Alexia
Ich kann meine eigene Dummheit nicht fassen, könnte mich selber dafür Ohrfeigen. Wie konnte ich nur so dämlich sein? Aber was habe ich auch erwartet? Sicher nicht, dass Rayan wirklich Zeit mit mir verbringen wollte. Dieser wütende und enttäuschte Ausdruck in seinen Augen lässt mich nicht mehr los. Sogar in meinen Träumen verfolgen mich diese Augen. Sie hatten auf einmal so viel Farbe verloren, sind richtig blass geworden und im nächsten Moment wurden sie zu Schlitzen und schwarzblau. Ich habe noch nie so auf Augen geachtet und auch noch nie so ein faszinierendes Spiel darin entdecken können. Ich hatte keine Ahnung, dass die Emotionen so stark von den Augen widergespiegelt werden können.
Ein Teil von mir versteht diese Wut nicht. Dieser Teil hat Rayan als Bad Boy, der nichts anbrennen lässt, eingestuft. Er hätte doch nur zupacken brauchen und hätte sie haben können. Oder bin ich doch zu hässlich?Vom vielen Denken bekomme ich Kopfschmerzen. Mir ist nach nichts zumute. Eigentlich muss ich lernen, aber ich habe keine Lust. Etwas ganz untypisches für mich, denn normalerweise habe ich mich immer an mein Lernpensum gehalten. Ich bemerke Megans besorgte Blicke. Die hatte sie schon drauf als ich so plötzlich in der Tür stand.
Das ganze Spektakel ist jetzt drei Tage her und ich habe Megan noch nichts davon erzählt. Ich weiß, dass sie darauf brennt zu erfahren, was da Freitag passiert ist, aber bis jetzt habe ich noch keine große Lust verspürt mir die Blösse zu geben. Doch wenn ich nicht will, dass sie bei Rayan in der Werkstatt auftaucht und ihn zur Schnecke macht, muss ich langsam aber sicher den Mund aufbekommen. Ich sehe ihr an, dass es nicht mehr lange dauert und der Pitbull ist kampfbereit.
Also sammle und kratze ich alles zusammen, was ich finden und aufbringen kann und schleiche ins Wohnzimmer. Megan sitzt auf der Couch und guckt irgendeine total verblödete Sendung. Sie braucht das zur Entspannung.
Sofort hebt sie den Kopf und sieht mir an, dass etwas im Busch ist. Doch sie bombardiert mich nicht mit Fragen, sondern klopft einfach neben sich auf die Couch und wartet ab. Der Fernseher ist schon lange auf stumm als ich das Schweigen breche und ihr beschämt von Freitag erzähle. Sie hört geduldig zu, redet nicht dazwischen. Bis zum Ende hört sie sich alles an und dann gibt sie ihre Meinung kund.
"Mensch Lexi, was hast du denn da für großen Mist gebaut? Ich glaube er mag dich wirklich und will wirklich Zeit mit dir verbringen. Wie kannst du dich nur wie eine Hure anbieten?" Ihre Worte treffen genau ins Schwarze, aber sie sind nicht anklagend oder vorwurfsvoll. Sie entsprechen einfach der Wahrheit. Megan verurteilt mich nicht für meine dumme Aktion.
"Du fährst morgen mit mir ein wenig shoppen und Mittwoch fährst du in die Werkstatt und entschuldigst dich bei Rayan."
Shoppen okay, auch wenn ich da nicht so die Lust zu habe, aber zu ihm fahren, ihm unter die Augen treten?
"Kann ich nicht einfach hier in dieser Wohnung versauern?"
Ich höre mich an wie ein kleines Kind, das seine Mama überzeugen möchte, etwas nicht zu machen.
Doch auch wie das kleine Kind komme ich bei Megan damit nicht durch. Sie kann so stur sein.
Die Shoppingtour lasse ich über mich ergehen, finde sogar selber etwas, das mir gefällt. Doch das kann mich nicht von Mittwoch ablenken. Ich versuche Ausreden zu finden, doch die einzige, die bei Megan zählen würde, wäre ich mausetot. Sie ist bereit mich auch mit Kopf unter dem Arm in die Werkstatt zu bringen, da fahre ich doch lieber selber.
Etwas abseits parke ich, damit ich mich noch sammeln kann, obwohl das zwecklos scheint.
Mein Herz hämmert gegen meine Brust und ich konzentriere mich auf jeden meiner Schritte.
In der Werkstatt angekommen, kommt dieser Henk sofort wieder auf mich zu und sagt etwas zu mir. Ich bin viel zu nervös, um zu verstehen was er sagt, sicher wieder einen komischen Spruch oder so. Deswegen übergehe ich ihn auch einfach und frage stattdessen ob Rayan da ist. Er sieht mich mit einem komischen Gesichtsausdruck an und deutet dann auf die Bürotür. Ich nicke und setze mich in Bewegung. Das kann nur schief gehen.Ich muss meine Hand richtig zwingen sich zu erheben und zu klopfen. Als dann ein nicht so nettes 'Ja' ertönt, rutscht mein Herzchen bis zu meinen Füßen. Ob es eine gute Idee gewesen ist hier her zu fahren?
Vorsichtig öffne ich die Tür und sehe Rayan sichtlich angespannt an seinem Schreibtisch sitzen. Er haut mit seinen großen Händen auf die Tastatur ein, als ob er sie in Stücke hacken wollte. Flüche verlassen seinen Mund.
"Was ist? Ich habe gesagt ich will ..." weiter kommt er in seiner Schimpftirade nicht, denn er hebt den Blick und entdeckt mich.
Ich stehe etwas unschlüssig in der Nähe der Tür. Weiß nicht so recht, was ich machen soll. Meine Beine anscheinend schon, denn die setzen sich in Bewegung und treten an den Schreibtisch heran. Nach einem Blick auf den Bildschirm ist mir schnell klar, dass die vielen leuchtenden Fenster da nichts zu suchen haben. Ohne mir weiter Gedanken zu machen, greife ich nach der Maus. "Lass mich mal gucken."
Mehr sage ich nicht und beuge mich näher Richtung Bildschirm, um das Problem zu lösen. Seiner Nähe bin ich mir nur zu bewusst und es stört meine Konzentration enorm. Innerlich zittere ich wie Blätter bei einem Sturm der Stärke zehn. Ich werde regelrecht durch die Luft geschleudert, ohne Halt.
Nach gefühlten Ewigkeiten sind alle Fehler vom Bildschirm verschwunden und ich trete schnell um den Schreibtisch herum, um Abstand zwischen ihn und mich zu bringen. Ein erstauntes Lächeln klebt in seinem Gesicht und ich sehe die kleinen Grübchen. Sie lassen seine Gesichtszüge sofort viel weicher wirken.
Sein Räuspern reißt mich aus meiner Fantasiewelt los und dann höre ich auch seine Frage. Nein es ist keine Frage, es ist eine Bitte.
"Geh mit mir ins Kino, Alexia."
Er spricht meinen Namen so weich und doch so verrucht und verdammt sexy aus. Meine Hormone können gar nicht anders, als verrückt zu spielen.
"Okay", erwidere ich und stelle fest, dass meine Stimme nur ein Flüstern ist.
Ich brauche frische Luft damit meine Gedanken wieder auf Kurs sind und verlasse nach einer schnellen Verabschiedung die Werkstatt.
Erst an meinem Auto wage ich wieder zu atmen und da fällt mir ein, dass ich ganz vergessen habe weswegen ich die Werkstatt aufgesucht habe. Ich Dummchen.
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1,2 oder 3? Herz verschenkt... ✔ #LeseLiebe18 #Lagune18
Ficción General... vorbei? Alexia Brent wird unsanft von ihrer gemütlichen Wolke sieben mitten in eine Schlammpfütze katapultiert und schwört sich nie wieder einem männlichen Wesen ihr Vertrauen in den Rachen zu schmeißen. Rayan Darx genießt seine Freiheit und be...