Patricks Sicht (Suprise?.. Nein?.. Ok :( ...)
Einen ganzen Tag ist es nun schon her. Und doch fühlte es sich an wie eine halbe Ewigkeit. Eine halbe Ewigkeit, in der ich meinen kleinen süßen Manu nicht sehen konnte. Ihn nicht spüren konnte. Ihn nicht hören konnte.
Seit jeher konnte ich kein Auge zumachen, keine Sekunde meine Gedanken etwas anderes widmen als Manu. Mein kleiner Wuschelkopf. Wie es ihm wohl gerade geht? Ob er mich hasst, dafür, dass ich mich (wortwörtlich) einfach so in Luft aufgelöst habe?
Ich wollte wieder zu ihm, um jeden noch so erdenklichen Preis. Aber wie sollte ich das bloß anstellen?
Seufzend vergrub ich mein Gesicht in das Kissen und schlug wütend auf die Matratze. Wie konnten es diese bescheuerten Oberengel sich einfach so erlauben, mich von Manu zu trennen?
Wild entschlossen raffte ich mich auf und stapfte zur Tür. Hastig warf ich mir eine Jacke über und rannte hinaus in die Kälte. Der Gestank war wie eh und je abartig und ließ einen automatisch die Nase rümpfen. Wie ich die Erde vermisste.
Grummelnd stampfte ich durch die dreckigen Pfützen und scheuchte die wenigen Vögel, die sich hier verirrt hatten, auf. Mit grimmigem Gesichtsausdruck steckte ich mir einen Kaugummi in den Mund und vergrub meine zitternden Hände in meinen Hosentaschen. Den Blick starr geradeaus gerichtet, kam ich meinem Ziel immer näher.
Nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit konnte ich in der Ferne die prunkvollen Mauern des Schlosses erkennen. Hier lebte der mit mächtigste Engel. Und zu genau diesem trieb mich meine Frust. Der Verlust meines kleinen Fratzes machte aus mir einen anderen Menschen, gab mir Mut und setzte mir ein Ziel vor Augen. Ein einziges riesiges Ziel. Zurück zu Manu zu kommen.
Schnaubend blieb ich widerwillig vor einem Wächter stehen. Dieser versperrte mir breitbeinig den Weg ins Gebäude.
,,Mach Platz!", zischte ich und stieß den Möchtegern Wächter beiseite, riss die Tür auf und stapfte auf die nächste Tür zu. Soweit ich wusste, befand sich meine gesuchte Person meist in diesem Zimmer. Doch bevor ich den Türknopf zu fassen bekam, wurde in an der Schulter nach hinten gerissen. Zwei Wächter standen je rechts und links von mir und warfen mir strafende Blicke zu.
,,Was?", stieß ich wütend aus und schlug die Hand eines Wächter, die immer noch auf meiner Schulter ruhte, von mir.
,,Sie dürfen da nicht rein", sprach dieser monoton. Seine langen blonden Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und er trug, sowie alle anderen hier auch, eine ziemlich hässliche Uniform.
,,Mir doch Schnuppe!", zischte ich und wollte mich zwischen den beiden hindurchzwängen, wurde aber erneut nach hinten gerissen, nur mit dem Unterschied, dass ich dieses Mal auf meinem Hintern landete.
,,Mister Hasuka wünscht Ruhe", erklärte der andere, dessen starre graue Augen mich abwertend musterten.
,,Wie gesagt, ist mir egal!", erwiderte ich und rappelte mich auf. Genervt verschränkte ich die Arme vor der Brust und seufzte.
,,Ich bin sein.. Cousin. Darf ich zu ihm?", log ich, versucht glaubwürdig, und schenkte den beiden einen arroganten Blick, schließlich musste ich mich anpassen. Und so war nunmal die gesamte Oberschicht. Schnöselig, arrogant, egoistisch.
,,Äh.. wie dumm von uns. Wir bitten um Verzeihung, das wird nie wieder vorkommen", stotterte der Blondie beschämt und ging einen Schritt beiseite, zog den anderen mit sich. ,,Bitte, erzählen Sie niemandem davon!", rief der Mann mit den grauen Augen mir verzweifelt nach.
,,Mal sehen", flötete ich freudig und stolzierte erhobenen Hauptes davon. Außer Reichweite prustete ich laut los, ich hätte echt nicht gedacht, dass das klappt.
Nach kurzer Zeit versuchte ich mich zu beruhigen und klopfte wenig später an der dunklen Holztür. Der prunkvoll gestaltete Türrahmen und der goldene Türknopf sollte wohl jedem hier zeigen, dass dieses Zimmer dem 'König' höchstpersönlich gehörte. Meiner Meinung nach viel zu schnöselig. Ich mochte es lieber schlicht. Ein Wort, wovon die hier anscheinend noch nie etwas gehört hatten.
Völlig in Gedanken vertieft bemerkte ich die sich öffnende Türe nicht. Durch ein empörtes Schnauben aber wurde ich zurück in die Realität gerissen.
,,Was haben Sie hier zu suchen?", motzte mich der Hasuka Typ an und betrachtete mich mit einem abwertenden Blick.
,,Ich hätte eine Bitte." Überrascht über die plötzliche Schüchternheit wurden meine Augen groß und ich schüttelte bloß den Kopf. Oje, na das kann ja noch was werden. Danke lieber Mut, wirklich! Sich einfach an den ungünstigsten Momenten aus dem Staub machen.. warte. Irgendwoher kenn ich das doch!
,,Und die wäre?" So langsam schien der Herr vor mir seine Geduld zu verlieren, denn sein abwartendes Fußgetippe (wisst ihr was ich meine?) wurde immer lauter.
Tief durchatmen und raus!
,,IchwillwiederzurückaufdieErde", nuschelte ich schnell und begutachtete meine immer interessanter wirkenden Schuhe. Kurz darauf bemerkte ich, wie mir die Hitze in den Kopf stieg.
,,Nochmal bitte. Und vielleicht etwas langsamer."
Ich holte tief Luft und versuchte meine unkontrollierte Atmung so in den Griff zu bekommen.
,,Ich will wieder zurück auf die Erde", sprach ich nach einiger Zeit klar und deutlich. Ängstlich auf seine Reaktion hob ich meinen Kopf und blickte in das überraschte Gesicht von Herr Hasuka.
,,Das habe ich nicht erwartet", flüsterte er eher zu sich selbst, schüttelte seinen Kopf, wobei seine schwarzen Haare ihm ins Gesicht fielen.
,,Wenn das wirklich Ihr Wunsch ist. Eigentlich ist es verboten, bereits verstorbene Personen zurück auf die Erde zu senden, doch ich habe Sie beobachtet. Sie schienen dort unten sehr glücklich gewesen zu sein." Zuerst schien er unentschlossen, doch mit der Zeit hellte sich seine Miene auf und er grinste mich freudig an. Plötzlich aber zogen sich seine Mundwinkel nach unten und seine Augen wurden trüb.
,,Ich habe Sie gesehen. Mit diesem Jungen. So leid es mir auch tut, aber Sie dürfen keinen Kontakt mehr mit ihm haben. Er darf nicht wissen, dass sie wieder auf der Erde sind. Sie werden von mir in den kommenden Tagen eine neue Identität bekommen, niemand darf von Ihrer wahren Identität erfahren."
,,Was!?", hauchte ich entsetzt. Ich darf meinen Manu nicht sehen? Was hat es dann überhaupt für einen Sinn, wieder auf die Erde zu gehen?
,,Wieso verbieten Sie mir den Kontakt zu ihm?" Ich war den Tränen nahe, spürte meine Beine, die bald unter mir zusammenklappen werden.
,,Es wäre zu riskant. Er weiß, dass Sie ein Engel sind. Er weiß von Ihren Kräften."
,,Aber.. was, wenn ich wieder zu einem Mensch werde? Kann ich meine Kräfte irgendwie.."
,,Patrick!"
Zwei Hände krallten sich in meine Schultern, schüttelten mich durch.
,,Bitte! Gibt es nicht eine andere Möglichkeit?", hauchte ich, am Ende meiner Kraft.
Es wurde mir zu viel. Zuerst wurde mir gesagt, dass ich wieder auf die Erde durfte.
Dann wurde mir beigebracht, dass ich meinen Schatz nie wieder sehen durfte.
Was brachte es mir dann, wieder auf die Erde zu kommen? Der einzige Grund war doch Manu.
Und ich werde kämpfen.
Kämpfen, MEINEN Manu bald wieder in die Arme schließen zu können.
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Stay 2 [Kürbistumor] ✅
FanfictionFortsetzung von Stay [Kürbistumor] Als Patrick seinen Auftrag erfüllt und die Erde verlassen hatte, ließ er Manu ganz alleine zurück. Dieser fühlte sich zu dieser Zeit einsamer als je zuvor. Zudem kommen viele Hindernisse auf ihn zu und Manu weiß ni...