25. Happy Birthday

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Alia

Wir lagen bis gerade noch auf der Couch im Wohnzimmer. Es war 22:18 Uhr, als wir uns in sein Zimmer begaben.
Inzwischen musste ich ihn beim gehen stützen, da er sonst zusammenbrechen könnte.

Meine Angst und Verzweiflung baute sich immer mehr in mir auf. Ich dachte bis vor einer Weile, ich sei schon leicht zerstört. Aber jetzt erfuhr ich, wie viel schlimmer man sich fühlen konnte.

„Der Film war spannend, findest du nicht auch?"
„J-ja..." gab er schwach von sich und lächelte noch schwächer.
Er setzte sich auf seinen Bettrand und legte sich anschließend hin.

Kurz danach zog er mich bestmöglich in seine Arme. Mein Kopf lag wie immer auf seinem Oberkörper.
Ich lauschte seinem Herzschlag gespannt, in der Furcht, er würde gleich aussetzen.

Wir lagen lange Zeit so da, die Uhr stand inzwischen auf 23:51 Uhr.
„Hast du Angst?" begann ich ein Gespräch.
„Nein."
„Wieso nicht?"
„Weil ich alles, was ich brauche, bei mir habe. Hier, jetzt gerade. In meinen Armen."

„Ich werde dich vermissen Bruderherz."
„Ich dich noch viel mehr Schwesterherz."

Ich musste an alle Momente denken, in denen er mich so nannte. Schon seit wir klein waren nannte er mich oftmals so, und er wusste genau, dass ich diesen Spitznamen am liebsten hatte. Die Erinnerung zauberte mir ein trauriges Lächeln auf die Lippen und es kam der von mir befürchtete Moment, welchen ich nicht wahrhaben wollte.
Eine Sekunde, in der sein Herz aussetzte. Ein paar Minuten später wieder. Nach und nach immer öfter und viel länger.
Ich sah ihn an.

„Henry?....." er brummte mit flatternden Lidern.
„Bruderherz........" seine Augen öffneten sich einen Spalt und er lächelte mich an. Sachte strich er mir mit seinen kalten Fingern eine Strähne aus dem Gesicht.
„Ich hab dich unendlich lieb Schwesterherz, mehr als alles andere auf dieser Welt~" und schon schloßen sich seine Augen wieder.
Die Tränen begannen mir in die Wangen zu schießen.
„Nein...." hauchte ich, „nein, bitte geh nicht, lass mich nicht allein...... bitte!.......Henry!"
Mehrmals versuchte ich ihn anzusprechen und jedes Mal reagierte er keineswegs.
Er regte sich nicht mehr..
Mein Blick ging auf die Uhr;
‚00:37 Uhr'

„Happy Birthday~" Flüsterte ich, sah in sein Gesicht und klammerte mich an ihn. Sofort legte ich meinen Kopf wieder auf seine Brust. Doch da war nicht das übliche Hämmern seines Herzens. Da war nichts...

Henry war tot. Für immer.
Teil 10, der etwas in mir zerbrach.
Teil 10, der mich in Stücke riss.
Teil 10, der mich mich aufgeben ließ.

17.02.2018

Der Tag, an dem meine Welt schwarz-weiß wurdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt