Chapter Seven

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Manus Sicht

Mit brummendem Schädel und einem komischen Gefühl kam ich wieder zu mir. Bevor ich meine Augen öffnete, fasste ich mir an den Kopf, da es sich so anfühlte, als würden mehrere Leute mit Hämmern auf ihn einschlagen. Aber sobald ich blinzelnd meine Augenlider aufschlug, konnte ich schnell feststellen, dass dies nicht der Fall war. Jedoch zog etwas anderes meine Aufmerksamkeit auf sich. Am Ende meiner Füße, die etwas erhöht auf der Lehne meiner kleinen Couch lagen, stand eine Person, die mit dem Rücken zu mir gedreht die Bilder an der Wand musterte.

Auf den Bildern, die vor mehreren Jahren geschossen wurden, waren meist ich und meine Mutter abgebildet. Die Person stand momentan ziemlich vertieft vor dem größten und für mich schmerzvollsten Bild, dass diese Wand schmückte. Das Bild zeigte mich, im Alter von gerade einmal zwei Jahren, in den Händen meiner Eltern. Meine Mutter strahlte mit ihrem schönsten Lächeln in die Kamera, während mein Vater seiner frisch gebackenen Ehefrau einen verliebten Blick zuwarf. Und zwischen den beiden ein fettes, sabberndes Kind, welches glucksend seine halbe Hand in den Mund schob, aber dennoch der volle Stolz seiner liebevollen Eltern war.

Beinahe jedes Mal, wenn ich dieses Bild, dass kurz nach der Hochzeit meiner Eltern gemacht wurde, sah, stiegen mir die Tränen in die Augen. Auch wenn ich mich kaum noch an die Zeit zurückerinnern konnte, war ich mir zu hundert Prozent sicher, dass sich meine Eltern unfassbar geliebt hatten. Das erkannte man sofort, wenn man in die Augen meines Vaters blickte. Sie mussten so ein glückliches Paar gewesen sein. Und das waren sie auch, bis meine Mutter, die große Liebe meines Vater, uns verlassen hatte.

Um nicht weiter in den schmerzlichen Erinnerungen zu schwelgen, fixierte ich mich wieder auf die mir bis dato fremde Person, die sich immer noch nicht von der Stelle bewegt hatte. Von meinem Platz auf der Couch aus konnte ich nur den Rücken, sowie den unter einer Kapuze versteckten Hinterkopf der Person erkennen, sodass ich nicht ausmachen konnte, ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelte.

Ich versuchte nicht weiter die Person zu identifizieren, sondern entschied mich dazu, mich laut zu räuspern um so die Aufmerksamkeit des Fremden auf mich zu ziehen. Ruckartig zuckte der Mensch bei dem plötzlichen Geräusch zusammen und drehte sich irritiert zu mir. Schnell wanderte mein Blick in das Gesicht eines mir bekannten Jungen. Seine braunen Haare hingen matt unter der Kapuze hervor, während seine sonst so hell glänzenden braunen Augen jeglichen Schimmer verloren haben. Mein Blick führte weiter über sein schmales Gesicht hin zu seinen vollen Lippen, die zu einer dünnen Linie gezogen wurden und unheimlich viel Farbe verloren haben. Alles in allem konnte ich ganz klar sagen, dass die Person vor mir nicht mehr die ist, die sie einmal war.

,,Hey", hauchte Felix, bevor er sich die Kapuze vom Kopf strich und schuldbewusst in meine Augen blickte. Nebenbei fummelten seine Hände an dem Saum seines Pullovers herum, was ihn auf mich nervös wirken ließ. Schnell rappelte ich mich auf, sodass ich nicht mehr lag, da mich dies ziemlich schutzlos fühlen ließ. Was ich eigentlich auch war.

Felix schien irgendetwas sagen zu wollen, da sein Mund andauern auf und wieder zu klappte. Jedoch ohne dass etwas zu hören war.

Unsicher musterte ich ihn und rückte so weit es ging von ihm weg, bis ich schließlich an das Ende der Couch angelangt war. Da mich immer noch höllische Kopfschmerzen plagten, blieb ich vorerst sitzen. Und auch wenn Felix auf mich einen ziemlich unsicheren Eindruck machte, konnte ich mich nicht dazu überwinden etwas zu sagen, geschweige denn auf ihn zu zugehen. Die Erinnerung an damals zwangen mich dazu, auf Abstand zu bleiben.

,,I-Ich....", stammelte er vor sich hin und blickte mir hin und wieder unsicher in die Augen, bevor er seinen Blick wieder gen Boden richtete. Ich beobachtete ihn dabei und sah, wie er tief durchatmete und sich in Gedanken anscheinend selbst nochmal einen Tritt in den Arsch gab, bevor er mich entschlossen ansah und den Mund öffnete.

,,Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Ich hab vor kurzem eingesehen, wie dumm ich eigentlich war. Irgendwie hat Sebastian mich da mit reingezogen, ich weiß gar nicht wieso ich das alles getan habe. Eigentlich hab ich überhaupt nichts gegen dich. Leider hab ich erst viel zu spät gemerkt, dass das, was Sebastian macht nicht richtig ist. Naja, gestern. Aber besser jetzt als nie. Ich weiß, ein einfaches 'Es tut mir leid' macht all das, was ich dir angetan habe nicht wieder rückgängig. Und ich kann auch verstehen, wenn du mir nicht verzeihen würdest. Ich wollte es nur gesagt haben. Ich werde dich auch nicht wieder schlagen oder beleidigen. Schließlich bist du ganz normal, so wie ich, nur mit gewissen Besonderheiten. Und etwas besonderes sollte man nicht verachten, sondern bewundern."

Soll Manu Felix verzeihen?

Könnt ihr euch überhaupt noch an Felix erinnern?

Hoffe euch hat das Kapitel gefallen, Feedback gerne in die Kommentare und dann würde ich sagen bis zum nächsten Mal!

[970 Wörter]

Stay 2 [Kürbistumor] ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt