13: Eine Zielscheibe auf Beinen

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In der Nacht hatte ich kaum ein Auge zu getan. Meinen Cousins hatte ich nicht gesagt, was ich über sie herausgefunden hatte. Wieso hatten sie mir nicht einfach gesagt, dass sie für die Mafia arbeiteten? Und selbst wenn es nur als Doppelagent wäre, dann war doch sowieso alles gut! Ich würde ihnen das nicht übel nehmen, so war das eben in unserer Welt. Mir hatte die Aifam schon gereicht, da brauchte ich nicht noch die schlimmere Version. Denn die FAMIA waren die wirklich bösen. Auch sie waren eine Unterorganisation der Mafia, aber nicht so ein lächerlicher Hühnerhaufen wie die Aifam.

Als wir auf St. Lucia hielten, meinten Filippo und Luca, dass es das beste wäre, wenn ich mit ihnen eine Runde durch die Stadt drehte. Den ganzen Tag hatten wir zusammen auf der Insel verbracht. Wir waren Eis essen, shoppen und Fotos machen. Allerdings waren meine Gedanken immer bei Leo und Flavia. Ich war mir sicher, dass ich sie mir nicht bloß eingebildet hatte. Ob sie wohl auf dem Schiff geblieben waren? Ich hoffte es. Ich würde sie finden und ich hatte schon einen perfekten Plan.

Am Abend kehrten wir auf die Costa Luminosa zurück. Die Jungs liefen vor mir und alberten herum. Wir waren auf dem Weg in unser Zimmer und ich atmete tief durch. Luca schloss die Tür auf und sobald beide im Zimmer waren griff ich die Türklinke und knallte sie zu. Schnell rannte ich den Gang entlang zu den Aufzügen. Ohne nach hinten zu sehen wusste ich, dass sie wütend hinter mir her waren. Ich rannte die Treppe in Windeseile hinunter, darauf bedacht nicht hinzufallen.
"ALEX! BLEIB STEHEN!", riefen sie mir wütend nach, doch ich hörte gar nicht auf sie. Ich musste Flavia und Leo einfach finden. Ich musste sie wiedersehen und sie in meine Arme schließen.

Die letzten drei Stufen übersprang ich einfach und bald war ich auf Deck drei angekommen. Ohne groß nachzudenken lief ich in die Menschenmasse hinein. Das Schiff würde in weniger als einer halben Stunde ablegen, deswegen waren auch alle zurück.
Ich rannte Slalom durch die Gäste und gelang zum Salon Rigolo. Ich ging hinein und duckte mich hinter einen Tisch mit fünf großen Männern. Von meinem Platz aus konnte ich die Jungs sehen, wie sie ebenfalls in den Salon gelaufen kamen. Sie blieben am Eingang stehen und sahen sich um. Sie besprachen kurz etwas, bevor einer nach links und der andere nach rechts ging. Während meine Cousins damit beschäftigt waren mich zwischen den ganzen Tischen zu suchen, musste ich leider feststellen, dass die Männer von meinem Tisch aufstanden und gingen. Filippo sah in meine Richtung und da ich nicht schnell genug war wegzukommen, sah er mir direkt in die Augen. Er schien überhaupt nicht glücklich zu sein.
Blitzschnell stand ich auf und rannte aus dem Salon. Ich rannte am oberen Gelände des Atriums vorbei, wo gestern noch diese Kopfgeldjägerin stand und mich unten gesehen hatte.

Ein bisschen weiter hörte ich laute Musik. Die Disko!
Ohne darüber nachzudenken lief ich hinein und quetschte mich zwischen den tanzenden Menschen her. Die Musik war laut und es war sehr warm hier drin. Dazu kamen diese Laserlichter, die mir erschwerten einen geeigneten Weg zu finden. Als ich meine Cousins wieder entdeckte, tat ich einfach so, als würde ich mit einem Jungen tanzen. Vielleicht fiel ich dann nicht so auf. Meine Haare machte ich auf und ließ sie über die linke Schulter fallen, damit man nicht sofort mein Gesicht erkannte.
Plötzlich spürte ich Hände an meiner Hüfte und ich sah hoch. Der Junge grinste mich frech an und schwang seine Hüfte im Takt. Widerwillig hob ich meine Arme in die Luft und bewegte mich ebenfalls im Takt. Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, wie Filippo und Luca dabei waren die Mädels genauer unter die Lupe zu nehmen. Ich musste hier irgendwie weg, da sie langsam in meine Richtung kamen.

Ich legte meine Arme auf die Schultern des Typs und stellte mich auf die Zehenspitzen, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern. Ich hasste es, das hier zu tun. Es fühlte sich einfach falsch an, aber ich musste hier raus, ohne dass sie mich bemerkten.
"Lass uns auf mein Zimmer", hauchte ich ihm so sexy wie möglich zu. Er grinste mich wissend an und schnappte sich mein Handgelenk. Zusammen gingen wir zum Ausgang, wobei ich mich immer hinter ihm versteckte. Sobald wir draußen waren riss ich mich von ihm los und rannte weiter.
"Hey! Warte doch mal!", rief er mir nach, aber das war mir egal. Sollte er doch eine andere finden, ich war schon vergeben.

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