Chapter Twenty Two

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Michas Sicht (kleines Special :D)

Mit einem entschuldigenden Lächeln und einem gerufenen ,,War schön dich kennen gelernt zu haben" entfernte ich mich von den zwei Schmusekätzchen, die sich keine Sekunde später erneut um den Hals fielen. Erleichtert bemerkte ich den verliebten Ausdruck auf dem Gesicht meines besten Freundes, als er sich mit leuchtenden Augen an seine große Liebe schmiegte. Zu sagen, ich wäre froh darüber, dass sie endlich wieder zueinander gefunden hatten, wäre eine unheimlich große Untertreibung. Zwar kannte ich Manu noch nicht so lange, von Patrick ganz zu schweigen, aber dennoch konnte ich die Liebe, die sie umgibt, deutlich spüren. Die beiden gehörten zusammen, da gab es kein wenn und aber. Sie waren für einander geschaffen und sollten nie getrennt werden. Denn dieses Lächeln, dass der Grünäugige in diesem Moment auf seinen Lippen trug, hatte ich nie zuvor bei jemandem gesehen. Es war ein Ausdruck purer Liebe.

Ein kühler Windzug wehte mir vereinzelte Strähnen meiner dunklen Haare ins Gesicht, die ich mit Leichtigkeit wieder hinter meine Ohren klemmte, während ich mit schnellen Schritten das Schulgebäude umkreiste. Nach kurzer Zeit befand ich mich bereits wieder auf dem Vorhof, auf welchem vor wenigen Minuten etwas Schreckliches geschehen war. Zügig wendete ich meinen Blick von dieser bestimmten Stelle ab und eilte auf mein Auto zu, welches einsam und verlassen auf dem großen Parkplatz der Schule parkte. Schon von weitem konnte ich erkennen, dass eine der Hintertüren weit offen stand, was mich nur dazu antrieb, immer größere und schnellere Schritte zu nehmen.

Kaum war ich an meinem Auto angekommen, sprang mir ein kleiner weißer Zettel in die Augen, welcher zusammengefaltet auf meiner Rückbank lag. Mit einem mulmigen Gefühl griff ich nach dem Papier und bemerkte vereinzelte Bluttropfen, die einen starken Kontrast zu dem weißen Material herstellten. Ohne länger warten zu können, faltete ich den Zettel mit leicht zitternden Händen auseinander und begann mit böser Vorahnung zu lesen.

Lieber Unbekannter,

vielen Dank für Ihre Hilfe, aber ich komme ab hier schon alleine zurecht. Es tut mir leid, falls ich Ihnen Schwierigkeiten bereitet habe.

,,Verdammt", schnaufte ich, den Zettel in meinen Händen langsam zerreißend. Das durfte doch nicht wahr sein, der Junge brauchte dringend ärztliche Hilfe. Wieso ist er abgehauen?

Da kam mir eine Idee. Er konnte noch gar nicht weit gekommen sein. Ich war nur wenige Minuten weg, noch dazu kamen seine schlimmen Verletzungen. Der Blonde musste sich noch irgendwo hier aufhalten und ich setzte mir in diesem Moment das Ziel, ihn zu finden und dafür zu sorgen, dass ihm geholfen wird. Ich hatte keine Ahnung, wieso ich so versessen darauf war, dem Jungen zu helfen. Doch um weiter darüber nachzudenken blieb keine Zeit, je mehr Sekunden vergehen, desto mehr Vorsprung hatte der Kleine.

Die zerrissene Nachricht schmiss ich einfach in mein Auto, bevor ich die Tür zuschlug und mich mit großen Augen umsah.

Es gab für mich nur zwei logische Optionen, in welche Richtung der Junge geflüchtet sein könnte. Eine davon konnte ich ausschließen, nämlich die in Richtung Schule. Deshalb drehte ich mich hastig, um keine Sekunde zu verschwenden, um und umkreiste mein Auto. Denn dahinter befand sich ein ziemlich verlassener Park, der meist nur von alten Leuten besucht wird, da es darin nichts gab außer Bäume und die ein oder andere Bank.

Stets Augen und Ohren offen haltend streifte ich also durch die verzweigten Kieselwege des Parks. Jeder kleinste Mucks ließ mich innehalten. Doch nach bestimmt einer halben Stunde hatte ich nur ein Eichhörnchen und zwei Vögel aufgespürt, die ausgelassen in den Zweigen der verschiedensten Bäume herumtobten. So langsam verließ mich die Hoffnung, den blonden Jungen mit diesen einzigartigen grünen Augen noch irgendwo hier zu finden.

Erschöpft und mit einem schweren Stein im Magen lehnte ich mich an eine Laterne, dessen Licht die schwache Abendsonne dabei unterstützte, den Park zu erhellen, und fuhr zu Boden. Der ganze Tag lang war ich eine einzige Enttäuschung. Zuerst konnte ich nicht verhindern, dass diese Schläger den zierlichen blonden Jungen verletzten und dann ließ ich auch noch zu, dass ein Teil von ihnen meinen besten Freund erwischten. Aber das Schlimmste kam erst noch, ich war nicht einmal dazu in der Lage, auf den kleinen Blonden aufzupassen und mich um ihn zu kümmern. Was war ich nur für ein schlechter Mensch.

Die Tränen in meinen Augen lösten sich von mir, selbst sie wollten kein Teil mehr von mir sein, und fielen wie schwere Ziegelsteine zu Boden, wo sie in tausend kleine Stücke zerschellten. Schluchzend warf ich meinen Kopf in meine zitternden Hände, zog meine Beine näher an meinen kalten Körper und weinte. Ich weinte, weil all die alten Erinnerungen wieder hochkamen. Ich weinte, weil meine Freundin mich ersetzt hatte. Ich weinte, weil ich ein verdammt mieser bester Freund war. Ich weinte, weil ich den bezaubernden Jungen mit den einzigartigen Augen vermutlich nie wieder sehen werde. Ich weinte, weil ich dachte, niemand hört mich.

,,Bitte hör auf zu weinen."

Die wohl sanfteste Stimme, die je in meine Ohren gedrungen ist, erklang aus der Dunkelheit und ließ mich verstummen. Die Stimme jagte eine feine Gänsehaut über meinen Körper. Wie durch Zauberhand trockneten die Tränen in meinen Augen aus und ein letzter salziger Tropfen zog seine Spuren über meine Wange, bevor ich den Saum meines Pullovers griff und mit dessen Hilfe mein Gesicht von den verbliebenen Tränen befreite. Schniefend richtete ich meine Haare, strich über meinen Pullover und rappelte mich hastig auf.

,,Ich weine nicht", murmelte ich mir selbst zu, doch anscheinend war mir die andere Person so nahe, dass es nicht mehr als Selbstgespräch galt.

,,Es ist nicht schlimm zu weinen, aber ein Lächeln würde besser auf sein hübsches Gesicht passen."

Beschämt versuchte ich, den roten Schimmer, der sich dabei über mein Gesicht legte, zu verbergen, aber eines konnte ich nicht verhindern. Und zwar, dass sich bei dieser Aussage ein Lächeln auf meine Lippen schlich.

,,Wusste ich's doch."

Grinsend blickte ich mich um und versuchte die Quelle dieser sanften Stimme ausfindig zu machen, was sich als ziemlich schwierig herausstellte, da außer der Straßenlaterne kein Licht mehr den Teil des Parks erhellte. Dennoch gab ich nicht auf und suchte weiter. Nachdem ich einen Schritt nach vorne gemacht hatte, war ein leises Rascheln links von mir zu hören und diesmal war ich mir sicher, dass es kein Eichhörnchen war.

,,Bleib stehen, bitte", flehte die Stimme, als ich immer näher kam. Dabei klang sie viel schwächer als zuvor, was mir irgendwie Sorgen bereitete. Die Stimme, die eindeutig einem Jungen gehörte, klang heiserer und schmerzerfüllter als noch wenige Sekunden zuvor.

,,Wieso? Geht es dir gut?", fragte ich besorgt, ein komisches Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit.

,,B..Bitte", war alles, was der Junge herausbrachte, seine Stimme nur noch ein Hauch.

,,Es tut mir leid, aber das kann ich nicht tun. Dir geht es nicht gut, ich will dir nur helfen", versuchte ich sanft auf ihn einzureden, während ich langsam immer näher kam. Das Licht der Straßenlaterne reichte kaum noch bis hier her, einzig und allein die Position des Jungen konnte ich ausmachen. An einen dicken Baum angelehnt, lag er hinter einem Busch versteckt in der Wiese.

,,Lass mich dir helfen", flüsterte ich, als von ihm keine Antwort kam, dass komische Gefühl in meinem Magen wurde immer stärker.

,,W...Wie heißt d..du?", wollte der Junge mit schwacher Stimme wissen. Irgendwie spürte ich etwas in meinem Herzen brechen, er klang so schwach, wieso interessierte er sich für meinen Namen?

,,Michael, was ist dein Name, Kleiner?", hauchte ich zärtlich, ein kaum bemerkbares Lächeln auf den Lippen, während meine Augen sich mit Tränen füllten. Es klang, als hätte der Arme kaum noch die Kraft, etwas zu sagen. Er schien so schwach, alles was ich wollte war, ihn in meine Arme zu nehmen und ihn erst dann wieder loszulassen, wenn all seine Schmerzen verschwunden sind. Das ungute Gefühl, dass ich schon weiß, wer sich hier vor mir befand, versuchte ich in dem Moment so gut es geht zu verdrängen.

,,M...Maurice."

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Uhhh....

Die Geschichte neigt sich dem Ende zu. Was sagt ihr dazu?

[1325 Wörter]

Stay 2 [Kürbistumor] ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt