🍃 23 🍃

251 23 4
                                    

Alexia

Tue ich das Richtige oder ist es noch zu früh?

Nein, ist es nicht. Es fühlt sich für mich richtig an und so sortiere ich zusammen mit Megan in den nächsten Tagen meinen Krempel. Ich wohne erst seit etwas über zwei Jahren hier, aber stelle mit Erschrecken fest, was sich da alles angehäuft hat und wie viel davon wirklich nutzloser Kram ist. Rayan und ich haben beschlossen Megans altes Zimmer als Gästezimmer und mein Zimmer als Schlafzimmer zu benutzen. Ein weiteres Zimmer soll das Büro werden. Ich überlege beim Ausmisten ernsthaft, ob das Bürozimmer eventuell noch einen begehbaren Kleiderschrank beheimaten könnte. Mal schauen wie Rayan auf diesen Vorschlag reagiert ...

Er schüttelt lachend den Kopf, stimmt aber dann zu. Liegt vermutlich an den Bergen von Klamotten, die er in meinem Kleiderschrank vorfindet und er sich sicher fragt, wo seine Klamotten wohnen sollen. Kurzerhand wird mein Kleiderschrank abgebaut und im Büro wieder aufgebaut. Er bleibt nicht lange alleine, denn Phoenix und Riley schleppen Rayans Kleiderschrank in das Zimmer und bauen ihn auf. Die Wohnung gleicht einem Schlachtfeld als Zac verkündet: »Der Wagen ist leer.« Das sind alles Rayans Sachen? Wo hat er die denn alle versteckt und vor allem wo sollen die alle hin?

Nachdem alle Möbel aufgebaut sind und die Meute sich über die Pizza hergemacht hat, als ob sie Tage nichts gegessen hätten, verabschiedet sich einer nach dem anderen. Zurück bleibt eine chaotische Wohnung, ein müder Rayan und meine Wenigkeit, die keine Ahnung hat, wo das alles Platz finden soll. Doch dafür haben Rayan und ich auch morgen noch Zeit. Das Chaos ist sicher nicht so lebensmüde und rennt davon. Zum Glück ist das Bett an Ort und Stelle geblieben und mit zwei Handgriffen ist es frei für uns. Ein bisschen Chaos mehr macht auch nichts.

Die erste gemeinsame Nacht in unserer Wohnung verbringen wir nicht wild und hemmungslos. Das einzig Wilde ist sich hin und her zu wälzen, um die richtige Schlafposition zu finden. Ich werde mehrmals in der Nacht wach und beobachte Rayan beim Schlafen, zumindest seine Umrisse. Ich kann mir gerade noch verkneifen Licht anzumachen und ihn so offensichtlich anzuschmachten. Der Gedanke, dass er mit mir zusammen wohnt, lässt mich einerseits ganz hibbelig werden, aber auf der anderen Seite werde ich bei dem Gedanken daran ganz ruhig. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl und bestärkt mich darin, dass ich das Richtige getan habe. Rayan toppt es am nächsten Morgen noch zusätzlich. Denn er zeigt mir, wie ich ab jetzt sehr oft geweckt werden könnte. Da habe ich überhaupt nichts gegen, ganz und gar nicht ...

Die nächsten Tage versuchen wir, so gut es geht, Herr über das Chaos zu werden – eine schwierige Aufgabe. Die Wohnung scheint gefühlte fünf Zimmer zu wenig zu haben. Wo war das alles nur vorher untergebracht oder hat heimlich jemand etwas dazu gemogelt?
»Lexi, wie kann eine Person so viele Sachen haben?«, fragt Rayan mich nicht zum ersten Mal.
Ich verschweige ihm lieber, dass ich fast die Hälfte vorher aussortiert habe. Nicht, dass er mir vor Schock umfällt. Schulterzuckend und schweigend mache ich einfach weiter.

Es ist ein anderes Thema, welches mir Bauchschmerzen bereitet. Also eigentlich ist es kein Thema, sondern ein Bild. Ich weiß, wie viel Rayan dieses Bild bedeutet und es ist wirklich der Hammer, dennoch sträube ich mich dagegen. Wieso kann ich mir auch nicht so genau erklären. Liegt es vielleicht daran, dass dieses Bild mich an Tyler erinnert? Daran, dass ich betrogen und hintergangen wurde? Doch da kann das Bild ja nichts für. Also atme ich tief durch und schlucke diese Gedanken herunter.
»Was hältst du davon, wenn wir die PCrew über die Couch hängen?«, frage ich meinen Freund stattdessen. Ein überraschter Ausdruck erscheint auf seinem Gesicht und er hält in der Bewegung inne. Das wundert mich nicht, denn im Stimmung lesen ist Rayan nicht zu schlagen. Er hat dafür, glaube ich, einen eingebauten Sensor oder dergleichen.
»Bist du sicher, Lex?« Er sieht mich prüfend und abwartend an.
»Ja bin ich«, gebe ich ehrlich von mir und bevor ich reagieren kann, versiegelt Rayan meine Lippen mit seinen und wirbelt mich durch das Wohnzimmer. Ja, es ist die richtige Entscheidung und als das Bild hängt, bin ich mir zu 1.000 Prozent sicher. Auf der beigen Wand über der weinroten Couch taucht die Leinwand das gesamte Zimmer in eine Stimmung, die ich schwer in Worte fassen kann. Der ganze Raum wird durch diese Neonfarben geflutet und lässt das unangenehme, beklemmende Gefühl wie durch Zauberhand verschwinden.

Als Megan das erste Mal zu Besuch kommt, ist sie sofort hin und weg von diesem Bild.
»Wow. Der Wahnsinn. Der Raum ist nicht wiederzuerkennen. Das Bild toppt alles.«
So euphorisch habe ich Megan schon lange nicht mehr erlebt. Ich bin einfach glücklich und zufrieden und genau mit diesem warmen Gefühl im Bauch setze ich mich mit ihr auf die Couch. Es ist ein ungewohntes Gefühl sie in meiner und Rayans Wohnung und nicht mehr in unserer zu haben. »Hätte mir das vor einem Jahr jemand prophezeit ...«, beginne ich.
»Du hättest ihn eigenhändig in die Geschlossene gebracht«, beendet Megan meinen Satz und wir prusten los, erleiden einen ausgewachsenen Lachanfall.
Nachdem wir uns halbwegs wieder beruhigt haben, stoßen wir mit Sekt an.
»Auf die Zukunft.«
»Auf die Zukunft.«

~~~~~~~~~
Meine Lieben,

So langsam neigt sich diese Geschichte dem Ende zu.
Es kommen noch 2 Kapitel und dann entlasse ich Alexia und Rayan in die grosse weite Welt.

Danke, dass ihr den Beiden bis hier gefolgt seid. 😙

Ich wünsche euch einen schönen Sonntag.

Bis bald
Eure Mel 😉

1,2 oder 3? Herz verschenkt... ✔ #LeseLiebe18 #Lagune18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt