Chapter Seventeen

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Manus Sicht

Nachdem wir pünktlich zum Anfang der dritten Stunde im Klassenraum waren, standen uns noch langweilige zwei Deutschstunden und eine nervenaufreibende Mathestunde bevor.

Erleichtert seufzte ich auf, als es endlich zum Ende des Schultages läutete. Schnell verstaute ich meine Hefte und Bücher im Rucksack, bevor ich von dem ungemütlichen Holzstuhl aufstand und noch auf Felix wartete, der gerade noch dabei war, seine Stifte einzusortieren.

Plötzlich stand Sebastian neben mir und blickte, genauso wie ich, abwartend auf den Braunschopf hinab. Dieser schien uns erst in diesem Moment zu bemerken und hob erstaunt seinen Kopf. Misstrauisch musterte er seinen Freund und dann glitt sein Blick zu mir, ein zufriedenes Lächeln zierte seine Lippen.

,,Können wir?", fragte er frech in die Runde und drehte sich mit einem Grinsen um. Sebastian warf mir bloß einen belustigten Blick zu, den ich stirnrunzelnd, jedoch mit dem Ansatz eines Schmunzeln im Gesicht, erwiderte. Als wir bemerkten, dass Felix bereits aus unserer Sichtweite verschwunden war, wandten wir den Blick voneinander ab und verließen den Klassenraum leise lachend.

Ich wunderte mich tatsächlich selbst, wie es dazu kam, dass ich und Sebastian nebeneinander stehen konnten, ohne dass jeglicher Hauch von Hass in der Luft lag. Irgendwie hatten wir in den zwei Freistunden ziemlich viel zusammen gelacht und es kam mir vor, als würde ein komplett anderer Mensch neben mir stehen. Wir hatten nicht viel miteinander gesprochen, hauptsächlich hatte Felix die Gespräche angefangen und mir kam es so vor, als wollte er unbedingt, dass wir uns verstanden. Ich hoffte nur, es blieb so entspannt zwischen uns, wie in den letzten Stunden.

,,Kommst du?", hörte ich eine freundlich klingende Stimme, dessen Besitzer mich schief angrinste.

,,Eh.. Klar", stammelte ich und ging zu Sebastian, der vor der Tür des Klassenzimmers auf mich zu warten schien.

,,Ich kann dir nicht versichern, dass wir Freunde werden oder ich dich immer so nett behandeln werde. Aber ich versuche wirklich, mich zu ändern und mit der ganzen Scheiße aufzuhören, für Felix. Er macht mich zu einem besseren und glücklicheren Menschen, allein mit seiner Anwesenheit. Ich liebe ihn, so verdammt sehr, und ich werde alles dafür tun, damit er auf ewig bei mir bleibt", hauchte Sebastian, während wir nebeneinander durch den beinahe leeren Flur schlenderten und sein Blick galt durchgehend dem tollpatschigen Jungen vor uns, der uns ab und zu ein schiefes Lächeln zuwarf. Auf Sebastians Gesicht zeichnete sich ein verliebtes Lächeln ab, während seine strahlenden Augen beinahe seine Gefühle für Felix widergaben.

Bei dem Anblick, der sich mir hier bot, schmerzte mein Herz wieder so unfassbar sehr. Die beiden hatten so großes Glück, waren sie doch beieinander und konnten, auch wenn sie sich einmal nicht sehen konnten, noch Kontakt zueinander haben.

Wieso nur musste mein Engel gehen? Wussten sie denn nicht, dass ich ohne ihn nie wieder richtig glücklich sein konnte? Dass ohne ihn mein Herz nie wieder so schnell schlagen wird? Dass ich ohne ihn nie wieder vollkommen sein werde? Anscheinend nicht, denn hätten sie all das gewusst, hätten sie ihn mir nie weggenommen.

Ohne es bemerkt zu haben, rollte eine kleine Träne, die so viel Schmerz mit sich trug, meine Wange entlang. Und obwohl sie so manche Blicke auf sich zog, machte ich mir nicht die Mühe, sie wegzuwischen. Denn sie war ein Zeichen meiner Trauer und die Trauer war wiederum ein Zeichen dafür, dass ich meinen Engel aufrichtig geliebt hatte und ihn auch weiterhin lieben werde. Solange, bis die letzte Träne vergossen und der letzte Atemzug getan war. Solange, bis ich ihn endlich wiedersehen werde, in seinem Reich.

Warme Arme schlangen sich um meinen Körper und gaben mir den nötigen Halt. Schluchzend klammerte ich mich an Felix Oberkörper und versteckte mein von Tränen gezeichnetes Gesicht im Stoff seines dicken Pullovers. Sanft strich eine große Hand über meinen Rücken und keine Sekunde später befand ich mich inmitten einer herzlichen Gruppenumarmung. Lächelnd atmete ich tief durch und ließ noch eine letzte salzige Träne über meine Wange laufen, ehe ich meine Augen schloss und mich an den wohlig warmen Körper presste.

,,Felix ist und bleibt aber meins!", stellte Sebastian grinsend fest, nachdem wir nach einer gefühlten Ewigkeit das Gruppenkuscheln beendet hatten. Lachend drückte Felix seinem Freund einen Kuss auf die Wange und ergriff daraufhin dessen Hand, welche er mit seiner eigenen verkreuzte.

Vor dem großen Schulgebäude angekommen, verabschiedete ich mich von den beiden Turteltauben, da die beiden in eine andere Richtung mussten. Felix zog mich als Abschied in eine freundschaftliche Umarmung, während Sebastian mir nur grinsend die Hand entgegenstreckte. Als ich jedoch einschlagen wollte, ergriff er meine kleinere Hand und zog mich ebenfalls in eine kurze Umarmung, wobei er mir leicht auf den Rücken klopfte.

,,Bis morgen" rief ich ihnen noch nach, woraufhin die beiden sich umdrehten und mir kurz zuwinkten. Dann bogen sie auch schon um die Ecke und waren aus meinem Sichtfeld verschwunden.

Erst jetzt fiel mir wieder ein, dass ich Micha eigentlich eine Nachricht schreiben sollte. Seufzend zog ich mein Handy hervor und fand mich schon damit ab, nun etwas länger hier auf ihn warten zu müssen.

Bin fertig. Warte vor der Schule auf dich.

Da ich nicht wusste, was ich sonst noch schreiben sollte, da ich ihm später so oder so noch alles erzählen werde, schickte ich es einfach so ab und da ich nicht wusste, was ich sonst noch mit dem Gerät machen sollte, steckte ich es einfach in meine Hosentasche. Da ich keinen Speicherplatz hatte, besaß ich keine Spiele oder jegliche Apps auf meinem Handy. In das Internet konnte ich damit auch nicht, das konnte ich mir nicht leisten. Das einzige, was ich konnte, war telefonieren und SMS.

Durch ein starkes Vibrieren wurde ich wieder auf mein Handy aufmerksam, woraufhin ich dieses wieder in meine Hand nahm und geschickt das Passwort eingab. Kaum hatte ich es entsperrt, ploppte auch schon eine Nachricht auf. Von Micha.

Bin in weniger als zehn Minuten bei dir. Überleg dir schon mal, was du zu Mittag haben willst. Hab keine Lust auf kochen xD

Beim Lesen des letzten Satzes musste ich lachen, das war doch typisch Michael. In den letzten Wochen hatte er hauptsächlich bei irgendeinem Lieferservice bestellt. Ich verstand nicht, wieso er nicht so gerne kochte, er konnte es doch eigentlich echt gut. Aber naja, die Faulheit siegte bei ihm ziemlich oft.

Lächelnd drehte ich mich um und suchte nach einer Bank, auf die ich mich in der Zwischenzeit setzen konnte. Bevor ich mich jedoch auf die Parkbank niederließ, fiel mir eine kleine Gruppe an Menschen ins Auge. Komisch, der Unterricht war doch für alle schon vorbei, was machten die denn noch da. Bei näherem Betrachten musste ich feststellen, dass es die ehemalige Schlägertruppe von Sebastian war, Felix hatte mir versichert, dass sie keinen Kontakt mehr mit denen haben.

Ich musste mir jedoch keine Sorgen machen, dass sie es auf mich abgesehen hatten, denn sie schienen bereits ein neues Opfer gefunden zu haben. Ein Junge mit strohblonden, schulterlangen Haaren, der zwar bestimmt größer als ich, aber dennoch kleiner war als die Jungs, die in gehässig angrinsten und einen Kreis um ihn gebildet hatten.

Wer der blonde Junge wohl ist?

Wird Manu ihm helfen oder auf Abstand bleiben?

Das nächste Kapitel ist bereits geschrieben, da ich heute als auch morgen bei einer Freundin bin und dort nicht schreiben kann.

Manu oder Palle?

Feedback gerne in die Kommentare

Hoffe das Kapitel hat euch gefallen, bis morgen

[1222 Wörter]

Stay 2 [Kürbistumor] ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt