du alles, was du vorhin gesagt hast, ernst meinst". Ein schwaches Lächeln huscht über meine Lippen.

„Dann werd ich es dir beweisen. Immerhin bist du jetzt meine Freundin." Ich sehe ihm an, dass er stolz ist. Dass er froh ist über meine Entscheidung. Dass er jetzt glücklich ist. Und ich... Naja, ich bin inzwischen bereit, ihm diese Chance zu geben, meine Gefühle für ihn entdecken - neu zu entdecken - und mich ihm zu öffnen, nachdem ich so lange mit mir gerungen habe, versucht habe rational zu denken und gefühlskalt zu sein. Hat ja nicht funktioniert, wie ich gemerkt habe. Denn sonst würde ich jetzt nicht hier in Niall's Armen liegen, seinen Mund an meinem Hals spüren und mich wohl fühlen.

„Niall?". Er sieht mich böse an und ich verbessere mich sofort: „Nialler?"

„Hm?" Ich bin mir nicht sicher, ob er mir zuhört oder einfach genießt, dass ich da bin.

„Was bedeutet das jetzt? Ich meine... in ein paar Wochen sollte mein Studium hier in Brighton anfangen und du hast auch bald wieder Konzerte. Ich meine, was machen wir denn jetzt? Ich will keine Fernbeziehung", jammere ich drauf los, aber bevor ich weiter sprechen kann, hat sich eine Hand auf meinen Mund gelegt.

„Ich will auch keine Fernbeziehung. Aber ich kann nicht so einfach den Terminkalender umwerfen, also wirst du wohl oder übel nach London mitmüssen. Und wir finden sicher eine Uni mit deinem Studiengang. Und wenn nicht, machst du halt ein Fernstudium, oder?" Er küsst mich auf die Stirn.

„Was willst du eigentlich studieren?"

„Grundschullehramt". Er zieht die Augenbrauen hoch, lächelt aber.

„Es ist wegen...". Er spricht es nicht aus, aber ich weiß, was er denkt. Er denkt an unser Kind, das wir verloren haben.

„Ja", sage ich einfach nur schlicht und atme tief durch. Ich will nicht darüber reden, nicht darüber nachdenken. Ich will das verdrängen. Das und den Gedächtnisverlust und die Tatsache, dass ich meine Familie nicht wirklich kenne. Ich will neu kennenlernen, ich will Niall... Nialler neu kennenlernen. Seinen Charakter. Seinen Körper kenn ich ja schon.

*

Als wir zwei Stunden später Hand in Hand zum Abendessen erscheinen, ist es um Maria geschehen. Sie kreischt, dass ich glaube, mir platzt das Trommelfell, und hüpft vor Freude herum, dass man Angst haben muss, dass sie sich weh tut. Niall drückt meine Hand, wirft mir ein vorsichtiges Lächeln zu, was Mama zum Kichern bringt.

„Himmel, das ist ja fast wie ein Déjà-Vu", lacht sie, „vor ein paar Jahren seid ihr genauso verlegen zum Esstisch gestiefelt, nur ein wenig jünger eben."

„Bist du jetzt wieder öfter hier?" Maria hat sich inzwischen beruhigt und ist auf Niall's Schoß gekrabbelt, sieht ihn neugierig an. Er blickt zu mir, hat diesen unglaublich liebevollen Blick drauf.

„Ja". Und legt vorsichtig seine Lippen auf meine. Und ich... Ich genieße es.

*

Zwei Wochen später sind alle meine Habseligkeiten zurück in unserem Haus, mein Studium an der Londoner Uni ist klar gemacht und die Klatschzeitschriften schreiben sich die Finger wund über unser Liebescomeback. Aber das ist uns egal. Wir haben es uns angewohnt, jeden Abend - außer wenn mein Freund Konzerte hat - durch London zu streifen, meine alten Lieblingsplätze zu besuchen. Manchmal wartet eine Picknickdecke und Kerzenschein auf uns, manchmal finde ich dort ein kleines, aber gut verstecktes Geschenk. Niall gibt sich wirklich alle Mühe und ich liebe es. Ich finde es absolut süß, wie er sich immer noch um mich bemüht, obwohl er weiß, dass er mich schon längst hat.Liam, Louis und der Rest der Band sind fast genauso ausgerastet wie meine kleine Schwester, als sie uns Hand in Hand und küssend am Studio gesehen haben und wollten natürlich alle Details wissen. Sie sind sowas wie meine neue beste Freunde.

Mit Sarah habe ich eher weniger Kontakt, wir schreiben uns den neuesten Gossip oder wenn einer von uns eben langweilig ist, aber nicht sonderlich häufig. Maria ist in den Herbstferien das erste Mal alleine Zug gefahren und hat die Woche bei uns verbracht und sich bei den Jungs eingefügt, als hätte sie nie etwas anderes getan. Mama war natürlich nicht begeistert, ihre Große wieder abgeben zu müssen, aber Niall hat ihr geschworen, dieses Mal besser auf mich aufzupassen. Und das tut er wirklich. Manchmal nervt seine Übervorsichtigkeit, aber die meiste Zeit ist es einfach unendlich süß, wie er sich um mich kümmert. Ich versuche meinerseits so viel zurückzugeben, wie ich kann.

Unser Haus sieht wieder mehr nach einem Pärchen-Haushalt aus, auch wenn die Fotos, die vor meinem Unfall gemacht wurden, verschwunden sind und durch neue ersetzt wurden. Es ist, wie Niall versprochen hat, eine neue Beziehung. Ich liebe ihn. Und er liebt mich. Das ist das Wichtigste. Und meinen Entschluss, ihm diese eine Chance zu geben, bereue ich bis heute nicht.

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Das war es! :( Das letzte Kapitel :'(
Ich danke allen, die es bis hierher mit mir ausgehalten haben ;)

In wenigen Tagen folgt dann der Epilog, der sicherlich noch mal ekn Höhepunkt ist ^^

Bis dahin!

LiNi


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