Teil 23

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Die Straßen waren überfüllt mit Menschen und Autos. Unzählige Imbissbuden boten Essen an und der Geruch nach Bratfett mischte sich unter den heißen Geruch erwärmten Teers. Die Sonne brannte fröhlich von ihrem hellblauen Himmel herab und ließ die Temperaturen kräftig ansteigen. 

Die fast schon sommerlichen Temperaturen waren ein großer Umschwung von der Kälte des friedlichen Yukon. Doch nicht nur an die Temperaturveränderung musste er sich gewöhnen. Sondern auch an die vielen Menschen, ihrem hektischen Treiben, dem permanenten Lärm und das dauerhafte tragen von Klamotten. 

Es brauchte ihn einige Tage bis er sich soweit akklimatisierte, dass er durch die Straßen laufen konnte ohne jedem direkt an die Kehle gehen zu wollen. 

Er hatte einen Namen und eine Adresse. Natürlich konnte er nicht sicher sein ob der Name Familienbezogen war oder nicht, aber immerhin wusste er wo er hin musste. 

Wie sich rausstellte lag das Haus, in dem der Jäger leben sollte, gute 50 Kilometer außerhalb der Stadt und wie der Zufall wollte, war sein Quad nicht für die Straße zugelassen. Als Wolf konnte er nicht einfach hinlaufen. Zu viele Menschen liefen in den Straßen umher und es bot sich nicht gerade an als verwandelter Wolf in ein Haus zu spazieren in dem es vor Jägern nur so wimmeln könnte. 

Er dachte gerade an alternative Möglichkeiten, als ihm etwas ganz bestimmtes ins Auge fiel. 

Danach wusste er ganz genau wie er zum Haus kommen konnte. 

***

Er konnte sich ein lässiges Grinsen nicht verkneifen als er das Gaspedal des schwarzen Camaros durch trat und mit Vollgas über die Landstraße raste. Er hatte die Fenster weit geöffnet und der Fahrtwind wehte ihm durch die weichen schwarzen Haare. Er hatte sich gegen die Sonne eine schwarze Sonnenbrille aufgesetzt und genoss die Geschwindigkeit und das glatte Schnurren des Motors. Er liebte diesen Sound jetzt schon. Der ganze Wagen war einfach ein Traum. Die schwarze glänzende Lackierung, die dunkelgrauen Sitze, der kantige Schnitt und der Motor mit 120 PS vollgepackt war. 

Von der Front her sah der Wagen bei der Fahrt aus wie ein knurrendes Monster, dass alles fressen würde das sich ihm in den Weg stellt. Genau nach Dereks Geschmack.  Und genau wie in Coras Vorstellung trug er eine schwarze Lederjacke, eine schwarze Jeans, ein schwarzes Tshirt und schwarze Chucks. 

Wie Derek fand, war die Fahrt viel zu kurz und als er schließlich beim Haus angekommen war, tat es ihm beinahe schon weh aus seinen geliebten neuen  Wagen aus zusteigen. Er steckte sich die Schlüssel in die Tasche und ging auf das Haus zu. 

Es lag ein wenig abseits der Straße zwischen ein paar alten vermoderten Eichen. Das Haus war heruntergekommen und die Farbe war blass und grünlich geworden. Sie blätterte am ganzen Haus von der Fassade ab und die Fensterscheiben waren vereinzelt eingeschlagen worden. Ein großes Loch klaffte im abgenutzten Schieferdach. Die Bäume und Büsche waren zu teilen verwelkt und knochig. Allgemein wirkte es um das Haus herum dunkler und sumpfiger. 

Ein alter Pick-Up stand in der Auffahrt und schien ebenfalls seit Jahren nicht genutzt worden zu sein.  Langsam beschlich ihn das Gefühl das die Adresse womöglich auch gefälscht sein könnte. 

Das konnte doch alles nicht wahr sein. Hatte er den nie Glück?

Er beschloss einen genaueren Blick in das Haus zu werfen, in der Hoffnung doch noch etwas zu den Jägern zu finden.

Das Haus war klein und rustikal eingerichtet worden. Das Erdgeschoss war ein kompletter Raum mit einer offenen Küche, die ins Wohnzimmer führte. Eine dicke Staubschicht hatte sich über all die verwahrlosten Gegenstände und Bücher gelegt und schien das wenige Tageslicht, dass durch die verdreckten Fenster fiel, schier zu verschlucken. Pflanzen wuchsen aus allen möglichen Ritzen und Öffnungen und die Luft roch modrig und abgestanden.

Im Leben eines WerwolfsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt