Verschlafen rieb Stiles sich am nächsten Morgen die Augen und schaute sich verwirrt um. Wo war sein Wolf? Er lag nicht mehr neben ihm und der Platz auf dem er zuvor war, fühlte sich kalt und leer an.
"Derek?" rief er mit rauer Stimme und schaute sich im ganzen Zimmer um. Gähnend streckte er sich und rieb sich die Augen.
"Ich bin noch hier." erschrocken führte Stiles einige Karatebewegungen mit seinen Händen aus als die tiefe belustigte Stimme hinter ihm sprach und hektisch schaute er sich um.
Sein Blick blieb an dem grinsenden Schwarzhaarigen hängen, der nur in Boxershorts bekleidet aus dem Schlafzimmer kam.
"Derek!?" vor Überraschung rutschte Stiles Stimmlage eine Oktave nach oben.
"Was machst du hier? Wo kommst du her??"
Doch anstatt einer Antwort, drehte der Befragte den kleinen schwarzen Plüschwolf in der Hand, von dem Stiles letzte Nacht erzählt hatte. Derek konnte in Stiles Gesicht sehen wie seine Hirn eine mögliche Erklärung zusammen baute, bis es endlich Klick machte.
"Ach du Scheiße!" vor Schreck sprang Stiles auf, vergaß dabei aber völlig das sich seine Beine noch in der Wolldecke befanden und fiel deshalb unsanft, und mit den Armen rudernd nach Halt suchend, zu Boden.
"Du bist der Wolf? Wie zum Henker ist das möglich?" platzte er mit den Fragen hinaus, während er versuchte sich aus seiner Fußfalle zu befreien und sich aufzurappeln.
"Erinnerst du dich noch daran, wie wir damals über Werwölfe diskutiert haben? Du hattest die wildesten Fantasien und Theorien und ich habe dir einfach nur zugehört. Du wolltest immer meine Meinung wissen, nun ja, das ist sie." er machte eine umfassende Gestik und deutete auf sich selbst.
"Warte warte warte! Du willst mir also sagen du bist ein Werwolf? Ein richtiger Werwolf? Mit Klauen und Reißzähnen? So ein Werwolf?" ein Bild des Unglaubens aber auch der erhofften Erwartung, dass es stimmt was Derek sagte, zeichnete sich in Stiles Gesicht ab.
"In so einen Werwolf kann ich mich erst seit fünf Jahren verwandeln, aber ja. So ein Werwolf." antwortete er grinsend. Stiles bekam den Mund vor Staunen gar nicht mehr zu und es dauerte einige Moment bis er wieder sprechen konnte.
"Das ist ja der Wahnsinn! Du musst mir alles erzählen! Wie ist das so als Wolf? Bist du schon immer einer gewesen oder wurdest du erst einer? Schnupperst du auch anderen Menschen am Hintern?" rief Stiles begeistert aus und stand nun mehr oder weniger wieder sicher auf seinen Füßen.
"Was? Nein du, Idiot." erwiderte er nur belustigt und begab sich wieder zu Stiles.
"Ich hätte wirklich nicht gedacht dass du ihn noch hast." lenkte Derek das Thema auf den kleinen Plüschwolf. Sofort verschwand Stiles Enthusiasmus und machte einem Ausdruck der Schuld Platz.
"Er hat mich an dich erinnert und ich konnte ihn nicht einfach wegwerfen. Es war das einzige was ich von dir hatte und er... er bedeutet mir einfach zu viel." gab Stiles leise zu und traute sich nicht, Derek dabei in die Augen zu sehen.
"Hör zu Derek, ich weiß ich habe echt Mist gebaut. Ich hab dich verletzt, ohne Grund. Ich hätte mit dir reden sollen, doch das hab ich nicht. Ich war ein riesiger Idiot und es-"
"Schon gut." unterbrach ihn Derek in seiner versuchten Entschuldigung.
"Aber ich-" setzte Stiles überrascht erneut an, doch der Wolf fiel ihm wieder ins Wort.
"Es ist Ordnung. Meine Schwester hat mir alles erzählt. Du konntest nichts dafür. Vielleicht war es auch besser so, dass du nicht mit mir geredet hast. Der Grund für ihr Verhalten war der, das ich dir vertraut habe. Sogar so sehr das ich dir erzählen wollte was wir sind, und das wollte sie unbedingt verhindern. Ich gebe dir also nicht die Schuld an all dem." Derek hatte gestern viel Zeit zum Nachdenken, seit dem er Stiles getroffen hatte und das Verhalten seines Wolfes zeigte ihm nur, was er schon wusste. Es gab keinen Grund für ihn Stiles für etwas die Schuld zu geben, woran allein seine Schwester schuld war. Sein Verhalten war nur menschlich. Sein Instinkt tat nur dass was es im Angesicht eines Raubtieres tun sollte, die Flucht ergreifen.
"Also wusste Paige nicht was du bist?" fragte Stiles schon beinahe schüchtern.
"Niemand wusste es." er schaute ihn aus klaren grünen Augen an.
"Aber wieso zeigt du es dann jetzt mir?"
"Weil ich dir vertraue. Nach wie vor. Wieso glaubst du habe ich dir diesen Wolf geschenkt? Im Kindergarten wusste ich nicht wieso ich dir unbedingt dieses Kuscheltier schenken wollte, aber als meine Eltern ihn mir wieder gegeben haben, wusste ich das du ihn haben solltest. Auch wenn es dir zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst war, war dieser Wolf ein Symbol und für mich ein wichtiger Meilenstein. Noch nie zuvor habe ich jemanden so nah an mich rangelassen und ihm so weit vertraut ihm zu zeigen was ich bin. Ich muss gestehen, dass es mich überrascht hat, als du meintest ich hätte in deiner Gegenwart geknurrt. Darüber war ich mir nicht einmal bewusst, aber mein Wolf schien dir ebenfalls zu vetrauen, denn das habe ich noch nie vor Menschen getan." er platzierte den Wolf auf einem Regal und schaute wieder zu Stiles.
"Und ich hab dich einfach im Stich gelassen..." starr vor Schuldgefühlen schaute Stiles zu Boden.
"Stiles du konntest nichts dafür."
"Doch. Ich hätte mit dir reden sollen. Ich hätte wissen müssen, das du mich niemals betrügen würdest. Das du mir nie wehtun würdest. Du hast mir so sehr vertraut und sieh an was ich getan habe. Ich habe dich verlassen." eine Träne glänzte im Augenwinkel seiner bernsteinfarbenen Augen, als er anfing sich selbst die Schuld für alles zu geben. Das wurde dem Wolf zu viel. Der Anblick dem Stiles ihm bot, zerriss ihm fast das Herz.
"Stiles, bitte hör auf zu weinen. Es war nicht deine Schuld." mitfühlend und tröstend zog er ihn in seine Arme und streichelte beruhigend über seinen Rücken.
"Ich hab dich so sehr vermisst." nuschelte er schniefend an Dereks Schulter.
"Ich dich auch." Derek konnte sich selbst nicht erklären, woher die Sanftheift für Stiles plötzlich herrührte. Er war immer davon ausgegangen das, sollte er Stiles je wieder sehen, er ihn vor Wut in der Luft zerpflücken würde, doch dem war nicht so.
Im Moment genoss er nichts mehr, als seinen geliebten Menschen wieder im Arm halten zu dürfen.
Minutenlang hielt er Stiles im Arm, bis dieser wieder zur Ruhe gekommen ist. Vorsichtig zog Stiles seinen Kopf zurück und strich dabei sanft mit seiner Wange über Dereks. Er berührte seine Nasenspitze mit seiner und wagte einfach den Versuch. Ganz langsam und leicht wie eine Feder, vereinte er ihre Lippen zu einem kurzen innigen Kuss.
Ängstlich löste er sich wieder von Derek und blickte prompt in zwei böse funkelnde rote Augen und erschrocken wich er zurück. Kam jedoch nicht weit, da Derek ihn immer noch im Arm hielt.
"Ich... Ich... " begann er zu stammeln und Derek konnte seine Ernsthaftigkeit nicht länger aufrecht erhalten und fing an zu lachen.
"Du Arsch! Mir wär fast mein Herz aus der Brust gesprungen!" spielerisch, aber erleichtert, schlug er Derek auf denn Brustkorb, wodurch dieser noch mehr lachen musste.
"Ich weiß, ich habs gehört." neckte er den Braunhaarigen und küsste ihn erneut. Diesmal jedoch länger und leidenschaftlicher.
Irgendwann fehlte Stiles der Atem und er musste sich mehr oder weniger freiwillig von dem Wolf trennen.
Er ließ seinen Blick über den athletischen Körper von Derek wandern und blieb schließlich an dessen einzigstes Bekleidungsstück hängen. Fragend runzelte er die Stirn.
"Entweder ist das meine Boxershorts oder du bist zu einem Batman Fan mutiert."
"Es ist deine. Meine Kleidung liegt in meinem Wagen, der immer noch am Strand steht und ich wollte nicht unbedingt nackt rum rennen."
"Also mir würde es absolut nichts ausmachen." versicherte Stiles ihm mit einem schelmischen Grinsen.
"Das dachte ich mir. Dennoch würd ich gern meinen Wagen zurück holen."
"Also gehört dieser unglaublich schicke Camaro dir?" fragte Stiles erstaunt nach.
"Natürlich. Oder denkst du ich bin als Wolf durch San Francisco gelaufen?"
"Wär möglich. Wie wärs damit? Ich mach uns was zu essen und danach bringe ich dich zu deinem Auto und du erzählst mir alles über dich und dein Dasein als Werwolf." schlug Stiles begeistert vor.
"Einverstanden." er küsste Stiles noch einmal zur Bestätigung und folgte ihm dann in die Küche.
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Im Leben eines Werwolfs
FanfictionWie verrückt kann das Leben eines Werwolfes werden, wenn er versucht seine animalische und menschliche Seite unter einem Hut zu bekommen? Für Derek war diese Frage nie ein Thema. Er hat es immer mit Leichtigkeit geschafft, seine beiden Seiten gleic...