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Alexia

Die blauen Augen gehen mir einfach nicht mehr aus dem Kopf und ich bin andauernd abgelenkt. Selbst Megan zieht mich ständig damit auf und da sie meine beste Freundin ist, erzähle ich ihr von diesen Augen. Ein großer Fehler, denn sie ist sofort Feuer und Flamme. Ich habe gar keine Chance sie aufzuhalten.
»Ähm Meg. Er ist ein Badboy.«
»Na und? Einer mit mega Augen und einem heißen Körper. Spaß hat noch niemandem geschadet. Mensch Lexi, du brauchst mal wieder Spaß.«
Durch die Blume sagt sie mir mit den Worten: Ich brauche mal wieder Sex. Nein eigentlich nicht.
Megan lässt sich davon aber nicht abbringen und ignoriert meine Einwände. Bei jedem weiteren Gespräch lässt sie seinen Namen, natürlich ganz zufällig, fallen.

Mit einem mulmigen Gefühl fahre ich mit dem Bus mittwochs zur Werkstatt. Ich habe Angst ihn wiederzusehen, denn ich habe Angst vor seinen Augen oder besser gesagt vor seiner Reaktion. Vielleicht auch Angst ihm zu verfallen. Doch das wird er im Keim ersticken, denn er wird mich wegstoßen, wenn er hört, dass ich die Kohle nicht aufbringen kann. Nicht auf einmal zumindest.

Die Worte, die er mir dann an den Kopf schleudert, lassen Übelkeit in mir aufsteigen. Meint der eigentlich ich würde mich verkaufen? Ich bin doch keine Hure. Dann schmore ich lieber in der Hölle. Obwohl habe ich eine Wahl? Ich habe schließlich nicht fair gespielt und der Wagen steht fertig in der Werkstatt. Seine schlechte Laune ist also berechtigt. Ich wusste von Anfang an, dass ich das Geld nicht habe. Wie konnte ich nur so dreist sein?
Ich kann meine Eltern fragen und um Hilfe bitte, aber wir haben nicht das beste Verhältnis und dann darf ich mir wieder anhören, dass ich nur wieder wegen Geld ankomme. Undankbare geldgierige Göre.
Megan hat selber kein Geld, die kann ich auch nicht fragen und Savanna will ich damit nicht belästigen. Was habe ich also für eine Wahl? Dann muss ich wohl für meine Dummheit büßen.
»Okay. Was muss ich tun?« höre ich mich selber sagen und sehe in das erschrockene Gesicht von Rayan. Schnell fängt er sich allerdings wieder und seine Augen taxieren mich herausfordernd.
»Wie weit würdest du gehen?« stellt er die Gegenfrage und ich rutsche auf dem Stuhl hin und her.
Mir bricht der Schweiß aus. Ich kann das nicht sagen. Ich kann nicht.
Doch dazu kommt es nicht, denn Rayan ergreift vor mir das Wort.
»Du hast gedacht ich würde dich ficken«, knurrt er und ich reiße bei seinen direkten Worten die Augen auf.
Ja das habe ich gedacht, aber er sagt es so als ob er es sich nicht mal annähernd vorstellen kann mich anzupacken. Ob ich will oder nicht, aber seine Worte verletzen mich.
»Bin ich dir dafür also nicht hübsch genug?«, schleudere ich ihm entgegen, ohne darüber nachzudenken.
Diesmal ist er es der die Augen aufreißt. Er stützt seine Hände auf dem Schreibtisch ab und lehnt sich darüber. Böse funkelt er mich an und ich lehne mich so weit es geht in meinem Stuhl nach hinten.
»Alexia, ich würde nichts lieber tun als das, aber du bist nicht wie die anderen.«
Was hat er da gerade gesagt? Meint er das ernst oder ist das nur eine Ausrede? Eine nette Umschreibung für: ich will nicht?
»Wie bin ich denn?«, flüstere ich Ewigkeiten später.
Er steht auf und stellt sich vor mich, lehnt sich an seinen Schreibtisch und schaut auf mich herab. Es beunruhigt mich. Seine Geste schüchtert mich ein und er verstärkt dieses Gefühl noch, als er die Arme vor der Brust kreuzt. Ich sehe deutlich seine durchtrainierten und tätowierten Oberarme. Meinen Körper muss ich regelrecht zwingen den Blick von diesen wohldefinierten Armen abzuwenden und den Kopf in den Nacken zu legen, um ihn anzusehen. Doch auch diese Option scheint nicht besser zu sein. Sofort sehe ich seine glasklaren blauen Augen. So weit wie das Meer tief ist.
»Du bist keine für eine Nacht. Du bist aufbrausend, vorlaut und verdammt hübsch und hast es faustdick hinter den Ohren, bist ängstlich.«
Seine kleine Rede beschert mir am ganzen Körper Gänsehaut. Er sieht in mir etwas, was ich zu gerne glauben würde, aber ich bin wohl doch nur für eine Nacht gut, ansonsten bin ich der Kumpeltyp, den man am langen Arm verhungern lassen kann. Wie viel ich wert bin, sehe ich ja an Tyler. Ich schüttle den Kopf und erhebe mich.
»Ich überweise 500 heute noch und die restlichen nächste Woche, wenn das okay ist. Dann hole ich nächste Woche mein Auto ab.«
Ich kann ihm nicht in die Augen sehen, starre stattdessen auf seinen Kiefer, der sich deutlich anspannt. Schnell schaue ich weg und bleibe doch an den Augen hängen, die ein viel dunkleres Blau angenommen haben. Die Tiefen des Meeres sind auch dunkel, schiesst es mir durch den Kopf und ich würde diesen gerade nur zu gern an die nächste Wand klatschen.
Abrupt reißt seine Berührung mich von diesem Gedanken los, denn seine große Hand umschließt mein Handgelenk. Überrumpelt und überfordert gleichermaßen ziehe ich die Luft ein und starre auf seine Hand. Ganz langsam öffnet er mit der anderen Hand meine und legt meinen Schlüssel herein, dann schließt er sie wieder und tritt einen Schritt zurück.
»Ich will dein Auto ganz sicher nicht. Und ich will auch nicht, dass du Schulden ...«
»Aber ich habe Schulden bei dir«, unterbreche ich ihn.
Den Blick immer noch auf die Stelle gerichtet an der seine Hand gerade noch war.
»Bezahl von mir aus fünfhundert und dann geh Freitag mit mir Essen. Danach sind wir quitt. Freitag sieben Uhr hol ich dich ab.«
Das meint der doch nicht ernst? Das kann ich nicht annehmen.
»Doch kannst du«, erwidert er und schiebt mich zur Tür.
Ohne ein weiteres Wort geht er an mir vorbei und ich höre eine Tür knallen.

1,2 oder 3? Herz verschenkt... ✔ #LeseLiebe18 #Lagune18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt