Varion und Bid'Daum

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" Ich muss dir etwas anvertrauen, ohne das du gleich allen davon erzählst."

Varion sah Eragon aus seinen wachen grünen Augen an. Er war so alt wie sein Freund, mit braunem Haar und Haut wie Alabaster. Er lebte in Osilion, am Rande Du Weldenvardens. Erfreut hatte er Eragon Willkommen geheißen und ihn gescholten. Alle Elfen waren auf der Suche nach Eragon, sein Vater krank vor Sorge. Und natürlich hatte man den Drachen die Schuld an allem gegeben. Varion war rasch aufgefallen, das sein Freund verändert war. Ruhiger, in sich gekehrt und gesammelt. Das passte so gar nicht zu dem abenteuerlustigen Elfen aus Kindertagen. Das Eragon ihn nun aufforderte einen Schwur zu leisten, machte ihn noch misstrauischer. Rasch schloss Varion die Tür zu seinem Zimmer und bot Eragon einen Platz am Fenster an. 

" Was willst du mir erzählen?" fragte er mit einer Stimme wie Kristall. Sie sprang fast tänzerisch über jede Silbe und verlieh ihm so eine Art Gesang. 

Eragon wand sich sichtlich, schwieg aber. Man sah ihm an, dass er sich in einer Zwickmühle befand. Varion kannte seinen Freund lange genug um zu wissen, das es sehr ernst war. Wie ernst, konnte er sich nicht mal im Traum ausmalen. Eragon sah aus dem Fenster und fasste sich.

" Ich habe einen Weg gefunden, Drachen und Elfen zu einen." 

Varion starrte ihn mit offenem Mund an.

" Bist du irre?! Niemand wird jemals mit Drachen auskommen wollen! Nicht nach dem Mord an Gaslión vor so vielen Sommern!" zischte er und sah sich rasch um, doch sie waren allein.

" Es war nicht die Schuld des Drachen! Er war selbst Schuld! Selbstsüchtiger Narr! Du weißt, dass ich alle Sagen und Berichte dazu gelesen habe!" gab Eragon nicht weniger gespannt zurück.

Vorsicht Kleiner! Wir wollen ihn als Freund, nicht als Gefahr. Ich möchte ungern eingreifen und dich retten müssen. Zügle dich!

Daums warme Stimme beruhigte Eragon fast sofort. Der Drache hatte Recht. Er musste Varion überzeugen und nicht angreifen. 

" Entschuldige. Du weißt, dass ich nie verstanden habe, wieso wir morden. Ich meine, man lehrt uns alles Leben zu ehren. Aber bei Drachen sind wir bereit ohne viel nachzudenken, darüber hinweg zu sehen. Sie sind genauso berechtigt zu Leben wie jeder Mensch, Urgal oder Zwerg in Alagäsia. Wieso maßen wir uns also an, zu entscheiden wer stirbt?"

Varion hatte die Stirn gerunzelt und dachte über die Worte seines Freundes nach.

" Du hast Recht und jeder Gelehrte würde dir zustimmen. Wenn ich dir erzähle, dass sie eine Waffe entwickelt haben, die alle Drachen vernichtet, würdest du ausflippen."

Eragon sah ihn an.

" Welche Waffe?" fauchte er und spürte Angst um Daum in sich aufsteigen. Der Drache war zwar weit genug weg und verborgen, doch Schicksale waren manchmal ziemlich Humorlos. 

" Sie haben einen Dauthdaer erschaffen."

Eragon erblasste. Er hatte eine wage Ahnung um was es sich handeln könnte. Als Daum seinen Gedanken folgte, zog auch der Drache die richtigen Schlüsse und zog sich panisch etwas zurück. 

" Das ist unmöglich! Einen Speer?"

" Nicht irgendeinen Speer Eragon. Dieser Speer ist magisch. Mit Zaubern und Materialen erschaffen, die jede Magie der Drachen unwirksam machen. Man kann sie töten!" 

Eragon sah ihn in Panik an. Er musste Varion einweihen, ehe er die Drachen warnte. Er musste in Erscheinung treten, wenn er größtes Unheil verhindern wollte. 

Reis dich zusammen! Überstürzt handeln wird alles schlimmer machen! Bring deinen Freund zu mir, dann überlegen wir was wir machen. Wir brauchen Verbündete keine Hasen, die in Panik davon laufen! 

Daum schickte seinem Reiter eine beruhigende Welle und Eragon stand auf. 

" Ich möchte dir etwas zeigen, doch erst musst du mir schwören, niemanden je etwas davon zu sagen!"

Varion spürte wie wichtig Eragon seine Meinung und Unterstützung waren. Außerdem vertraute er ihm.

" Ich schwöre!" sagte er fest und verbeugte sich leicht. Eragon nickte erleichtert.

" Komm mit."


Daum erwartete sie an dem Flusslauf wo Eragon ihn zurück gelassen hatte. Der Drache war inzwischen größer als sein Reiter und hatte an Muskeln und Ausdauer zugelegt. Seine weißen Schuppen waren von hellblauen Schimmern durchzogen, die Hörner und Augen Hellblau. Varion blieb entsetzt stehen. Doch Eragon ging auf den Drachen zu und drückte seinen Kopf an die Nase des Tieres. Daum summte freundlich und sah dann zu Varion hinüber.

" Was...!? Eragon! Was hast du getan?" brachte der Elf heraus und drückte seine Hand auf sein Herz. Er war noch blasser als sonst und zuckte unter dem Blick des Drachen regelrecht zusammen. 

" Das ist Bid'Daum. Er ist mein Seelenpartner und ich bin sein Reiter. Er wird dir nichts tun. Vel Einradhin iet ai Shur'tugal."

Die Wörter bestätigten Varion, das Eragon ihn nicht anlog und das von dem Drachen keinerlei Gefahr ausging. Trotzdem kämpfte er mit dem Drang wegzulaufen und um Hilfe zu rufen. Außerdem hatte Eragon es bei seinem Wort als Drachenreiter geschworen. 

" Drachenreiter?" echote Varion mit piepsiger Stimme und atmete tief ein und aus um sich zu beruhigen. 

" Er möchte mit dir Sprechen. Erlaubst du ihm, deinen Geist zu berühren?"

" Meinen....was meinst du?"

" Er spricht in Gedanken und zeigt dir Gefühle und Eindrücke. Er wird dir alles erklären. Wenn du das nicht möchtest, werde ich das tun. Er bittet um Erlaubnis." erklärte Eragon sanft und beruhigend. Er hatte sich nicht von Daum wegbewegt und behielt Varion wachsam im Auge. Schließlich nickte der braunhaarige Elf und erstarrte. Der Geist des Drachen war Weise und Warmherzig. Frei von Wut und Gewalt. Er war sogar ausgesprochen intelligent. Während Daum ihm zeigte wie Eragon ihn gefunden und aufgezogen hatte, spürte Varion auch die unbändige Liebe zu Eragon und den Wunsch Frieden zu bringen. Der Strom an Gefühlen verebbte und Varion sank auf die Knie. Er hatte Tränen in den Augen.

" Du hast ihn gerettet!" wisperte er und sein Weltbild veränderte sich grundlegend. Die Drachen waren keine Bestien. Man hatte ihnen nur nie eine Chance gegeben sich zu erklären. Eragon und Daum waren nur zusammen komplett. Sie zu trennen, würde für Wahnsinn und Verzweiflung sorgen. Daum wollte Eragon beschützen genau wie dieser es für seinen Drachen wollte. Sie lebten auf einer Ebene die Varion noch nicht so ganz verstand.

" Ich will euch helfen. Darf ich näher kommen Skulblaka?"

Also ich mag ihn!

Jeder mag es wenn ihm geschmeichelt wird. gab Eragon zurück und nickte Varion zu. Varion trat heran und streckte seine feingliedrige Hand aus. Sanft legte er sie auf die Flanke des Drachen und bestaunte das Spiel der Sonnenstrahlen in den Schuppen. Daum war, entgegen seiner Auffassung, warm und weich. Zwar hatten die Schuppen eine Stärke wie bestes Metal, doch sie gaben auch nach, wenn er dagegen drückte. Daum pustete dem Elfen einen warmen Strahl Luft ins Gesicht und summte dann freundlich. 

" Und du kannst ihn reiten?" fragte Varion andächtig und sah kurz zu Eragon, ehe er mit seiner Inspektion fortfuhr. 

" Ja. Und du kannst es auch. Allerdings nur, wenn ich dabei bin, Ein Drache wird niemals freiwillig einen anderen als seinen Reiter im Sattel akzeptieren."

Varion lachte leise und setzte sich im Schneidersitz zu den Beiden.

" Was ist euer Plan?"

Eragon    Der erste der DrachenreiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt