Chapter Eight

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Manus Sicht

Das so etwas jemals aus Felix' Mund kommen würde, hätte ich vor wenigen Minuten wohl niemals gedacht. Umso erstaunter war ich nun. Zwar wunderte ich mich anfangs ziemlich, woher sein plötzlicher Stimmungswandel kam. Denn in der Schule fiel es ihm nie sonderlich schwer, mir Beleidigungen an den Kopf zu werfen.

Dennoch fiel mir die Entscheidung, ob ich ihm nun eine Chance gebe oder nicht, erstaunlich leicht.

,,Jeder macht mal Fehler und so hat auch jeder eine zweite Chance verdient. Schmeiß sie nicht achtlos weg, eine dritte bekommst du von mir nicht", meinte ich anfangs ernst und mit leicht heiserer Stimme zu dem Braunäugigen vor mir. Beim zweiten Satz jedoch schwang ein großer Hauch Spaß mit, wobei sich ein breites Lächeln auf meine Lippen setzte. Auch auf den Lippen meines Gegenübers schlich sich ein erleichtertes Grinsen, bevor dieser zum Reden ansetzte.

,,Keine Sorge, werd ich ni-.... Warte mal kurz. Hast du gerade... gesprochen?" Felix Augen weiteten sich und sein Gesicht zeigte puren Unglauben. Kurz darauf setzte sich ein ehrlich gemeintes Lächeln auf seine Lippen. ,,Das ist ja mal mega cool. Wie lange geht das denn schon? Also das mit dem Sprechen."

Während ich ihm also erklärte, wie ich meine Stimme zurückerlangt habe, hüpfte Felix neben mir auf das Sofa und wippte vor Aufregung andauernd hin und her. Dadurch entwich mir ab und zu ein leises Kichern, da es einfach zu niedlich aussah und man Felix glatt mit einem fünfjährigen Jungen, der gerade einen Lolli bekommen hatte, verwechseln konnte. Dabei warf mir eben genannter auch immer ein breites Grinsen zu und versuchte sich für kurze Zeit mit dem Wippen zurückzuhalten, was ihm nebenbei bemerkt vielleicht wenige Sekunden gelang. Anscheinend freute er sich riesig für mich und das wiederum machte mich unfassbar glücklich. Er meinte das eben wohl wirklich ernst. Neue Hoffnung keimte in mir auf, vielleicht werden wir irgendwann ja noch gute Freunde.

Ich erzählte ihm also die ganze Geschichte, aber nur die halbe Wahrheit. Denn irgendwie hatte ich Angst auf seine Reaktion, würde ich sagen, dass Patrick und ich ein Paar sind. Oder besser gesagt waren. Also ersetzte ich unsere Beziehung einfach mit einer wirklich engen Freundschaft. Was genau da zwischen uns war, spielte nun auch keine Rolle mehr. Mein Engel hatte mich verlassen und es wurde langsam Zeit, der Wahrheit nicht mehr den Rücken zu kehren. Ich musste es akzeptieren, ein für alle mal.

Felix hing mir die ganze Zeit gebannt an den Lippen. Irgendwann kam ich auch schon zum Schluss der kurzen Erzählung und schloss meinen Mund. So viel reden war dann doch ziemlich anstrengend gewesen, weshalb mein Hals furchtbar trocken war und leicht brannte. Kurzerhand stand ich auf und ließ Felix allein auf dem Sofa zurück, um mir ein Glas Wasser aus der Küche zu holen.

Ich nahm mir ein einfaches Glas und drehte mit leicht zittrigen Händen den Wasserhahn an der Spühle auf, um das Glas wenige Sekunden später unter den kühlen Wasserstrahl zu halten. Schnell stand das klare Wasser bis zum Rand und ich wollte es an meine Lippen setzen, um meinen ausgetrockneten Hals etwas Feuchtigkeit zu geben. Doch schon auf halbem Wege musste ich feststellen, das bereits ziemlich viel Flüssigkeit auf den Boden getropft war. Meine Hand zitterte einfach zu stark. Um nicht noch mehr zu verschütten, stellte ich das Glas neben der Spüle ab und seufzte. Was war heute nur mit mir los. Seit wann zitterten meine Hände denn so stark?

Ohne weiter auf das unerklärliche Zittern einzugehen, nahm ich mir eine leere Glasflasche und füllte das Wasser umständlich in diese um. Natürlich über der Spüle, sodass nicht alles auf den Boden tropfte.

Nachdem das auch geschafft war und ich einen erfrischenden Schluck aus der Flasche genommen hatte, machte ich mich wieder auf den Weg ins Wohnzimmer. Kaum trat ich durch die Türschwelle, stellte ich schnell etwas fest. Das Zimmer war leer. Felix war nicht mehr hier.

Bevor ich mir weiter Gedanken darüber machen konnte, hörte ich hinter mir ein lautes Seufzen.

Verwirrt wirbelte ich herum und blickte in das Gesicht von Felix, welches jedoch eine ratlose Miene an den Tag legte.

,,Manu, da ist jemand an der Tür", keuchte er und verzog bedauernd das Gesicht. Er stolperte ein paar Schritte nach hinten, machte mir den Weg zur Haustür frei. Kurz warf ich ihm noch einen fragenden Blick zu, jedoch hatte Felix den Kopf gesenkt. Also trat ich hinaus in den Flur und ging zögerlich Richtung Tür.

Wer da wohl gleich vor mir stehen wird. Etwas gutes konnte es nicht sein, sonst hätte Felix wohl kaum so reagiert. Vielleicht war es auch einfach nur Michael, schließlich wollte er heute auch noch vorbeischauen. Zudem kannte Felix ihn nicht und Micha konnte manchmal auch ziemlich angsteinflößend wirken, mit seiner Größe.

Aber irgendwie überkam mich gerade das ungute Gefühl, irgendetwas wichtiges vergessen zu haben. Etwas verdammt wichtiges.

Und als ich im nächsten Moment in der Tür stand und dem unerwünschten Besuch geradewegs in die Augen blickte, fiel mir alles wieder ein.

Wie konnte ich das nur vergessen?

Wer steht denn da vor der Tür?
Hat wer schon einen Verdacht?

Irgendwie enden meine Kapitel in letzter Zeit ziemlich oft mit dieser 'Wer-ist-da-an-der-Tür-Situation'.

Oops....

Was ist momentan euer absolutes Lieblingsbuch?

In nächster Zeit werden wahrscheinlich wieder mehr Kapitel kommen, vor allem hier bei Stay. Ich werd nämlich versuchen ein bisschen etwas vorzuproduzieren. Mal schauen ob ich das schaffe. :D

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[926 Wörter]

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