22: Tödliche Kreuzfahrt

612 36 24
                                    

"Und du bist dir sicher?", fragte Luca nach.
"Ziemlich sicher", nickte ich und trank einen Schluck aus meinem alkoholfreien Cocktail.
"Vielleicht hat sie auch etwas anderes gemeint."
"Möglich, aber trotzdem glaube ich das nicht", blieb ich meiner Vermutung treu.
Seitdem ich gestern mit Teresa das Gespräch von Letitia und Valeria im Café mitgehört hatte, war ich mir mit meiner Vermutung mehr als sicher. Valeria war Lisa. Natürlich hatten wir die beiden erstmal nicht darauf angesprochen, auch weil Letitia so merkwürdig aufgedreht war.

"Was sollen wir denn jetzt machen?", warf James ein und nippte an seiner Limonade. Ich saß mit Luca und James an meiner Seite an der Bar auf Deck zehn und genoss die Sonne, die auf uns schien. Wir würden wieder drei Tage auf See verbringen, bis wir schließlich in San Diego hielten.
"Keine Ahnung", seufzte ich und stützte meinen Kopf auf meine Hand.
"Wenn wir sie darauf ansprechen, dann werden sie Fragen stellen", mutmaßte Luca und spielte an seinem Glas herum.
"Die Lüge der berühmten Sara wäre auf jeden Fall nicht mehr so glaubwürdig", stimmte ich ihm zu.
"Und wenn wir ausplaudern, dass wir Lisa gefunden haben, dann wird das irgendwer erfahren, der es nicht wissen darf", überlegte James und er hatte recht. Schließlich wollte man Lisa umbringen, weil sie Augenzeugin eines Mordes war.
"Leo will ja auch nicht, dass wir es Herrn Romano erzählen", stellte Luca klar.
"Wieso ist nur immer alles so kompliziert?", murmelte ich und trank wieder aus meinem Cocktail. Wir waren extra wieder her gekommen, um Lisa zu finden, weil Herr Romano meinte, sie müssten wissen, wer diesen Attentat auf diesen Schauspieler zu verantworten hat. Nun haben wir Lisa gefunden, aber keiner will unserem Direktor Bescheid geben, weil alle meinen, er sei böse. Na ja, zumindest ein Teil von uns meinte das. Und vielleicht sagten sie nicht direkt, dass er böse war, aber er verhielt sich merkwürdig. Da konnte ich meinen Freunden nun zustimmen. Seitdem ich herausgefunden hatte, dass ich vergiftet wurde, war ich mir bei Herr Romano nicht mehr so sicher. Aber konnten wir wirklich davon ausgehen, dass er uns schaden wollte?

"Entschuldigung?", sagte auf einmal eine zaghafte Stimme hinter uns und wir drehten uns fragen um. Sobald ich die Person erblickte, hoben sich meine Augenbrauen.
"Was gibt's? Wo ist Letitia? Sonst sieht man euch auch nur zusammen", meinte ich und beobachtete Valeria genau.
"Genau darum geht es", begann sie und biss sich mit einem verzweifelten Blick auf die Unterlippe. "Letitia, sie...ihr geht es gar nicht gut und die Ärztin hat zur Zeit so viel zu tun, dass sie sich Letitia jetzt nicht anschauen kann, dabei scheint es ihr wirklich schlecht zu gehen!" Kurz tauschte ich mit Luca und James einen Blick, bevor ich wieder Valeria ansah. Ihre Haare, die unter dem großen Sonnenhut hervorschauten, schienen zerzaust und auch ihr sonst so perfekt geschminktes Gesicht war nicht wie sonst.

"Aber ich bin kein Arzt", zuckte ich entschuldigend mit den Schultern. "Ich weiß nicht, was ich tun könnte, um zu helfen."
"Ich weiß doch", sagte sie verzweifelt und sah auf den Boden. "Aber ich kenne sonst keinen hier und ich dachte mir, vielleicht kennst du jemanden, der ihr helfen kann." Sie sah wieder in meine Augen und ich erkannte große Besorgnis darin.
"Tut uns leid, aber wir kennen auch kein-", wollte Luca sagen, doch ich unterbrach ihn.
"Vielleicht hab ich eine Idee", meinte ich und sah aus den Augenwinkeln, wie entsetzt Luca mich anstarrte. Ich trank den letzten Schluck aus meinem Glas und stand dann auf. "In welchem Zimmer seid ihr?"
"Auf Deck acht in Nummer 8350."
"Okay, geh du zu Letitia. Ich komme sofort mit Hilfe nach", versuchte ich sie ein wenig zu beruhigen. Sie nickte mir dankbar zu und verschwand dann.

"Dein Ernst?", fragte Luca, sobald sie weg war und stand ebenfalls auf. "Du willst doch jetzt nicht ernsthaft Teresa und Christian darauf ansetzen!"
"Wieso nicht?", drehte ich mich genervt zu ihm um, senkte aber meine Stimme. "Sie wurde womöglich auch vergiftet und dann können wir sie ja nicht einfach sterben lassen!"
"She's right", kam von James und Luca sah erst zu ihm, dann wieder zu mir.
"Aber sie kennt Christian! Außerdem habt ihr ihn gestern offiziell erst kennengelernt da kannst du doch nicht schon wissen, dass er ihr helfen kann!"
"He's right", sagte James nur wieder.
"Ja dann lassen wir halt nur Teresa sie untersuchen!", gab ich genervt nach. "Hauptsache ihr wird geholfen!"
"Die anderen sind am Pool", gab uns unser schottischer Freund den Hinweis und sofort liefen wir zu den Treppen, um ein Deck tiefer zu gelangen. Auf direktem Wege gingen wir zügig auf unsere Freunde zu, die ich sofort entdeckt hatte. Flavia und Teresa saßen am Beckenrand und unterhielten sich über irgendetwas, während Leo und Christian ein wenig weiter auf zwei Liegen lagen und sich sonnten, natürlich oberkörperfrei. Ich vermied zu Leo zu sehen, denn sonst hätte ich meinen Blick nicht mehr abwenden können.

Undercover 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt