Geschlüpft

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Seit dem Tod der Drachendame war Eragon ein anderer. Sein ganzes Bestreben galt dem Geheimnis in seinem Herzen. Das Ei zu finden und den jungen Drachen zu retten. Doch das war alles andere als einfach. Er konnte nicht einfach los laufen.  Er hatte Familie und die durfte auf keinen Fall in irgendeiner Weise Verdacht schöpfen.
" Eragon!"
Er schreckte auf und sah seinen Vater an.  Einen Elfen mit schwarzem Haar und strengem Gesicht. Einen erfolgreichen Politiker und Berater der Krone.
" Bist du krank Kind? Seit Tagen schon isst du schlecht und schlafen kannst du auch nicht gut."
" Es geht mir gut Vater." wehrte er ab und schaufelte hastig etwas Grünkohl in seinen Mund. So musste er nicht antworten. Sein Vater sah ihn missmutig an. Eragon war sonst anders. Offenherzig, schlau und gebildet. Diese Abwesenheit passte nicht zu ihm. Seit dem Tod seiner Frau vor einigen Jahren hatte er alles für seinen einzigen Sohn getan. Und Eragon hatte in allem Bestleistungen gebracht.
" Varion bat mich, dich daran zu erinnern, dass du ihn besuchen wolltest."
Eragon bereute die Riesenportion Kohl in seinem Mund. Varion war sein bester Freund seit Kindertagen und er wohnte in etwa der Richtung in der sich auch das Ei befand.
" Das ist toll! Ich werde morgen aufbrechen!" Sagte er so begeistert wie möglich. Es war eine einmalige Chance. Er musste sie nutzen.
" Du musst nicht los stürmen nur weil er dich darum bittet. Lass dir Zeit mein Junge."
"Es passt mir gut Vater. Wirklich."

Er sprang auf und lies seinen Vater erstaunt sitzen. Hastig sammelte Eragon das Wichtigste zusammen. Seinen Bogen, das Schwert seines Vaters, einen Dolch und etwas zum Wechseln. Essen würde er unterwegs finden und Wasser konnte er sich mit Magie überall suchen. Er sprang die Treppe hinunter und zur Tür hinaus, ehe sein Vater noch etwas sagen konnte. 

Zwei Tage lief er nun schon. Er machte nur Rast um zu Essen und etwas zu schlafen. Er war von der Route zu Varion abgewichen und lief nun stetig nach Osten. Noch immer hatte er die Gedanken der Drachendame vor Augen. Sie waren nicht auf Krieg aus. Sie verteidigten sich doch nur. Das ein Elf vor so vielen Jahren gestorben war, war ein Unfall gewesen. Er hatte nicht auf die Warnung des Drachen reagiert und ihn angegriffen. Der einzige Grund für den Angriff des Elfen war purer Egoismus gewesen. Er wollte Anerkennung und die bekam er mit dem Horn eines Drachen. Und am besten kam an die heran wenn der Träger Tot war. 

Der Weg stieg an und Eragon begann zu klettern. Der beschwerliche Teil hatte begonnen. Er musste die Höhle finden in der das Ei war. Seine Stiefel zerbrachen Schalen in allen Farben, Knochen und andere undefinierbare Gegenstände. Er riss sich die Hände am Stein auf und rutschte oftmals ab, so das er sich neue Wege suchen musste. Dadurch brauchte er fast den ganzen nächsten Tag. Erschöpft rollte er sich zur Seite, nachdem er endlich auf einem Vorsprung geklettert war und erstarrte. Ein Ei, so weiß wie der Schnee im Beorgebirge funkelte in den letzten Strahlen der Sonne. Feine hellblaue Adern durchzogen die Schale. Eragon erhob sich und kniete sich dann vor das Ei. Er legte seine Hand auf das Ei und war überrascht, wie kalt die Schale war. Ob der Jungdrache noch am Leben war? Da es Dunkel wurde, entschied er sich in der verlassen Höhle zu bleiben. Er trug Holz zusammen und entzündete die Scheite mit seiner Magie. Die Flammen brachen sich in der Schale und in den vielen farbigen Schuppen am Boden. Der junge Elf konnte sich an der Vielfalt nicht satt sehen. Es war ein unglaubliches Schauspiel. Dann nahm er etwas Maismehl und Wasser und machte daraus eine Art Brot, das ihn sättigen würde. Dann suchte er seine Decken zusammen und wollte sich zur Ruhe betten. Doch etwas brach und es war keine Schuppe. Verdutzt sah er sich um, doch nichts schien zu dem Geräusch zu passen. Er legte sich hin und wollte die Augen schließen, als das Knacken erneut zu hören war. Er richtete sich auf den Ellenbogen auf und sein Blick traf das Ei. Die Schale war geborsten und ein Schneeweißer Kopf mit blauen Hörnern und Augen stierte ihn vorwurfsvoll an. 

Sie starrten sich an bis der Drache entschied, das sein Ei nicht mehr seinen Ansprüchen genügte. Er kletterte ungelenk heraus und überschlug sich. Mürrisch vor sich hin schimpfend fand er sein Gleichgewicht wieder und schüttelte sich. Seine Schuppen raschelten wie trockenes Laub und blitzten im Feuerschein auf. Als er fertig damit war, drehte er seinen Kopf wieder zu Eragon und musterte den Elfen interessiert. Der hatte sich keinen Zentimeter bewegt. Auch wenn er wusste, das der Kleine ihm genauso wenig gefährlich werden konnte wie ein Katzenwelpe, war doch Angst in seinen Augen. Der Drache tabste auf ihn zu und schmiegte sich an den überraschten Elfen. Eragon streckte die Hand aus, nur um sie im nächsten Moment mit einem leisen Schrei wieder zurück zu ziehen. Ein silbernes Mahl, ähnlich einer Schlange die sich einrollte, war auf seiner rechten Handfläche erschienen und etwas berührte seinen Geist. Scheu und neugierig zugleich. 

Der Drache legte den Kopf in die Hand des Elfen und schloss zufrieden die Augen: Der Fremde Geist kam zur Ruhe und erfüllte Eragon mit Frieden und Vorfreude......

Eragon    Der erste der DrachenreiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt