26: Die grüne Tür

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"Alex, Liebes, nicht so schnell!", lachte die Frau. Kichernd sah das etwa fünfjährige Mädchen über ihre Schulter, während sie weiter lief.
"Du kriegst mich nicht! Du kriegst mich nicht!" Streckte sie ihrer Mutter die Zunge raus und sah dann wieder nach vorne. Allerdings stand da plötzlich ein Mann vor ihr, der sie in seine Arme schloss und dann hoch hob, um sie durch die Luft zu wirbeln. Das Mädchen lachte fröhlich und schrie zwischendurch vor Freude auf.
"Man, Paps! Das ist unfair! Ihr seid zu zweit!" Sie grinste ihren Vater an, als er sie wieder auf dem Boden absetzte. Er wuschelte ihr über den Kopf und legte dann einen Arm um seine Frau. Schnell gab er ihr einen Kuss auf die Wange und sie strahlte übers ganze Gesicht. Das kleine Mädchen verzog ihr Gesicht und streckte wieder ihre Zunge raus.

"IIIIIH!", machte sie bloß  und drehte dabei ihren Kopf ein wenig weg. Ihre Eltern lachten bloß und schüttelten leicht ihre Köpfe.
"Du wirst schon sehen, Alex. Irgendwann verliebst du dich auch und freust dich, deinen Freund zu küssen." Ihre Mutter zwinkerte ihr zu, doch sie zog nur wieder eine Schnute und schüttelte stark den Kopf.
"Nein! Das ist eklig. Ich will keinen Freund."
"Du kannst dir nicht aussuchen, in wen du dich verliebst, Schätzchen", meinte ihr Vater.
"Doch! Wenn ich meinem Kopf sage, dass ich mich nicht verlieben will, dann macht er das auch!" Sie zeigte demonstrativ mit beiden Zeigefingern auf ihren Kopf. Wieder lachten ihre Eltern und das kleine Mädchen begann zu grinsen. Dann drehte sie sich um und rannte los.
"ALEX!", riefen ihre Eltern ihr nach, doch sie ignorierte sie und steuerte direkt auf etwas zu, was sie in der Ferne erblickt hatte. Es kam immer näher und näher. Irgendwann wurde sie langsamer und blieb schließlich stehen.

Nun stand sie vor einer Tür. Eine große, grüne Tür, welche mitten im Nirgendwo stand. Das Mädchen machte große Augen und hob ihre Hand. Vorsichtig berührte sie das Holz. Es war rau und doch fühlte es sich gut an. Sie sah hoch, da die Tür viel größer war als sie selbst. Die Tür hatte mehrere Griffe, doch der, welcher direkt vor ihren Augen hing, schien am stärksten von allen zu leuchten.
Sie legte ihre kleine Hand auf den glänzenden Türknauf und drehte daran. Sofort sprang die Tür auf und ein kühler Windstoß wehte ihr die Haare aus dem Gesicht. Sie schob die Tür mit Leichtigkeit weiter auf und trat hindurch.

Das neunjährige Mädchen sah sich um. Weit und breit schien sich keine Menschenseele aufzuhalten.
Plötzlich wurde sie von etwas am Hinterkopf getroffen. Verwundert drehte sie sich um und stand auf einmal in einem Klassenraum. Vor ihr bauten sich ihre Mitschüler auf. Sie alle hatten Papierkugeln oder Äpfel, Tomaten, Stifte, Bücher oder anderes in den Händen.

"Was...was wird das?", schluckte sie und ihr Blick huschte über ihre Klassenkameraden.
"Ein Spiel", grinste das braunhaarige Mädchen böse, welches ganz vorne stand.
"M-Marianna?" Langsam ging das Mädchen zurück. Allerdings kamen ihr die anderen automatisch näher.
"Hab doch keine Angst, Alex", meinte sie und drehte den Apfel in ihren Händen.
"Lasst mich bloß in Ruhe!"
"Oder was?", schnappte das braunhaarige Mädchen sofort und sah sie böse an.
"Sonst...sonst-"
"Sagst du es dann Mami und Papi, ja? Oder doch lieber dem Direktor?" Wieder machte sie ein paar Schritte zurück und wieder kamen die anderen näher. Als wäre ein unsichtbares Seil zwischen ihnen gespannt.

"Hört auf!", schrie sie die anderen an und ging nun schneller zurück.
"Lauf doch nicht weg!", grinste das braunhaarige Mädchen und weitete ihre Augen in einer gruseligen Art und Weise. "Wir wollen doch nur spielen!"
"OHNE MICH!" Mit einem Mal drehte sie sich um und kletterte aus dem Fenster. Ohne über die Folgen nachzudenken, sprang sie. Sie schloss die Augen und ließ sich einfach fallen. Sie erwartete den harten Boden, doch es kam nie einer. Verwundert öffnete sie ihre Augen konnte nicht identifizieren, wo sie sich gerade befand.

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