17: Costa Luminosa

641 40 38
                                    

"Ich kann nicht fassen, dass wir wirklich zurück auf die Costa Luminosa gehen", murmelte ich und schüttelte leicht den Kopf.
"Sagt die, die erst nicht mit uns nach Hause kommen wollte", erinnerte mich Flavia und zog eine Augenbraue hoch.
"Ich bin ja noch mitgegangen", verdrehte ich die Augen.
"Könnt ihr jetzt mal ruhig sein?! Ich versuche hier zu schlafen!", beschwerte sich Teresa.
"Lohnt sich eh nicht mehr", meinte Flavia zu ihr.
"Wir sind nämlich da", vollendete ich die Erklärung.

Nachdem wir (unfreiwillig) der Mission von Herrn Romano zugestimmt hatten, planten wir eine Woche lang alles, bis wir gestern endlich losgeflogen waren. Bis nach Guatemala. Denn dort sollten wir aufs Schiff gehen, welches dann weiter fuhr nach Mexico.
Der schwarze Van hielt und wir stiegen aus. Wir wurden direkt am Hafen abgesetzt und ich sah zum Schiff. Es war gigantisch und ich war genauso davon fasziniert, wie beim ersten Mal.

"Auf geht's", meinte Christian und lief voraus. Ich schulterte seufzend meinen Rucksack und folgte den anderen. Als ich Leo erreicht hatte griff ich nach seiner Hand und sein Blick landete auf mir.
"Alles okay?", fragte er und drückte meine Hand.
"Wird schon", sagte ich und versuchte mich selbst zu überzeugen. Wir bestiegen das Schiff und begaben uns wieder auf Deck fünf, wo sich noch die gebuchten Zimmer befanden.
"Diesmal schläft Alex aber bei uns", stellte Flavia klar und sah Leo dabei prüfend an.
"Kein Problem", lachte er leicht und zog mich in seine Arme.
"Wir kommen gleich zu euch rüber", erklärte Teresa. "Wir richten uns kurz ein und dann können wir unseren Plan noch einmal durchgehen."
"Gut, bis gleich", sagte Luca und Leo drückte mir einen Kuss auf die Stirn, bevor die Jungs in dem einen Zimmer verschwanden und wir direkt in das daneben gingen.

 Ich schmiss meinen Rucksack auf das Bett und ließ mich danach auch drauf fallen. Flavia verschwand im Bad und ich sah zu Teresa, welche irgendwelche Geräte auspackte.
"Was ist das?", fragte ich neugierig nach.
"Ach, bloß so eine Art Alarmanlage, die Christian und ich gebaut haben. Ich wollte sie an der Tür installieren, damit wir informiert werden, wenn jemand versucht ins Zimmer zu kommen." Ich beobachtete, wie sie konzentriert etwas daran einstellte.
"Du, Teresa?", fing ich dann an. Mir lag schon die ganze Zeit etwas auf der Zunge und ich musste es ihr einfach sagen.
"Was gibt's?" Sie sah nicht auf, schien aber interessiert zu sein.
"Wenn du und Christian mal zu zweit ein wenig Ruhe haben wollt, dann können Flavia und ich auch für eine Nacht drüben schlafen." Sie hielt inne und hob den Blick, um mir direkt in die Augen zu sehen. In ihren blau-grauen Augen konnte ich nichts definierbares finden. Allerdings wurden wir gestört, denn die Badezimmertür wurde mit einem Ruck geöffnet und wir sahen zu unserer besten Freundin, die sich nun vor uns hinstellte und ihre Hände in die Hüften stemmte.  

"Das können wir nicht tun!", zeigte sie schuldig auf mich. Verwirrt sah ich sie an, bis sie fortführte. "Das eine Mal, für dich und Leo, weil ihr euch seit langer Zeit nicht gesehen habt, okay. Aber die beiden jetzt auch noch? Das sehe ich nicht ein!"
"Flavia!", verdrehte ich die Augen mit einem genervten Stöhnen. "Was ist denn so schlimm daran? Lass die beiden doch ein wenig Zeit zusammen verbringen! In Ruhe!"
"Deren Pech, wenn sie nicht in die Gänge kommen!" Ich stand auf und sah sie fassungslos an.
"Was ist eigentlich mit dir los? Du bist schon die ganze Zeit so komisch drauf und regst dich ständig über mich und Leo oder jetzt Teresa und Christian auf! So kenne ich dich gar nicht!" Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und sah sie abwartend an. 
"Es ist einfach so, dass wenn wir drüben schlafen, ich alleine wäre! Du hast ja Leo und ich darf schön auf dem Boden schlafen, oder wie? Nicht mit mir!", schüttelte sie den Kopf.
"Schlaf doch neben James", zuckte ich die Schultern.
"Spinnst du? Farah killt mich!"
"Meine Güte. Sie merkt es ja nicht und ihr werdet ja auch nichts verbotenes tun! Sonst geh zu Luca", grinste ich.
"Du bist keine Hilfe", sah sie mich verärgert an.
"Du vermisst ihn", sagte dann Teresa auf einmal und wir sahen beide zu ihr.
"Wen?", fragte Flavia. Doch ich wusste, dass sie log.
"Ach komm, du brauchst nicht so zu tun, als würde er dir egal sein", meinte nun ich und trat näher an meine Freundin heran.
"Ich weiß nicht wovon ihr redet." Sie presste ihre Lippen fest zusammen und ich trat noch näher, während sie ein paar Schritte zurück machte.
"Deinen Tavi", sagte Teresa und stand nun auch auf.
"Er ist nicht mein Tavi!"
"Aber du vermisst ihn", grinste ich.
"Ihr kennt ihn nicht einmal!"
"Aber das, was James so erzählt, hört sich schon sehr interessant an", meinte Teresa und ging ebenfalls auf Flavia zu. Sie ging immer weiter zurück und landete beim Schreibtisch. Teresa und ich stellten uns dicht vor sie.
"Es ist doch nicht schlimm, wenn du ihn vermisst!", sagte ich und legte eine Hand auf ihre Schulter. Sie sah mich an und in ihren Augen sah ich Verzweiflung. Leicht runzelte ich meine Stirn. "Was verschweigst du uns, Flavia?", fragte ich ruhig und sah meine beste Freundin forschend an. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und eine lief ihr über die Wange. Teresa kam näher und umarmte sie. Ich tat es ihr nach und jetzt konnte Flavia ihre Tränen nicht mehr zurück halten.

Undercover 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt