Chapter Nineteen

654 89 55
                                    

Manus Sicht

Grob wurde ich an den Schultern gegen die Steinwand hinter mir gedrückt und mit vor Angst weit aufgerissenen Augen konnte ich sehen, wie die beiden Jungs mich böse anfunkelten. Dieser Blick, diese Situation, das alles erinnerte mich an die Zeit, bevor Patrick aufgetaucht ist. An die Zeit, an der mein Vater mich noch terrorisiert hatte. An die Zeit, an der alles noch so verdammt schrecklich war. Ich hatte gedacht, die Zeit wäre vorbei, aber in dem Moment bekam ich so unfassbare Angst. Was, wenn es doch nicht vorbei ist?

Tränen traten mir in die Augen, nicht nur aufgrund der Angst vor dem, was nun kommen wird, sondern auch, weil sich ein unfassbarer Schmerz in meinen Schultern ausbreitete. Wimmernd stellte ich fest, dass der Schwarzhaarige, dessen Hände mich gegen die Wand drückten, seine Finger mit einem Grinsen immer weiter in meine Haut bohrte.

,,Oh, heult der Freak etwa? Dabei haben wir doch noch gar nicht angefangen", lachte der Junge mit den blonden Haaren und trat hinter dem anderen hervor. Der Schwarzhaarige, der übrigens Max hieß, löste seinen Griff von meinen Schultern und packte stattdessen meine Hände. Unsanft riss er daran und durch den Ruck stolperte ich ein paar Schritte nach vorne. Anscheinend war dies sein Plan, denn so konnte er meine Hände hinter meinen Rücken, der jetzt nicht mehr an die Wand gepresst war, zusammenhalten. So stand ich nun, hilflos und am ganzen Körper zitternd. Hinter mir Max, vor mir ein grinsender Fabian.

Während ich versuchte, mich aus dem festen Griff an meinen Handgelenken zu winden, kam der Blonde immer näher auf mich zu. Kaum stand Fabian jedoch vor mir, packte er mein Kinn und riss meinen Kopf unsanft nach oben.

,,Du warst ziemlich lange weg, wir müssen eine Menge nachholen. Nicht wahr?", zischte er und fuhr mit seiner anderen Hand in meine Haare. Mein Atem ging immer schneller, das Zittern wurde von Sekunde zu Sekunde stärker. Wo war Micha? Hatte er denn nicht gesehen, dass ich verschwunden bin? Oder kümmerte er sich um Maurice? Vielleicht war er auch gar nicht mehr hier, sondern ist mit dem verletzten Blondie ins Krankenhaus gefahren. Aber er konnte mich doch nicht hierlassen. Er hatte eben noch gesagt, ich soll nicht verletzt werden. Egal, ich hatte das oft genug durchgestanden. Maurice war im Moment wichtiger, ihm ging es um einiges schlechter.

Meine Gedanken schwirrten wirr durch meinen Kopf. Doch bevor ich weiter Panik schieben konnte, zog jemand schmerzhaft an meinen Haaren und ließ mich dadurch aufzischen. Kurz darauf spürte ich einen starken Schmerz in meiner Magengegend.

Meine Augen fokussierten sich auf einen Punkt weiter weg, ich versuchte die momentane Situation auszublenden und mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Zum Beispiel auf den Baum, der wenige Meter entfernt in den Himmel stach. Ein riesiger Ahornbaum, auf dessen untere Äste ein bereits ziemlich altes Vogelhaus baumelte.

Leider riss mich der nächste Schlag, der mich mitten ins Gesicht traf, wieder mitten ins Geschehen. Wimmernd kniff ich meine Augenlider zusammen und versuchte vergebens den unfassbar stechenden Schmerz, der sich von meiner Nase ausgehend bis hin zu meinen Wangenknochen zog, auszublenden. Mit zittrigem Atem bereitete ich mich auf den nächsten Schlag vor. Jedoch spürte ich keine weitere Faust auf meinem Körper, sondern nur, wie sich der feste Handgriff um meine Handgelenke ein wenig lockerte.

Verwundern öffnete ich zögerlich meine Augen und keine Sekunde später klappte mein Mund vor Verwunderung auf. Der Anblick, der sich mir bot, ließ mich stutzig werden.

Fabian stand mir nach wie vor gegenüber, jedoch war sein angriffslustiger Blick einem ängstlichen Gesichtsausdruck gewichen. Seine panisch geweiteten Augen starrten auf seine Hand, die zu einer Faust geballt kurz davor war, auf mein Gesicht einzuschlagen. Jedoch verharrte diese wenige Zentimeter vor mir und hing starr in der Luft.

Von dem Anblick ziemlich geschockt bemerkte ich den unregelmäßigen Atem von Max, der an meinem Hals abprallte. Anscheinend war dieser von dem Verhalten seines besten Freundes verwirrt, da er den Griff um meine Hände löste und schnell auf den Blonden zu stapfte.

,,Was soll die Scheiße?", schrie der Schwarzhaarige den erstarrten Jungen an, während ich mir über die schmerzenden Handgelenke rieb. Obwohl ich in diesem Moment am liebsten einfach nur das Weite suchen wollte, stolperte ich nur ein paar Meter nach hinten, um auf Abstand zu gehen, und beobachtete von dort aus die Situation.

,,Weiß ich doch nicht. Ich konnte es einfach nicht. Meine Hand war wie erstarrt", erklärte Fabian mit verzweifeltem Blick und erntete einen wütenden Blick von seinem Freund. Der Schwarzhaarige packte den Blonden daraufhin nur grob an der Hand und kam wieder auf mich zu.

Ok, genug geschaut. So schnell ich konnte, drehte ich mich um und rannte um mein Leben. Doch auch dieses Mal waren die anderen Jungs schneller und Max riss mich an meinen Haaren zurück. Durch den Ruck flog ich direkt gegen den Schwarzhaarigen, der mich aber mit seiner freien Hand angeekelt von sich weg schob.

Wimmernd griff ich nach der Hand, die mich an den Haaren packte und versuchte, diese irgendwie davon zu lösen. Da meine Hände aber genauso schwach wie der Rest meines erbärmlichen Körpers war, schaffte ich nur, Max noch mehr zu verärgern. Denn ohne zu zögern versenkte er seine Faust in meinem Bauch. Keuchend fiel ich auf die Knie und schlang meine Arme wimmernd um meinen Oberkörper.

,,Du wagst es auch noch davonzurennen. Na warte, das wirst du noch bereuen", zischte Max mir zu, bevor er sich kurz zu Fabian wandte.

Mein Blick haftete auf dem Boden und vereinzelt flossen kleine Tränen über meine Wangen. Wieso half mir denn keiner? Hatte Micha mich tatsächlich vergessen?

Schluchzend drückte ich meine zitternden Arme enger an meinen Körper, als die Schmerzen mich körperlich, als auch seelisch überrollten. Es wiederholte sich. Zuerst meine Mutter. Die erste Person, die wirklich immer für mich da war, die mich zum Lachen brachte und die mich allein mit ihrer Anwesenheit glücklich machte. Doch sie hatte mich verlassen und damit ein riesiges Loch in mein Herz gerissen. Dann kam Patrick. Mein Engel, der mir zum ersten Mal seit langem wieder zeigte, wie es sich anfühlt wirklich glücklich zu sein. Er schaffte es, mein Herz auf Hochtouren schlagen zu lassen, doch auch er musste mich irgendwann verlassen und somit ein Teil von mir. Darauf folgte Micha, der mich in der schweren Zeit wieder einigermaßen aufrichtete und mir zeigte, dass das Leben auch ohne meinen Engel weiterging. Er brachte mich zum Lachen, egal wie schlecht es mir ging. Und egal was ich machte, es wird sich wiederholen. Auch er wird mich verlassen.

Meine leisen Schluchzer durchbrachen die Stille. Warte mal, Stille?

Verwirrt hob ich meinen Kopf und erschrak. Genau vor mir befand sich die Faust von Max, der mich anscheinend schlagen wollte. Doch bevor er dies tun konnte, schien irgendetwas ihn davon abgehalten zu haben. Mein Blick wanderte weiter in das Gesicht des Schwarzhaarigen und mein Herz schien für eine Sekunde stillzustehen.

Panisch krabbelte ich auf dem Boden immer weiter weg, bis ich gegen eine Wand stieß. Das konnte nicht sein. Das war doch vollkommen unmöglich.

Die beiden Jungs waren vollkommen erstarrt. Starr wie eine Salzsäule standen sie da und rührten sich kein Stück. Selbst ihre Haare, die sich in dem leichten Wind, der hier herrschte, eigentlich bewegen sollten, blieben an Ort und Stelle.

Plötzlich fiel mir einige Meter entfernt eine Person ins Auge, die sich zu uns gewandt hatte. Die kurzen braunen Haare hatte der Junge unter der Kapuze seines Pullovers versteckt. Konzentriert kniff ich meine Augen ein wenig zusammen und wanderte mit meinem Blick zum Gesicht des Jungen. Keine Sekunde brauchte ich, um zu erkennen, wer dort stand und wütend auf die beiden erstarrten Schüler blickte.

Patrick. Mein Engel. Er war wieder da.

Patrick, der Held der Stunde. Wie war seine Performance?

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Und ja, ich weiß ich sage es oft, aber ich bin überhaupt nicht zufrieden mit dem Kapitel. Die Handlung war geplant, aber ich finde, ich hab es nicht gut umgesetzt. Es tut mir so leid.

Es könnte daran liegen, dass es mir momentan einfach nicht so gut geht, aber ich will euch deswegen nicht vernachlässigen.

Was ist euer Lieblingsletsplay von Manu?

Feedback gerne in die Kommentare

[1366 Wörter]

Stay 2 [Kürbistumor] ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt